Localsearch ändert ungefragt den Vertrag
Die Swisscom-Tochter erhöht für Einträge im digitalen Verzeichnis die Preise. Rechtens ist das nicht.
Veröffentlicht am 3. September 2019 - 11:23 Uhr,
aktualisiert am 23. September 2019 - 14:30 Uhr
Für sein Grafikbüro buchte Rolf Mantel aus Effretikon ZH einen Eintrag bei Localsearch, einem Anbieter digitaler Telefonverzeichnisse. «Das absolute Minimum», sagt Mantel. Bis anhin bezahlte er für seinen Einmannbetrieb Fr. 59.90 jährlich.
Im Mai schickte ihm Localsearch eine Rechnung mit der guten Nachricht, man habe das «Eintragsprodukt» mit «zusätzlichen attraktiven Leistungen angereichert». Die weniger gute Nachricht: Localsearch verlangte dafür Fr. 159.90 – also 100 Franken mehr als bisher.
Rolf Mantel war nicht einverstanden, dass ihm Localsearch stillschweigend ein neues Produkt zu einem weit höheren Preis verkaufte. Zu Recht, sagt Beobachter-Beraterin Julia Gubler. «Er muss die Rechnung nicht bezahlen. Verträge können nicht einseitig abgeändert werden. Wenn er dem neuen Vertrag nicht zustimmt, läuft der bisherige gemäss den ursprünglichen Bedingungen weiter.»
Im Dezember letzten Jahres übernahm Swisscom für 220 Millionen Franken Localsearch vollständig. Swisscom gehört zur Hälfte dem Bund.
Umso stossender ist das Schreiben, das vorgibt, ein Kunde habe einen Vertrag abgeschlossen und müsse nun für die Leistung bezahlen, in die er gar nicht eingewilligt hat.
Localsearch ist der Ansicht, das Schreiben sei bloss eine «Offerte». Man habe den Kunden ein verbessertes Produkt «vorgeschlagen» und der Einfachheit halber gleich einen Einzahlungsschein beigelegt. Wer nicht zahle, dem schicke Localsearch «ein Erinnerungsschreiben». Und wer sich auch dann nicht rühre, werde in Ruhe gelassen. Für Grafiker Mantel kamen die Schreiben samt Einzahlungsschein allerdings «nie wie eine Offerte rüber. Es klang so, als hätte ich Nein sagen müssen .»
«Offerten müssen eindeutig als solche erkennbar sein. Man darf sie nicht irrtümlicherweise für Rechnungen halten können», sagt Beraterin Gubler. Über das unlautere Verhalten von Localsearch kann sich Mantel beim Seco beschweren. Mantel schuldet Localsearch nur Fr. 59.90. Den Vertrag hat er inzwischen aufgelöst.
Kaum war der Beitrag im Beobachter publiziert, landete bei Grafiker Rolf Mantel die 1. Zahlungserinnerung von Localsearch im Briefkasten: «Sicher ist Ihnen entgangen, dass die unten aufgeführte Rechnung oder der unten aufgeführte, ausstehende Betrag für Ihr neues SWISS LIST Produkt zur Zahlung fällig ist.» Und mehrere Localsearch-Kunden beklagten sich über das Geschäftsgebaren der Swisscom-Tochter. Reklamationen blieben unbeantwortet, eingeschriebene Kündigungen wurden nicht bestätigt, Anrufe landeten in der ewigen Warteschlaufe. «Die Art und Weise, wie Sie als Kommunikationsfirma Ihre Kunden behandeln, ist alles andere als vorbildlich», schrieb eine verärgerte Leserin an den Chef von Localsearch, Sandro Santinelli.
Ein Leser stellte die Frage: Was bedeutet das, wenn man auf «Swiss List» verzichtet? Ist man a) nicht mehr im Branchenbuch oder b) nicht mehr im Online-Verzeichnis auffindbar? Weder noch. Die normale Adresse bleibt auch dann auf Localsearch gelistet, wenn man gar nichts zahlt.
Grafiker Mantel kontrollierte einmal die Statistik seiner Internetseite: «Ich hatte überhaupt gar nie einen Besucher, der via Localsearch auf meine Website kam. Mir nützte das Ganze überhaupt nichts.»
9 Kommentare
Ein weiteres Problem neben der unglücklichen Vertragseinführung, ist wenn Beispielsweise Swiss List Starter verwendet wird, keine Webseite im Vertrag enthalten ist, es wird also einfach der Link zum local.ch-Eintrag veröffentlicht anstatt der Link zur eigentlichen Unternehmens Seite.
Auch ist das bestätigen der Inhaberschaft eines betroffenen Google My Business Eintrag nicht ganz einfach.
Die Umstellung auf Swiss-List Starter führt auch zu falsch Verteilung von Webseitenlinks in Google My Business. Es wird einfach einen Link auf den local.ch Eintrag eingespielt.
Eine Anleitung zur Lösung dieses Problem in meinem Blogbeitrag.
Hatte zuerst per E-Mail, dann eingeschrieben gekündet, weiterhin Mahnungen bekommen, dann angerufen (man kommt kaum durch) und alles erklärt, eine Bestätigung gefordert. Nichts dergleichen kam, nur jetzt wieder erneut eine "1. Zahlungserinnerung".. Das ist der reinste Betrug. Gibt wohl viele, die einfach bezahlen, um Ruhe zu haben.
Ich habe soeben die erste Zahlungserinnerung bekommen. Ich war immer begeistert von Swisscom, aber jetzt bröckelt es. Schade! Solche Abzockerei wäre nicht nötig und richtet nur Schaden an und raubt einem die Zeit! Grosser Ärger!