Kürzlich wurde aus meinem Milchkasten ein Paket gestohlen Hotline-Frage Paket gestohlen – wer zahlt? . Ein ziemlich wertvolles noch dazu. Der Ärger war gross, das Bedürfnis nach einer angemessenen Reaktion auch.

Anruf beim Kundendienst. «Das tut uns leid, aber da können wir nichts machen. Wir haben das Paket ordnungsgemäss abgeliefert. Die Verantwortung liegt bei Ihnen. Haben Sie eine Versicherung?»

Klar, habe ich, natürlich mit Selbstbehalt. Also machte ich mich selbst auf die Suche, hängte in der Nachbarschaft Zettel auf, appellierte an das Gewissen der Täterin oder des Täters. Vergebens, Dieb und Diebesgut blieben unauffindbar. Dafür stiess ich online auf eine Werbung der Post: «Selten zu Hause? Versenden und empfangen Sie Ihre Post, wann und wo Sie wollen.» Noch deutlicher wurde die Frau im TV-Spot: «Wenn ich mal nicht daheim bin, kann ich mein Päckli einfach ins Atelier umleiten. Nicht schlecht, oder?»

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Nicht schlecht, dachte ich mir. PickPost – und meine Pakete sind künftig sicher. Zumal ich gerade einige erwartete. Sie wissen schon: Adventszeit, Weihnachten und so. Ein Kind, mehrere Patenkinder, dazu Nichten und Neffen.

Problem 1: Wann und wo ist kompliziert

Schnell wurde bei der Anmeldung klar: Einfach wird das nicht. Eine dauerhafte Umleitung zur PickPost-Stelle im Grossverteiler nebenan wäre zwar praktisch, steht aber nicht zur Auswahl. Immerhin: Fortan würde ich jedes Paket per Internet einzeln steuern können.

Drei Versuche scheiterten.

War eine Sendung unterwegs, wurde ich zwar benachrichtigt und gefragt, wohin das Paket gehen soll. Ich wählte: PickPost-Stelle im Grossverteiler nebenan. Das Päckli landete in meinem Milchkasten.

Anruf beim Kundendienst. «Sie müssen bei einer Bestellung bereits die gewünschte PickPost-Stelle angeben. Und ihre Identifikationsnummer. Die finden Sie in ihrem Onlineprofil. Sonst klappt das nicht.»

Ich hatte verstanden. «Einfach ins Atelier umleiten» geht also nicht, und schon gar nicht, wann und wo ich will. Nein, so ein flexibler Empfang will wohl gut geplant sein, je nach Sendung schon Wochen im Voraus.

Problem 2: Urdorf ist nicht Zürich-Wiedikon

Bei der nächsten Bestellung machte ich alles richtig. Ich schrieb «XY1234», meine Identifikationsnummer zu meinem Namen und «PickPost-Stelle im Grossverteiler nebenan» ins Adressfeld. Bald erhielt ich Nachricht. 14:34 Uhr: Paket in der PickPost-Stelle im Grossverteiler nebenan angekommen.

Besuch im Grossverteiler nebenan. «Nein, da ist leider nichts gekommen, tut mir leid. Oft werden die SMS aber zu früh verschickt, kommen Sie in ein, zwei Tagen wieder.»

Foto Adresse auf Paket

Korrekter kann die Adresse nicht sein.

Quelle: ZVG

Drei, vier Tage später checkte ich den Sendungsverlauf im Netz. Und staunte: Mein Päckli hing seit einer Woche in einer Schlaufe. Bereits zehn Mal war es zwischen «8520 Frauenfeld Paketzentrum», «8902 Urdorf Sortierstelle» und «PickPost-Stelle: 8902 Urdorf Distributionsbasis» hin und her verschoben worden.

Anruf beim Kundendienst. Bitte geben Sie mein Paket frei. Danke.

Sendungsverlauf Paket

Paket auf Odyssee: 10 Mal wurde es zwischen Paketzentrum, Sortierstelle und Distributionsbasis hin und her geschickt.

Quelle: Screenshot
Problem 3: Ein Paket ist kein Brief, und umgekehrt

Dass es seither zweimal reibungslos funktioniert hat, will ich nicht verschweigen. Ebenso wenig, dass eines der Kinder – Sie erinnern sich: viele Patenkinder Gotte und Götti Ein Ehrenamt mit Tücken , Nichten, Neffen – irgendwie vergessen gegangen war. Daher eine kleine Nachbestellung im Kinderladen. Nur noch ein T-Shirt statt fünf. Ein Couvert reichte. Geschickt wurde es an die gleiche Adresse wie das letzte Paket: an die PickPost-Stelle im Grossverteiler nebenan.

Was ich noch nicht wusste: PickPost ist vor allem für Pakete und eingeschriebene Briefe vorgesehen. Bevor das Couvert beim Grossverteiler auftauchte, war es zehn Tage lang verschollen. Das nenne ich wirklich flexibel.

«Für dumm verkauft»

Etikettenschwindel, falsche Preisangaben, haarsträubende Werbung oder sonst ein Reinfall: Für Ärger von Konsumentinnen und Konsumenten ist leider nur allzu häufig gesorgt. Auch Beobachter-Redaktorinnen und -Redaktoren fühlen sich öfters für dumm verkauft. Was sie dabei erleben, lesen Sie unter dieser Rubrik.

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Dominique Strebel, Chefredaktor
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