Zuerst impfen, dann verreisen
Eine Reise in ferne Länder kann für die Gesundheit riskant sein: In den Tropen sind viele Erreger heimisch. Impfungen beugen dem Schlimmsten vor – doch man muss rechtzeitig planen.
aktualisiert am 7. Juni 2018 - 15:14 Uhr
Schweizerinnen und Schweizer leiden an Reisefieber: Viele von ihnen zieht es oft in wärmere, südliche Gegenden. Doch gerade tropische und subtropische Länder und Zonen gelten als Gefahrenherd: Dort lauern Infektionserreger, die die Gesundheit massiv angreifen können.
Die Ratschläge der Experten zu befolgen kann vor miesen Reisesouvenirs schützen – und unter Umständen gar lebenswichtig sein. Viele Infektionskrankheiten können ohne Impfung einen schweren Verlauf nehmen, einige sogar tödlich enden. Dabei lässt sich das Infektionsrisiko durch einfache Vorsichtsmassnahmen im Reiseland vermindern. Dazu gehören: Hände regelmässig waschen; nur Mineralwasser aus versiegelten Flaschen trinken; nur gekochte Speisen essen sowie bei sexuellen Kontakten Präservative gebrauchen.
Die richtigen Vorkehrungen treffen kann nur, wer auch die möglichen Risiken kennt. Die optimale Vorbereitung beginnt deshalb mit der gründlichen Information über das Reiseland und die dortige Gesundheitsvorsorge. Hinweise dazu finden sich auf Internetseiten wie www.safetravel.ch. Verlassen sollte man sich nur auf unabhängige oder offizielle Quellen wie behördliche Stellen, Impfzentren oder Tropeninstitute.
Bei den meisten Schweizerinnen und Schweizern liegt zuhause noch der Impfausweis in Papierform herum. Es gibt jedoch auch eine elektronische Version und die wird immer beliebter: bereits über 150'000 Personen haben ihr Dossier online hinterlegt. Der elektronische Impfausweis soll in Zukunft zur Norm werden und die Papiervariante ablösen, wie das Bundesamt für Gesundheit mitteilt.
Für Patientinnen und Patienten bietet die elektronische Variante viele Vorteile: man verliert das Dokument nicht mehr und kann jederzeit darauf zugreifen. Zusätzlich kann man sich per SMS oder E-Mail informieren lassen, sobald eine Auffrischung des Impfschutzes nötig wird.
Aktuell: Auf der Webseite www.meineimpfungen.ch können Interessierte kostenlos ihren physischen Impfausweis elektronisch validieren lassen.
Doch selbst die beste Reisevorbereitung kann den Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Mindestens sechs bis acht Wochen vor der Reise sollte man ein Beratungsgespräch vereinbaren. Denn gewisse Impfungen benötigen mehrere Impfdosen.
Doch Auch Spontanreisende, die sich für eine Last-Minute-Reise entscheiden, sollten davor unbedingt einen Arzt aufsuchen (Impfausweis mitnehmen!). Die weitverbreitete Meinung, die verbleibende Zeit reiche sowieso nicht aus, um sich noch impfen zu lassen, stimmt so nicht. «Besser spät als nie», lautet die Empfehlung der Fachleute.
Ist die Zeit knapp, besteht die Möglichkeit einer Auffrischimpfung, die rasch einen genügenden Schutz bietet. Ausserdem existieren beschleunigte Impfschemata, bei denen Impfungen in kurzer Zeit durchgeführt werden können. Heute lassen sich mehrere Impfungen gleichzeitig vornehmen.
Vor Reiseantritt sollten alle in der Schweiz üblichen Basisimpfungen wie Masern, Mumps, Röteln, Windpocken oder Hepatitis B den aktuellen Empfehlungen entsprechen. Fehlende Basisimpfungen müssen nachgeholt werden. Erwachsene sollten alle 20 Jahre ihren Schutz gegen Diphtherie und Tetanus auffrischen. Impfen lassen kann man sich ausser bei der Hausärztin auch bei einem Tropenarzt oder in einem Impfzentrum. Einzig die Gelbfieberimpfung wird nur in Impfzentren und von bestimmten Impfärztinnen durchgeführt.
