Es war halt so billig…
Sommerferien sind Schnäppchenzeiten. Doch die unglaublich preiswerte Rolex ist vermutlich gefälscht. Was droht, wenn man sie trotzdem kauft?
Veröffentlicht am 8. Juli 2014 - 08:51 Uhr
Es ist schnell geschehen: Die Tasche mit dem Fendi-Logo auf dem Markt in Tunesien kostet wenig, man schlägt zu. Auch bei Uhren, Gürteln, Shirts oder sogar Medikamenten gerät man rasch in Versuchung, etwas zu kaufen, was zu Hause weit mehr Geld kosten würde.
Gut ein Viertel der gefälschten Souvenirs, die der Zoll den Heimkehrern abnimmt, stammt inzwischen aus der Türkei. Und während weniger Fälschungen aus Thailand gefunden werden, sind China und der Kosovo auf dem Vormarsch.
Doch zuerst muss einen der Zöllner ja erwischen. Wenn ja, droht keine Busse. Die Ware wird einfach eingezogen und meist vernichtet. Das Risiko ist klein – jeder weiss aus eigener Erfahrung, dass der Zoll bei Ferienheimkehrern nur Stichproben macht. Trotzdem: Der Zoll interveniert jede Woche über hundert Mal.
Gefälschte Produkte sind meist (aber nicht immer) deutlich billiger als das Original, werden eher auf Märkten als in Flagship-Stores angeboten und stecken oft nicht in der Originalverpackung. Ausserdem weist das Etikett oft Schreib- oder Sprachfehler auf. «Wichtige Anhaltspunkte sind Preis und Ort des Kaufs», sagt Heinz Widmer, Chef des Flughafenzolls Zürich. «Es gibt keine echte Markenjeans für zwei Franken.» Zudem solle man gerade bei Kleidern und Lederaccessoires auf die Verarbeitung achten: Ein verändertes Logo, schlechter Druck eines Schriftzugs, ein unsauber verarbeiteter Saum oder eine schiefe Naht weisen auf Fälschungen hin. Oft fehlen die Verpackung und die Produkteanhänger aus Karton, bei Uhren liegt kein internationaler Garantieschein vor.
«Das Bewusstsein in Sachen Piraterie ist bei den Reisenden zwar gewachsen», sagt Lukas Lüthi von Stop Piracy, der Schweizer Plattform gegen Piraterie und Fälschungen. «Doch das Hauptproblem liegt darin, dass die Fälscher immer professioneller werden. Die lesen unsere Tipps wohl auch.» Konkret: Die Fälschungen gibt es nicht mehr nur am Stand am Strand, sondern auch in Shops, die durchaus offiziell aussehen. «Wer sich die Anschaffung von etwas Teurem überlegt, sollte auf der Homepage des Herstellers nach offiziellen Vertretungen im jeweiligen Land suchen», so Lüthi.
Auch Zöllner Heinz Widmer rät dazu, sich selber schlauzumachen: «Ich gehe auf Reisen immer wieder in die offiziellen Verkaufsläden, nehme die Artikel in die Hände und schaue sie gut an. So bekomme ich ein Gefühl dafür, wie sie auszusehen haben, und falle dann nicht so leicht auf eine Fälschung rein.»
Wenn man sich zum Kauf einer Fälschung hat verleiten lassen oder einfach unbedacht eingekauft hat, empfiehlt Stop Piracy folgende Schritte:
- Sich wehren. Nehmen Sie Kontakt mit dem Verkäufer auf und versuchen Sie, die Ware zurückzugeben. Falls Sie aber den Fehlkauf erst zu Hause bemerken: Senden Sie die Ware keinesfalls aus der Schweiz retour ins Ferienland – die Ausfuhr von gefälschten Waren ist verboten.
- Melden Sie sich beim Originalhersteller. Entsprechende Kontaktangaben finden Sie unter www.zefix.ch oder auf der Seite www.stop-piracy.ch.
Zoll: Der Staat langt kräftiger zu
Ab Juli ist der Freibetrag nicht mehr ohnehin bescheidene 300 Franken für Waren, die man neben Alkohol und Tabak mit sich führt, sondern für das Total der Waren. Liegt der Wert bei 350 Franken, werden auf 350 Franken Steuern erhoben, nicht etwa auf 50 Franken. Für die Einfuhr von Fälschungen gilt wie bisher null Toleranz.
Zollfrei sind
- 1 Kilo Fleisch
- 1 Kilo/Liter Butter/Rahm
- 5 Kilo/Liter Öl, Fett, Margarine
- 5 Liter alkoholische Getränke bis 18 Volumenprozent*
- 1 Liter alkoholische Getränke über 18 Volumenprozent*
- 250 Stück Zigaretten oder 250 Gramm andere Tabakfabrikate*
*Es gilt das Mindestalter 17 Jahre
Infos der Zollverwaltung zur Einfuhr: www.ezv.admin.ch
Die offizielle App «Reise & Waren» zum Downloaden
Was in Fälschungen steckt
Wer Fälschungen kauft, begeht nicht nur ein Kavaliersdelikt: Viele der Waren stammen aus China, aus dem Umfeld von organisiertem Verbrechen. Kinderarbeit, schlechte Sicherheit der Mitarbeiter und miserable Löhne sind sehr wahrscheinlich. Überlegen Sie sich gut, ob Sie solche Organisationen und Zustände unterstützen möchten.