E-Bike bezahlt, aber nicht erhalten
Kunden des E-Bike-Händlers Back2Green berichten von Lieferzeiten, die Monate länger sind als vereinbart.
Veröffentlicht am 6. Juni 2019 - 21:03 Uhr,
aktualisiert am 24. August 2020 - 16:17 Uhr
Im Juni 2020 haben die chronischen Zahlungsprobleme von Back2Green Schweiz zum Konkurs geführt, wie der Blick berichtet hat. Weiter bestehen wird Back2Green Deutschland. Verantwortlich dafür sind André Börngen und Dirk Hutzfeldt. Die beiden Deutschen erzählen, sie hätten im Frühsommer 2019 in Kloten selbst E-Bikes bestellt und bezahlt. Schnell hätten sie sich von Firmenbesitzer Ergens Begeisterung anstecken lassen. «Wir haben uns da ein bisschen blenden lassen», sagt Börngen. Aus Ergens Kunden wurden so auch gleich seine Geschäftspartner: Der Back2Green-Gründer plante eine Expansion nach Deutschland, die beiden Unternehmer aus Leipzig sahen im Vertrieb der personalisierten E-Bikes eine Geschäftsmöglichkeit.
«Von der Insolvenz wurden wir überrascht», so Börngen. Dass etwas faul ist im Klotener Laden, hätten sie da bereits gemerkt – schliesslich liessen auch ihre Bikes seit einem Jahr auf sich warten. Doch zu diesem Zeitpunkt hätten sich die Auslagen für das Marketing bereits gehäuft, die Markenrechte für die EU waren gesichert. Abschreiben wollten sie diese nicht. Statt wie eigentlich geplant nur den Vertrieb zu übernehmen, wollen sie deshalb nun auch die Produktion selbst betreiben.
Börngen und Hutzfeldt versprechen, nur Ergens Idee vom personalisierten E-Bike zu übernehmen – nicht aber dessen Geschäftskonzept. Eine komplette Vorauszahlung werde man nicht verlangen – höchstens eine «handelsübliche» Anzahlung. Erstes Ziel sei deshalb der Aufbau genügender Eigenmittel, damit die Firma sich nicht wie in Kloten von Kundenzahlung zu Kundenzahlung hangeln müsse.
Mit den geschädigten Schweizer Kunden werde man schauen, ob ein Ersatz zum Selbstkostenpreis angeboten werden könne. Ganz ersetzen könne man den entstandenen Schaden allerdings nicht – schliesslich seien die betreffenden Kundenzahlungen nur nach Kloten geflossen. Dort ist das Konkursverfahren mittlerweile wegen mangelnden Mitteln abgeschlossen.
Im Beratungszentrum des Beobachters mahnt man bei Vorauszahlungen zur Vorsicht. «Eine Anzahlung zu leisten ist besonders bei jungen Unternehmen ein Risiko», sagt Juristin Nicole Müller vom Beratungszentrum. Deren wirtschaftliches Fortbestehen sei noch ungewiss und es seien noch kaum Erfahrungsberichte von anderen Kunden verfügbar. Zudem könne es mühsam werden, Geld von der Schweiz aus in Deutschland einzutreiben. «Wer kein Risiko eingehen will, kauft besser bei bekannten Schweizer Händlern, die keine Vorauszahlung verlangen», rät Müller.
Als Michel Buzas sein personalisiertes E-Bike im Juni 2018 bei der Klotener Firma Back2Green bestellt, kündigt sich ein warmer Sommer an. Die Lust auf Radtouren ist gross. Bis im August soll er das Velo haben. Zwei Drittel des Kaufpreises muss er sofort zahlen, den Rest begleicht er im August noch vor der Lieferung.
Das Velo komme spätestens im September, versichert ihm da Back2Green-Besitzer Koray Ergen. Doch aus September wird Oktober und aus Oktober November. Im Dezember schliesslich hat Buzas genug und setzt Back2Green eine letzte Frist: Lieferung bis Ende Januar oder Geld zurück.
Die Frist verstreicht folgenlos, Buzas leitet die Betreibung ein. Erneut bleibt eine Reaktion aus. Erst angesichts einer Betreibung auf Konkurs zahlt Ergen im Mai 2019 das Geld zurück – und bietet 100 Franken extra für die Löschung des Eintrags beim Betreibungsamt Kloten.
Michel Buzas ist nicht allein. Weitere Kunden haben ähnliche Erfahrungen gemacht. «Die versprechen viel und halten nichts», sagt etwa Franz Bättig. Bei ihm wurden 2017 aus den versprochenen acht Wochen Lieferfrist sieben Monate. Das gelieferte Bike sei dann «ganz und gar nicht» das bestellte gewesen. Als Bättig sein Geld zurückhaben wollte, musste auch er via Betreibung dafür kämpfen. 300 Franken behält Back2Green zurück – als «Entschädigung für die Umtriebe».