Ob Impfungen bei Auslandsreisen angezeigt sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Von den Einreisevorschriften des entsprechenden Landes, aber auch von den reise- und umgebungsspezifischen Aspekten.
- ob man zu einem Städtetrip nach New York oder zu einer Expedition ins Amazonasgebiet aufbricht, macht einen Unterschied; die epidemiologische Lage vor Ort ist komplett verschieden.
- Auch die Aufenthaltsdauer (sind es Kurzferien oder ist es ein sechsmonatiger Aufenthalt?) sowie der Reisestil (ist es eine Trekkingreise oder wird in Fünfsternehotels logiert?) müssen in die Überlegungen miteinbezogen werden.
Nicht zuletzt entscheiden persönliche Kriterien über die Notwendigkeit von Impfungen: etwa das Alter des Reisenden (Kleinkind oder Senior), der allgemeine Gesundheitszustand, eine mögliche Schwangerschaft, bestehende Allergien oder Impfunverträglichkeiten sowie die Medikamente, die man bereits einnimmt.
Während einige Impfungen allen Reisenden empfohlen werden, sind andere abhängig von der Wahl des Reiselands und den Reisebedingungen. Auf der Website www.safetravel.ch kann man sich einen Überblick über die jeweiligen Impfvorschriften des Reiselands verschaffen. Die Auflagen werden durch das Land erlassen und laufend an die bestehenden Risiken angepasst. Die meisten Länder richten sich nach den Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation, welche die aktuellen Infektionsherde und Endemiegebiete regelmässig bekanntgibt.
Die Gelbfieberimpfung beispielsweise wird für alle Reisenden in die Amazonasregionen, nach Zentralamerika und in Gebiete südlich der Sahara empfohlen. Für einige west- und zentralafrikanische Regionen ist die Impfung obligatorisch. Eine Schutzimpfung gegen Gelbfieber ist auch kurz vor einer Last-Minute-Reise wirksam, selbst wenn die Reise in weniger als zehn Tagen beginnt. Wissen sollte man allerdings, dass sich der Impfschutz erst langsam aufbaut und der vollständige Schutz erst frühestens eine Woche nach der Impfung erreicht ist.
Für Reisen in Risikoländer – dazu zählen Mittel- und Südamerika, Afrika, Osteuropa oder Asien – wird die Hepatitis-A-Impfung empfohlen. Sie bietet einen wirksamen Schutz: Bereits zwei Wochen nach der ersten Injektion besteht bei 95 bis 99 Prozent der geimpften Personen ein Antikörperschutz.
Das Hepatitis-A-Virus, das eine Leberentzündung verursacht, kommt zwar weltweit vor; am häufigsten aber dort, wo die sanitären Bedingungen schlecht und die Trinkwasserkontrollen mangelhaft sind. Übertragen wird es durch verunreinigtes Trinkwasser, nur ungenügend gekochte Nahrung oder durch Kontakt mit infizierten Personen.
In der Praxis bedeutet dies: nur Getränke aus versiegelten Flaschen, gut gekochte, noch heisse Speisen und Früchte, die man selber geschält hat. «Peel it, cook it or leave it» (schäl es, koch es oder vergiss es) – die simple Regel, die jeder Rucksacktourist verinnerlicht haben sollte, gilt es in Risikoländern strikt zu befolgen. Das bedeutet konsequenterweise auch den Verzicht auf Eiswürfel, Glacé, Salat, Fruchtsalat, Kleingebäck und Milchprodukte.
Durch verschmutztes Trinkwasser oder verseuchte Lebensmittel kann man sich auch mit Thyphus anstecken. Die Infektion wird durch ein Bakterium aus der Familie der Salmonellen verursacht und äussert sich zu Beginn durch hohes Fieber , Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und oft auch Hautausschlag; gefolgt von starkem Durchfall. Behandeln lässt sich die Krankheit mit Antibiotika.
