Gerade mal 57 Prozent der Frauen zwischen 41 und 45 Jahren sind zufrieden mit ihrem beruflichen Vorankommen. Das zeigt ein Bericht von Advance, einem Wirtschaftsverband, der sich für mehr Gleichstellung in Firmen einsetzt. Der Verband hat gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen EY und dem Kompetenzzentrum für Diversität und Inklusion der Uni St. Gallen 1200 Frauen aus verschiedenen Sektoren befragt.

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Sie haben Lust, werden aber nicht berücksichtigt

Dass die Zufriedenheit gerade in dieser Altersgruppe so tief ist, verwundert nicht. Denn die Frauen streben genauso ambitioniert einen beruflichen Aufstieg an wie die Männer – doch sie erreichen dieses Ziel deutlich seltener.

Die Autorinnen der St. Galler Studie widerlegten damit das Fazit einer früheren Studie der Soziologin Katja Rost der Uni Zürich, wonach Frauen angeblich keine Lust auf Karriere hätten. Laut dem Empfinden der Teilnehmerinnen der St. Galler Studie liegt der Grund für die Stagnation bei geschlechtsspezifischen Vorurteilen in der Gesellschaft. Viele Vorgesetzte würden immer noch denken, dass Frauen mit Kindern weniger Lust auf eine Karriere haben.

67 Prozent gaben an, sie würden von ihren Firmen nicht genug unterstützt beim beruflichen Vorankommen – vor allem bei der individuellen Förderung. Doch – auch das zeigt der Bericht – genau das sei relevant für künftige Führungskräfte. Nicht nur an Unterstützung und Chancen mangelt es den Frauen, auch an der Anerkennung. 

Der Bericht weist auf ein weiteres Manko hin, das Frauen in der Berufswelt erleben: Unterbeschäftigung. 7,7 Prozent der Frauen, die Teilzeit einer bezahlten Arbeit nachgehen, würden ihre Stellenprozente gern erhöhen. Als Teilzeit gilt laut dem Bundesamt für Statistik ein Beschäftigungsgrad unter 90 Prozent. Bei den Männern ist es ein Drittel davon, der gern mehr arbeiten würde – 2,6 Prozent.

«Frauen werden übergangen.»

Eine Teilnehmerin an der Umfrage

Eine Teilnehmerin an der Umfrage fasst die Situation so zusammen: «Männer machen die meisten Karriereschritte zwischen 31 und 40 Jahren. Doch Frauen werden übergangen.» So sei es bei ihr gewesen, obwohl sie selbst nicht aufgehört habe zu arbeiten, als sie Mutter wurde.

Firmen seien sich gewohnt, dass grössere Karriereschritte in diesem Alter stattfinden, so die Studienautorinnen. Frauen, die über 40 noch aufsteigen wollten, hätten es viel schwerer.

Negative Auswirkungen auf die Altersvorsorge

Damit Führungspositionen zunehmend mit Frauen besetzt werden, hätten viele Unternehmen zwar Talentprogramme entwickelt, aber auch dort würden Frauen über 40 oft weniger berücksichtigt. Diese Lücke gelte es zu füllen. Denn: Wer keine Aufstiegsmöglichkeiten sieht und lange nicht mehr als 70 Prozent gearbeitet hat, wird das auch in der Altersvorsorge merken. 

Frauen kommen nämlich bei der Pensionierung viel schlechter weg als Männer – vor allem in der zweiten Säule. Wie Sie als Frau trotzdem zu einer besseren Rente kommen, lesen Sie hier.