Eine weitere Kundin, die anonym bleiben möchte, hat ihr E-Bike im März 2018 bestellt und wartet noch immer auf die Rückerstattung ihrer Vorauszahlung.
Seit Sommer 2017 ist die Firma im Schnitt alle zwei Monate von Kunden betrieben worden. Inhaber Koray Ergen bestreitet jegliche unlautere Absicht, räumt jedoch Probleme ein. Er habe sich aus persönlichen Gründen zwischen 2017 und 2018 weniger um die Firma kümmern können. In dieser Zeit hätten sich auch Verzögerungen bei den Lieferanten gehäuft. Zudem sei man ein kleines Unternehmen ohne Fremdkapital. Alle Vorauszahlungen würden gleich in die Bestellungen investiert. Eine Rückerstattung sei deshalb nicht ohne weiteres möglich. «Jedoch haben alle Kunden ihre Anzahlungen zurück erhalten», sagt Ergen. Die Lieferfristen habe man in den allgemeinen Geschäftsbedingungen unterdessen angepasst – auf 8 bis 12 Wochen. Damit sollen auch Verzögerungen abgedeckt werden, die sich nachweislich auch durch behördliche Zulassungsverfahren für E-Bike-Komponenten ergeben können.
Liefert der Anbieter die bestellte Ware nicht, können Kundinnen und Kunden erst dann vom Vertrag zurücktreten, wenn eine angemessene Nachfrist oder Mahnung übermittelt wurde. Beobachter-Mitglieder können für diesen Zweck bequem auf diese Musterbriefe zurückgreifen:
15 Kommentare
Der Firma ist der Konkurs eröffnet worden. Online kann man aber immernoch bikes bestellen. Ist das rechtlich ok?
Leider ja, denn wenn auch die Webseite etc. alles exakt gleich aussieht wie zuvor, anstelle B2G Schweiz, steht nun die Adresse B2G Germany. Ein neues Unternehmen. Aber man könnte sich überlegen, ob nicht B2G Germany z.Bsp. die Kosten für die Webseite etc., B2G Schweiz rückerstatten sollte, was der Konkursmasse zugute kämme. Ich persönlich akzeptiere solche Machenschaften nicht, und werde B2G Schweiz wegen Betrug anzeigen.
Leider wurden auch wir Opfer dieser Betrüger. Ware wurde ende September 2019 bestellt und voll bezahlt, leider nie geliefert. Betreibung wurde Anfangs Mai eingeleitet. Die Firma hat jetzt aber Konkurs angemeldet am 22.06.2020.
Die betrügerische Masche ist bei Herr Ergen Koray und seinem Freund Herr Lehmann anscheinend normal.
Der ganze Email Verkehr steht falls notwendig zu Verfügung. Die Webseite wurde ebenfalls vor 2 Wochen neu gestaltet und Fahrräder können trotz Konkurs Eröffnung immer noch bestellt werden.
Mal schauen wie lange es geht bis die gleichen Personen wieder das gleiche unter einem anderen Namen anbieten.
Auch ich bin von Back2Green abgezockt worden. Warte seit Mai 2019 auf mein Bike bzw auf mein Geld zurück. Bin Mitten im Betreibungsverfahren. Hoffentlich bezahlen die endlich!!
Kein E-Bike kein Geld zurück
Im Sommer 2019 habe ich bei der Firma Back2Green ein E-Bike bestellt und komplett Voraus bezahlt. Die Firma hat mit erklärt, dass sie Lieferschwierigkeiten haben und es deshalb maximal 3 Monate bis zur Lieferung geht. Kurz vor Ablieferung wurde der Termin abgesagt, es folgten jeden Monat neue bestätigte Liefertermine und neue absagen, schlussendlich wollte ich mein Geld zurück. Seither gibt’s keine Kommunikation von der Firma Back2Green mehr, weder ein Email noch Rückruf. Ich habe jetzt gegen die Firma Back2Green die Betreibung eingeleitet.
Im K-TIPP gab es erst kürzlich auch ein Bericht über die Firma. Anscheinend hat Ergen Koray erfahrung mit Konkurs. Nur so eine Idee. Was wäre wenn regelmäßig an Samstagnachmittagen Leute vor dem Firmensitz auftauchten die ihr Geld zurückvordern? Könnte auch hilfreich für eventuelle Neukunden (oder sollte ich Opfer sagen) sein.