Doch so weit muss es nicht kommen. Wer in Entwicklungsländern unterwegs ist – vor allem bei schlechten hygienischen Bedingungen – oder plant, sich in einem solchen Land länger als 30 Tage aufzuhalten, sollte sich vorgängig gegen Typhus impfen lassen. Bei Reisen in Hochrisikoländer wie Pakistan, Bangladesch, Nepal, Indien oder Indonesien wird die Impfung ebenfalls empfohlen.
Noch keine Impfung gibt es gegen Malaria, eine Krankheit, die in vielen tropischen und subtropischen Ländern verbreitet ist. In Hochrisikogebieten ist die Einnahme von Malariamedikamenten unerlässlich, so die Eidgenössische Kommission für Impffragen. Je nach Medikament muss die Einnahme über einen festen Zeitraum erfolgen, da sonst die Wirksamkeit nicht gewährleistet ist.
Doch mit der medikamentösen Vorsorge allein ist es nicht getan. Der bestmögliche Schutz ergibt sich nur kombiniert mit weiteren Massnahmen vor Ort, der sogenannten Expositionsprophylaxe. Die beste Vorsichtsmassnahme ist immer noch, sich gegen die nachtaktiven Mücken, die Malaria übertragen, zu schützen – durch Moskitonetze, Kleidung und wirksame, tropentaugliche Sprays.
Die Impfungen, die für Reisende bestimmt sind, werden nicht von der Grundversicherung übernommen (wobei einige Zusatzversicherungen auch diese Kosten übernehmen). Nur die im schweizerischen Impfplan empfohlenen Basisimpfungen werden durch die obligatorische Krankenkasse vergütet.
Neben diesen Krankheitserregern in Risikogebieten gibt es aber auch leichte Beschwerden, die auf Reisen vorkommen können. Zuoberst auf der Liste der unerwünschten Nebenwirkungen stehen Entzündungen der oberen Atemwege, sprich: banale Erkältungen oder Grippe .
An zweiter Stelle folgt Durchfall , eine an sich ungefährliche Erkrankung, die durch Mikroorganismen in Speisen oder Wasser verursacht wird und sich wie viele Infektionskrankheiten durch minimale Massnahmen verhindern liesse: durch Hygienebewusstsein sowie eine erhöhte Vorsicht beim Essen und Trinken.
Wichtig:
- Nehmen Sie den Impfausweis auch auf die Reise mit.
- Lassen Sie sich vom Hausarzt oder Apotheker eine Reiseapotheke für das entsprechende Land zusammenstellen. Grundsätzlich raten Fachleute zwar davon ab, sich ohne Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker selbst zu behandeln. Allerdings bleibt Reisenden manchmal nichts anderes übrig, als auf eine Selbstmedikation zurückzugreifen.
Medizinische Reisevorbereitung
www.safetravel.ch: reisemedizinische Beratung
www.infovac.ch: Informationen und Beratungen zu Impffragen
www.osir.ch: Ostschweizer Infostelle für Reisemedizin
www.swisstph.ch: Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut in Basel berät Reisende, die Aufenthalte in den Tropen planen, informiert über Präventivmassnahmen, betreut Patienten, die aus tropischen oder subtropischen Ländern zurückgekehrt sind und verfügt über einen 24-Stunden-Dienst für Notfälle.
www.ebpi.uzh.ch: Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. Das Zentrum für Reisemedizin in Zürich bietet Reiseberatung für alle. Keine Anmeldung notwendig (dienstags, samstags und sonntags geschlossen). Tonbandauskunft (unentgeltlich): Tel. 044 634 51 51; telefonische Impfberatung: Tel. 0900 57 51 31 (CHF 2.69/Minute für Anrufe aus dem Festnetz)
www.bag.admin.ch: Bundesamt für Gesundheit. Informationen und Merkblätter zu den einzelnen Impfungen.
www.who.int: World Health Organization. Informationen zu Gesundheit, Infektionsherden und Impfempfehlungen
Politische Länderinformationen
www.eda.admin.ch/reisehinweise: Reisehinweise des Bundes in den Bereichen Politik und Kriminalität