Frust mit der Liebeslust
Geschlechtskrankheiten wie Syphilis und Tripper sind wieder auf dem Vormarsch – auch in der Schweiz. Man kann eine zunehmende Präventionsmüdigkeit beobachten.
aktualisiert am 24. August 2017 - 15:01 Uhr
Christoph Kolumbus brachte nicht nur die Kartoffel nach Europa, sondern auch den Syphiliserreger. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts und das 16. Jahrhundert hindurch verbreitete die Seuche Angst und Schrecken. Erst mit dem Penizillin bekam die Menschheit ein Mittel gegen die Krankheit, so dass sie im 20. Jahrhundert in Europa immer seltener wurde. Bessere hygienische Bedingungen, wirksame Antibiotika und der im Aidszeitalter vermehrte Gebrauch von immer besseren Kondomen dämmten die «Lustseuchen» Syphilis und Tripper massiv ein. Mit den Safer-Sex-Kampagnen gegen Aids schienen die klassischen Geschlechtskrankheiten zu verschwinden. Die Syphilis wurde so selten, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 1999 sogar die Meldepflicht abschaffte. Diese wurde jedoch nach einem erneuten Anstieg der Krankheit 2006 reaktiviert. In der Zwischenzeit sind die Zahlen an Syphilis-Neuerkrankungen zwar stagnierend, dennoch auf sehr hohem Niveau: So stecken sich in der Schweiz jährlich rund 650 Menschen mit dem Syphilis-Erreger an.
Auch generell gibt es eine Zunahme von sexuell übertragbaren Infektionen. Zum Beispiel bei der immer noch meldepflichtigen Gonorrhö (Tripper). So haben sich 2014 seit Jahresanfang 954 Menschen infiziert, dieses Jahr waren es bereits schon 1466.
Besonders beunruhigend: Ein Hinweis für den Wiederanstieg der Krankheit kann sein, dass vermehrt ungeschützter Sex praktiziert wird, da es Anzeichen gibt, dass Safer Sex für manche nicht mehr so selbstverständlich ist. Ein Grund dafür kann sein, dass durch die neuen Therapien Aids nicht mehr unbedingt tödlich ist und sich viele Menschen die Prävention nicht mehr ganz so zu Herzen nehmen. Ungefährlich ist die Situation nicht. Denn bei einer sexuell übertragbaren Infektion steigt auch das Risiko, sich mit HIV anzustecken. Zwar schützt Safer Sex vor Aids, aber nicht vollständig vor Gonorrhö, Syphilis oder den etwas harmloseren Chlamydien. Allerdings gilt: Solange es sich um heilbare Krankheiten handelt, ist es vor allem wichtig die Symptome zu kennen und bei Verdacht zum Arzt zu gehen.
Bis jetzt sind die meisten klassischen Geschlechtskrankheiten mit Antibiotika gut behandelbar. Aber das könnte sich ändern. Schon heute existieren in Afrika und Asien Gonokokkenstämme, also Trippererreger, denen Penizillin nichts mehr anhaben kann. Deshalb werden andere Antibiotika zur Tripper-Behandlung empfohlen, bei dieser zwei verschiedene Antibiotika in Kombination angewendet werden. Zudem sind manche Erreger auch schon gegen manche Antibiotika resistent. Deshalb erfolgt häufig - zusätzlich zum Antibiotikum - eine Behandlung mit Doxycyclin, da Tripper meist mit einer Chlamydieninfektion verbunden ist.
Geschlechtskrankheiten kann man nur dann zu 100 Prozent vorbeugen, wenn man vollständig auf Geschlechtsverkehr verzichtet und nicht in Kontakt mit Körperflüssigkeiten anderer Personen kommt.
Dennoch geht das Risiko, sich oder andere mit einer sexuell übertragbaren Krankheit wie Syphilis (Lues), Gonorrhoe (Tripper) oder weichem Schanker (Ulcus molle) anzustecken, nahezu gegen null, wenn Sie einige wichtige Punkte beachten:
- Kondome schützen vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten.
