Der Kluge kauft nicht in einem Zuge
Der Preis von normalen Billetts und Sparbilletts hängt davon ab, wie man die Tickets bucht. Wer ein wenig Zeit investiert, spart Geld.
Veröffentlicht am 24. Mai 2019 - 12:12 Uhr
SBB-App öffnen, Strecke eingeben, Billett kaufen: So einfach kann Zugfahren heute sein. Doch die schnelle Buchung ist nicht immer die günstigste. So zahlt man unter Umständen mehr, als wenn man das Billett in mehreren Schritten lösen würde. Das betrifft Strecken des Fernverkehrs, bei denen der Abfahrts- oder Zielort innerhalb eines lokalen Verkehrsverbundes ist.
Spielen wir das an einem Beispiel durch: Die einfache Strecke von Zürich, Berninaplatz nach Bern, Salem ist günstiger, wenn sie etappenweise gelöst wird. Das heisst von Berninaplatz nach Zürich HB, dann von Zürich HB nach Bern Bahnhof und von dort schliesslich nach Salem.
Preise für die einfache Fahrt:
ohne Ermässigung | mit Halbtax | |
---|---|---|
Direkte Buchung | CHF 68 | CHF 37 |
Einzelbuchung | CHF 58 | CHF 30.60 |
Preisunterschied | CHF 10 | CHF 6.40 |
Bei der direkten Buchung sind jeweils die City-Tickets für Bern und Zürich enthalten. Der Preisunterschied wird noch grösser, falls die Rückfahrt nicht am selben Tag angetreten wird. Dann werden aus 10 Franken 20 Franken. Bei anderen Strecken können die Preisunterschiede kleiner ausfallen.
Doch weshalb ist es nun günstiger, das Billett einzeln zu lösen? In einigen Städten gibt es sogenannte City-Tickets. Mit dem City-Ticket ist im gewählten Ziel- oder Abfahrtsort direkt eine Tageskarte für den lokalen Verkehr inbegriffen. Es kann durchaus sein, dass bei einer Reise keine Tageskarte benötigt wird, da der örtliche Verkehr nicht übermässig genutzt wird. Versucht man nun bei der Buchung unter «Optionen Hinfahrt» das City-Ticket herauszunehmen, funktioniert das in unserem Beispiel nicht.
Hier kommt eine dritte Variante ins Spiel: Nun springt das Buchungssystem – auf der Desktop-Version – zur «Spartageskarte». Diese ist auf allen GA-Strecken in der gesamten Schweiz einen Tag lang gültig. Die Anzahl der Spartageskarten ist begrenzt und ihr Preis variiert. So sind Spartageskarten ohne Ermässigung ab 52 Franken, mit Halbtax ab 29 Franken erhältlich. Bucht man die Beispielstrecke früh genug – bei unserem Versuch sind es über zwei Wochen im Voraus – und besitzt kein Halbtax, kommt einen die Hinfahrt mit einer Spartageskarte für 52 Franken günstiger, als wenn man einzeln oder direkt buchen würde (58 Franken beziehungsweise 68 Franken).
In einigen Städten kann der City-Ticket-Zuschlag herausgenommen werden. So zum Beispiel bei Aarau, Chur und Luzern. Dies hängt laut SBB mit den unterschiedlichen ÖV-Tarifsystemen zusammen. Wie das im Detail aussieht, können Sie unter «Zwei unterschiedliche Tarifsysteme» lesen.
Das Beispiel zeigt, wer Billetts einzeln löst, kann Geld sparen. Für Reisende, die bereits im Voraus wissen, welche Verbindung sie nehmen wollen, sind Sparbilletts eine beliebte Alternative. So fährt man in der Regel günstiger. Doch auch da lohnt es sich, bei der Buchung genauer hinzuschauen.
Sparbilletts sind für eine bestimmte Strecke und zu einem bestimmten Zeitpunkt gültig. Doch nicht bei jeder Buchung werden diese angezeigt, obwohl welche verfügbar wären. Das Problem ist ähnlich wie bei den City-Tickets: Auf einer Strecke des Fernverkehrs von einer Stadt zur nächsten werden die Sparbilletts angezeigt – sofern es für diese Route welche gibt. Möchte man aber am Zielort noch mit Bus oder Tram weiterfahren und gibt auch das in der Suchanfrage ein, wird das Sparbillett nicht mehr angezeigt. Zwei Beispiele:
Einfache Strecke St. Gallen nach Lausanne, ohne Ermässigung:
- Normales Billett: 92 Franken
- Sparbillett: 55.20 Franken
Einfache Strecke St. Gallen nach Lausanne, Riponne-M. Béjart, ohne Ermässigung:
- Normales Billett: 94.60 Franken
- Sparbilletts werden nicht angezeigt. Dafür wird bei unserem Test, eine Woche im Voraus, die Spartageskarte für 88 Franken angezeigt.
Die Strecke von St. Gallen nach Lausanne gehört zum sogenannten Direkten Verkehr, die Weiterfahrt in Lausanne zum Verbundstarif.
Auf Anfrage von Beobachter erklärte die SBB, dass sie momentan auf einer Fahrt, bei der beide Tarifsysteme zur Anwendung kommen, keine Sparbilletts ausstellen kann. Das Problem: Dafür müssten 100'000 Linien manuell erfasst werden. Die SBB ist sich des Problems bewusst und möchte im Jahr 2020 ein neues, vereinfachtes Vertriebssystem einführen. Auf der Internetseite der SBB stehe, dass Sparbilletts nicht für ÖV-Strecken innerhalb eines Verbundes erhältlich sind, sagt Mediensprecher Raffael Hirt. Ob die Kundinnen und Kunden noch zusätzlich informiert werden würden, werde noch abgeklärt.
Zum einen gibt es den Direkten Verkehr, bei dem der Preis nach den zurückgelegten Streckenkilometern berechnet wird. Eine Grundidee des Direkten Verkehrs ist «eine Reise, ein Ticket». Das Billett ist in unterschiedlichen Transportmitteln (Zug, Bus, Schiff) gültig. Viele Kantone hingegen haben Verbundstarife, die ein bestimmtes Gebiet betreffen.
Diese beiden Systeme sind laut dem SBB-Mediensprecher «historisch gewachsen und politisch gewollt». City-Tickets gehören zum Direkten Verkehr.
Das City-Ticket kann bei einer Buchung herausgenommen werden, wenn die entsprechende Haltestelle im Direkten Verkehr erfasst ist. In diesem Fall kann die SBB ein Billett verkaufen, welches auf den zurückgelegten Streckenkilometern basiert. Falls die Haltestelle nicht im Direkten Verkehr erfasst ist, wird in der Regel ein City-Ticket vorgeschlagen.