«Eine Gebühr löst das Problem nicht»
Im Kanton Zürich sollen Patienten beim Eintritt in die Notaufnahme 50 Franken zahlen müssen. Das treffe die Falschen, sagt Expertin Anne Bütikofer.
Veröffentlicht am 14. Oktober 2019 - 09:57 Uhr
Beobachter: Der Zürcher Kantonsrat will eine Gebühr von 50 Franken für Notaufnahmen an Spitälern einführen. Was sagen Sie dazu?
Anne Bütikofer: Wir vom Spitalverband sind klar dagegen. Eine Gebühr löst das Problem der überfüllten Notfallstationen nicht.
Wieso nicht?
Es ist der falsche Ansatz. Eine Notfallgebühr belastet vor allem die Ärmsten, alte Menschen und chronisch Kranke
.
Patienten sollen die Gebühr nicht zahlen müssen, wenn sie zuvor die Notfallnummer angerufen haben oder von Arzt oder Sanität überwiesen wurden. Das schlägt Daniel Häuptli (GLP) in seiner Motion vor. Wie sehen Sie das?
Das Personal in den Notfallstationen hat Wichtigeres zu tun, als zu überprüfen, ob vorgängig die Notfallnummer
gewählt wurde. Die Verrechnung einer Notfallgebühr bedeutet für die Spitäler zudem einen zusätzlichen administrativen Aufwand. Wie wird das entschädigt? Wem kommt die Notfallgebühr zugute? Ausserdem würde eine Notfallgebühr neue Fehlanreize setzen.
Wieso?
Patienten könnten unnötigerweise stationäre Behandlungen verlangen, um die Gebühr zu umgehen. Kranke und Verunfallte müssen selbst einschätzen, ob ihnen eine Apotheke, ein Hausarzt oder ein Spitalnotfall helfen kann. Patienten mit einer Gebühr abzuschrecken würde auch bedeuten, die freie Arzt- und Spitalwahl
zu umgehen.
Häuptli will die Gebühr als «Busse» behandeln, um nicht gegen Bundesrecht zu verstossen. Was halten Sie davon?
Es ist nicht Sache des Spitalverbands, das juristisch zu beurteilen. Doch es zählt zu den Grundrechten, dass man in einer Notfallstation Hilfe suchen kann. Wer solche braucht, sollte nicht mit einer «Busse» bestraft werden.
Was wäre eine bessere Lösung, um die Notaufnahmen zu entlasten?
Spitäler haben schon vor einigen Jahren angefangen, bei Eintritt in den Notfall eine Triage durchzuführen
, um zwischen leichten, mittelschweren und schweren Fällen zu unterscheiden. Zudem wurden Notfallpraxen vorgelagert oder an wichtigen Punkten angeboten, etwa in Bahnhofsnähe. Das System funktioniert sehr gut und hat die Notfallstationen bereits deutlich entlastet.
3 Kommentare
Guten Tag was ist mit den Patienten die vom Hausarzt in den Notfall geschickt werden weil der Hausarzt keine Kapazität hat?
So ist es meiner Tochter passiert. Hausarzt hatte keinen Termin frei auch keinen Notfall-Termin und schickte Sie weiter in den Notfall.
Hausarzt ist ein Doktorzentrum .Als Ich nachfragte warum meine Tochter weiter geschickt wurde. Sagte die Ärztin das Sie ein grosses Gebiet abdecken müssten weil viele Hausarztpraxis zugemacht haben .
Und dan wundert man sich das viele in den Notfall gehen wenn es keine Hausärzte mehr hat oder zu wenig ??
Eine Notfallgebühr zu bezahlen ist wieder eine Schnappsidee! Wir bezahlen um Unmengen an Krankenkasse Gebühren, da müssen andere Lösungen hin! Hausärzte sollen Notfalldienste anbieten. Es soll vermehrt Ambulatorien geben. Aber Gebühren zu erheben ist keine Lösung sondern gefährdet Menschenleben. Für Alte und Arme und Familien wird so der Zugang zur Gesundheit zum Hindernis, Bei hoher Prämien noch 50.— dazu, dann werden diejenigen die besonders gefährdet sind weg bleiben. Die sterben dann zunehmend an Herzinfarkten damit löst sich das Problem dann auch.
am Eingang muss eine erste Triage gemacht werden. Alle dürfen kommen. Echte Notfälle werden hier behandelt, die Kasse zahlt voll. Fälle die auch vom Hausarzt behandelt werden könnten werden in eine angeschlossene Praxis geführt und behandelt- sie bezahlen jedoch 60 % mindestens selbst.
Bagatellfälle werden auch in dieser Praxis behandelt- bezahlen jedoch 100% . so überlegen sich diese Leute in Zukunft ob sie noch mal in eine Notaufnahme gehen ohne triftigen Grund