Was passiert eigentlich, wenn die bankrottgehen?
Jede vierte Krankenkasse hat zu wenig Reserven. Doch Versicherte müssen sich keine Sorgen machen.
Veröffentlicht am 15. Oktober 2024 - 17:51 Uhr
Schweizer Krankenkassen müssen eine Liquiditätsquote von 100 Prozent haben – so steht es im Gesetz. Dieser Wert bestimmt, wie zahlungsfähig sie sein müssen.
Das Ziel ist, dass eine Kasse alle Versicherungsleistungen erbringen und ihren Betrieb aufrechterhalten kann – auch wenn sie in einem Jahr besonders viel an die Versicherten zahlen muss.
Zu wenig liquid
Doch 11 von 44 Krankenversicherern erfüllen diese Vorgabe nicht. Das berichten CH-Media-Zeitungen und der «Blick». Sie zitieren die Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Es beaufsichtigt die Krankenkassen und publiziert jedes Jahr den sogenannten Solvenztest.
Darin steht, dass die Klug-Versicherung mit 24 Prozent die tiefste Liquiditätsquote hat und die CSS als grösste Krankenkasse 84 Prozent erreicht. Diejenigen Kassen, die unter 100 Prozent liegen, müssen nun ihre Reserven auffüllen, schreibt das BAG. Wenn sie das nicht schaffen, ordnet das Amt Massnahmen an.
Was das für Versicherte heisst
Was passiert, wenn eine Krankenkasse nicht mehr zahlen kann? Ist es ratsam, beim Solvenztest nachzuschauen, wie die eigene Krankenkasse dasteht, und allenfalls sofort zu einer anderen zu wechseln?
Nein. Versicherte müssen keine Angst haben, dass sie ihre Rechnungen selber bezahlen müssen. Wenn eine Krankenversicherung pleitegeht, springt der Insolvenzfonds ein und zahlt die Leistungen aus. Finanziert wird der Fonds aus verschiedenen Quellen: Einen Teil müssen die Krankenkassen zahlen.
Manchmal bleiben auch Überschüsse, wenn eine Versicherung aufgelöst wird. Auch dieses Geld fliesst in den Fonds. Die Gemeinsame Einrichtung KVG verwaltet ihn. Das ist eine privatrechtliche Stiftung, die die Krankenversicherer 1996 gegründet haben, gestützt auf das Krankenversicherungsgesetz (KVG).
Nicht nur auf Zahlen schauen
Wer seine Krankenkasse unter denen entdeckt, die zu wenige Reserven haben, muss also nicht allein deshalb wechseln. Unabhängig von der Liquiditätsquote lohnt es sich aber, die Daten für die Grundversicherung auf einem Vergleichsportal einzutippen. Denn grundsätzlich müssen die Krankenkassen in diesem Bereich alle die gleichen Leistungen erbringen und alle Menschen aufnehmen – egal, wie gesund oder krank sie sind.
Neben den blanken Zahlen sollte man aber auch auf die Kundenzufriedenheit achten. In unserem Ratgeber stehen alle Informationen.
Und wenn ich bei der Kasse bleibe: Muss ich damit rechnen, dass sie die Prämien erhöht?
Ja, es kann sein, dass die Kasse so ihre zu tiefen Reserven aufstockt. Auch das BAG kann das als Massnahme anordnen. So oder so: Die Kasse muss die höheren Prämien zwei Monate im Voraus mitteilen. Und die Versicherten können aussteigen und ausserordentlich kündigen, mit einer Frist von einem Monat auf den Zeitpunkt hin, ab dem die höheren Prämien gelten.
Und eine Zusammenstellung von Beobachter-Beiträgen mit nützlichen Informationen rund um Krankenkassen finden Sie hier.