Jeder dritte Teenager nutzt KI-Tools wöchentlich
Künstliche Intelligenz ist ein Dauerthema: Eine Studie hat das Verhalten von Schweizer Jugendlichen im Internet untersucht. Das Wichtigste dazu lesen Sie beim Beobachter.
Veröffentlicht am 29. November 2024 - 16:26 Uhr
Künstliche Intelligenz gewinnt auch bei Jugendlichen rasant an Bedeutung: Rund 71 Prozent der Schweizer Teenager haben bereits Erfahrungen mit Chat GPT und anderen KI-Tools gesammelt.
Und: Rund jeder und jede Dritte von ihnen nutzt diese Tools mindestens wöchentlich.
Zu diesem Schluss kommt das Forschungsteam hinter einer aktuellen Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW.
Dafür wurden Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 19 Jahren befragt. Ziel war es, Erkenntnisse über ihr Medienverhalten und ihre Erfahrungen im Internet zu gewinnen.
Bei der letzten Befragung 2022 ist Chat GPT noch nicht «auf dem Radar» erschienen.
«Chat GPT und Co. haben sich so rasch in das Alltagsleben integriert wie wohl nie ein Medium zuvor», schreiben die Forschenden. Das sei überraschend, immerhin gibt es das Gratistool erst seit rund zwei Jahren. Bei der letzten Befragung 2022 sei es «noch nicht auf dem Radar» erschienen.
Höheres Risiko für Falschinformation
KI spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Informationsbeschaffung: So gibt ein Fünftel der Jugendlichen an, Tools wie Chat GPT zu Informationszwecken zu nutzen – doppelt so viele wie jene, die sich dafür bei Portalen von Zeitungen, bei Dokus oder Internetradios umschauen.
Diese Nutzung würde nicht nur das Risiko erhöhen, dass Falschinformationen verbreitet werden, sondern könnte auch rechtlich problematisch sein. Etwa, wenn sich ein Maturand Goethes Klassiker «Faust» von Chat GPT erklären lässt – und so prompt die Bestnote schafft.
Cybermobbing und sexuelle Belästigungen kommen häufig vor.
Fast ein Viertel aller Jugendlichen hat schon mehrmals Beschimpfungen oder Beleidigungen im digitalen Raum erlebt. Mehr als ein Zehntel der Befragten sind zudem schon mehrmals mit «unerwünschten sexuellen Absichten» angesprochen worden, wenn sie sich im Internet bewegten.
«Da die Erfahrungen mit Cybermobbing und sexueller Belästigung in früheren Erhebungen zugenommen haben, wurde in dieser Ausgabe der Studie erstmals auch die Häufigkeit solcher Vorfälle abgefragt.»
Mädchen sind laut Befragung häufiger von sexueller Belästigung im Netz betroffen.
Was können Eltern tun?
Gerade für Eltern ist es deshalb wichtig, sich über Hilfsmittel und den richtigen Umgang mit sozialen Medien zu informieren.
Beobachter-Rechtsexpertin Corinne Strebel empfiehlt: «Machen Sie die Mediennutzung zum Thema. Überprüfen Sie mit Ihrem Kind die Privatsphäre-Einstellungen regelmässig. Diskutieren Sie die Nutzungsbedingungen gemeinsam – auch wenn sich diese langweilig lesen.»
Von den Teenies können aber auch die älteren Generationen etwas lernen – vor allem auch bei solchen Themen. Mehr dazu lesen Sie im Interview mit dem Soziologen François Höpflinger.
James steht für «Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz». Die Studie wird von der ZHAW im Auftrag der Swisscom durchgeführt.
Seit 2010 werden alle zwei Jahre rund 1000 Teenager zwischen 12 und 19 Jahren über ihre Mediennutzung befragt. Den vollständigen Studienbericht sowie die zusammengefassten Ergebnisse finden Sie hier.