Das Wallis ist der Zeit voraus
Was die «Üsserschwiizer» schon lange wussten, ist jetzt endlich amtlich: Das Wallis tickt etwas anders.
Veröffentlicht am 4. Mai 2023 - 16:24 Uhr
«Wer sich nach dieser Bahnhofsuhr richtet, sollte sich besser nicht auf deren Zeit verlassen.»
«Walliser Bote», 20. März 2023
Sie gelten als Eigenbrötler, stolz und stur. Sie lassen sich ungern etwas vorschreiben. Sie bauen ohne Bewilligung (Chalets), schiessen ohne Bewilligung (Wölfe). Sie wetten auf Kühe. Sie panschen Wein. Die Walliserinnen und Walliser haben vielleicht nicht immer den besten Ruf – doch genau dafür liebt sie die ganze Schweiz.
Ein bisschen Revoluzzertum und Nonkonformität , das ist sympathisch. Und dann noch dieser Dialekt, den alle mögen und kaum jemand versteht. Die ticken halt nicht ganz richtig, heisst es im Rest der Schweiz.
Und jetzt das: Ausgerechnet der «Walliser Bote» liefert den Beweis, dass das alles mehr ist als nur böses Geschwätz. «Briger Bahnhofsuhr tickt falsch», titelte die Regionalzeitung kürzlich und deckte auf: Die grosse Uhr am Bahnhofgebäude geht immer ein bisschen vor.
Die Recherchen zeigten auch, warum das so ist: Auf dem Bahnhofplatz verkehren die Züge der Matterhorn-Gotthard-Bahn. Das führt zu leichten Erschütterungen, die das Zifferblatt der Bahnhofuhr immer ein klein bisschen verschieben. Den SBB sei das Problem bekannt, heisst es im Bericht weiter. Die Uhr werde regelmässig nachjustiert. Und: Reklamationen gebe es kaum. Auch die Buschauffeure hätten sich schon lange daran gewöhnt, dass man auf diese Uhr nicht gehen könne.
Die Uhr ist nur durch zwei Klammern befestigt
Wie lange das schon so ist, bleibt allerdings im Dunkeln. Bei den SBB erfährt man nichts Genaueres, auch nicht zum Prozedere des Nachstellens. Man betreibe rund 4500 Bahnhofuhren, da führe man nicht über jede einzelne Buch. Bei der Briger Uhr handle es sich um ein besonders altes Stück, sie sei nur durch zwei Klammern befestigt. Die Vermutung liegt nahe: Diese Uhr tickte schon immer falsch. Sie hängt in Brig also genau richtig.
Und eigentlich ist das auch gar nicht schlimm: Wer sich nach der Bahnhofuhr richtet, verpasst wenigstens nie einen Zug. Die Uhr, die Walliser: Sie sind der Zeit einfach voraus.
2 Kommentare
Wer behauptet, dass die Schweiz die Wallisser gern hat?
Aber das macht sie ( nicht immer so liebenswert )