Da ist der Wurm drin
Medikamente für Pferde standen schon zu Pandemiezeiten hoch im Kurs. Jetzt stecken sie auch im Kokain.
Veröffentlicht am 27. Juli 2023 - 16:15 Uhr
«Das Wurmmittel Levamisol wurde in mehr als 25 Prozent der Berner Proben nachgewiesen.»
«Berner Zeitung», 4. Juli 2023
Wer Kokain konsumiert, vertilgt im besten Fall zugleich Ungeziefer. Zumindest in Biel und Bern: Ein Viertel der dort untersuchten Kokainproben enthält das Mittel Levamisol, das bei Tieren gegen Fadenwürmer und Krätzemilben eingesetzt wird.
Doch die Konsumentinnen und Konsumenten kratzt das wenig. Sie reagieren überhaupt nicht verschnupft, sondern halten Bern tapfer auf Platz 18 der Bestenliste europäischer Städte beim Kokainkonsum. Die Schweiz versnifft jährlich fünf Tonnen davon, das sind 13,7 Kilo pro Tag.
Aber wie kommt das Entwurmungsmittel in die Droge? Findige Syndikate in Südamerika nutzen es als gäbiges Mittel, die Ware zu strecken. Darüber hinaus verstärkt es die Wirkung des Kokains. Denn der Körper wandelt Levamisol in einen Stoff um, der ähnlich aufputschend wirkt wie Amphetamin.
So macht er denn auch Rennpferde zu Dopingsündern. Wenn man sie mit dem Entwurmungsmittel behandelt, bleiben sie oft unerwartet in der Kontrolle hängen – wegen illegalen Konsums leistungsfördernder Stoffe.
Beim Menschen tritt die stimulierende Wirkung allerdings erst ein, wenn der Kokainkick bereits nachlässt. So entsteht bei den Konsumierenden der Eindruck, es handle sich um besonders potenten Stoff, vermutet die Forschung. Dabei ist schlicht der Wurm drin – respektive eben der Antiwurm.
Und so führt das Streckmittel dazu, dass Bekokste noch mehr im roten Bereich drehen. Und noch mehr leeres Zeug daherlabern, sich noch mehr für die Grössten halten und folglich für Leute, die es lieber nüchterner haben, noch unerträglicher werden. Kleine Donald Trumps halt.
Doch das Entwurmungsmittel hat noch mehr unerwünschte Nebenwirkungen. Hoher Blutdruck, nachlassende Lungenfunktion, Herzversagen und tödliche Immunschwäche können die Folgen sein. Die Durchblutung kann leiden, die Medizin berichtet von Fällen, in denen Koksern Teile der Ohren, Wangen, Lippen oder der Nase abgestorben sind.
Das kann doch niemand wollen. Da muss sich doch die Gesellschaft schützen. Mit Dopingsperren. Für Trump und andere.