- Eine regelmässige (aber nicht übertriebene) Intimhygiene verringert das Risiko, sich anzustecken. Waschen Sie sich im äusseren Genitalbereich nur mit Wasser oder mit einer pH-neutralen Seife. Auf aggressive Seifen oder Spülungen sollten Sie dabei verzichten.
- Bei Beschwerden wie z.B. Hautveränderungen, Juckreiz oder Brennen im Intimbereich sollten Sie einen Arzt aufsuchen, damit er Sie gegebenenfalls frühzeitig behandeln kann. Verzichten Sie in dieser Zeit auf ungeschützten Geschlechtsverkehr, damit Sie Ihren Partner nicht anstecken.
- Einigen Virusinfektionen, die unter anderem beim Sex übertragen werden, wie beispielsweise Hepatitis A und B, kann man auch durch eine Impfung vorbeugen. Desweiteren kann eine HPV-Impfung vor einer Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) schützen und so das Risiko verringern, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.
Personen, die Drogen konsumieren, sollten den gemeinsamen Gebrauch von Spritzen und Nadeln vermeiden.
Besonders wichtig sind diese Punkte bei häufig wechselnden Sexualpartnern. Wer in einer festen Beziehung ist, sollte zu Beginn des Sexualkontakts Geschlechtskrankheiten ausschließen und sich bei eventuellen sexuellen Kontakten außerhalb der Beziehung entsprechend schützen.
Kondome
Das einfachste und wichtigste Mittel, um Geschlechtskrankheiten vorzubeugen, ist das Verwenden von Kondomen – sowohl bei oralem, vaginalem als auch analem Geschlechtsverkehr. Ein Frauenkondom(Femidom) schützt ebenfalls vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis (Lues) oder Gonorrhoe (Tripper).
Verwenden Sie nur Kondome, welche eine CE-Kennzeichnung (Qualitätsmerkmal) und ein gültiges Haltbarkeitsdatum aufweisen. Damit das Kondom nicht reisst, empfiehlt sich ein Gleitmittel – bei Latexkondomen ist es wichtig, darauf zu achten, dass das Gleitmittel keine Fette oder Öle enthält. Ideal sind daher Gleitmittel auf Wasserbasis.
Reisst das Kondom dennoch, sollte bei Oralverkehr zunächst der Mund ausgespült, bei Vaginal- oder Analverkehr die Genitalregion abgespült werden. Anschliessend sollte man einen Arzt aufsuchen – er kann eine entsprechende Vorsorge gegen viele Geschlechtskrankheiten veranlassen.
Kondome können das Risiko einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten erheblich reduzieren, jedoch nicht 100-prozentig ausschliessen. Das liegt darin begründet, dass einige Geschlechtskrankheiten über engen Hautkontakt übertragen werden können. Ansteckende Hautveränderungen wie Herpesbläschen, Syphilis-Geschwüre oder Feigwarzen können sich darüber hinaus an Körperstellen befinden, die nicht durch das Kondom geschützt werden. Ausserdem sind sie nicht immer sichtbar.
Impfung gegen Hepatitis A
Auch gegen Hepatitis A steht ein Impfstoff zur Verfügung. Ärzte empfehlen die Impfung für alle, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, unter anderem auch für Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern und Männern, die Sex mit Männern haben.
Impfung gegen Hepatitis B
Einer Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus können Sie mit einer Schutzimpfung vorbeugen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt, Kinder ab dem zweiten Lebensmonat gegen Hepatitis B zu impfen. Je nach verwendetem Impfstoff sind drei bis vier Impfungen notwendig, bis der Impfschutz vollständig ist. Es ist empfehlenswert, die Impfung alle zehn Jahre aufzufrischen.
Hepatitis B können Sie darüber hinaus auch vorbeugen, indem Sie Kondome verwenden. Da das Hepatitis-B-Virus jedoch sehr leicht übertragbar ist, bleibt ein Restrisiko bestehen.
Impfung gegen HPV
HPV (Humanes Papilloma Virus) zählt als eine der Hauptursachen für Gebärmutterhalskrebs(Zervixkarzinom). Die Impfung gegen HPV schützt am effektivsten, wenn sie vor dem ersten Sexualkontakt erfolgt. Empfohlen wird sie demnach Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren.