Bohrende Fragen zur Zürcher Zahnmedizin
Das Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich kommt nicht zur Ruhe. Eine externe Untersuchung wurde eingeleitet, jetzt ist der Zentrumsvorsteher zurückgetreten.
Veröffentlicht am 8. November 2022 - 06:00 Uhr
Die Leitung der Universität Zürich hat den Rechtsanwalt Hanspeter Uster beauftragt, eine Administrativuntersuchung am Zentrum für Zahnmedizin durchzuführen. Nun ist der Zentrumsvorsteher zurückgetreten.
Uster präsidierte bis vor kurzem die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft und führte in den letzten Jahren für mehrere Kantone heikle Untersuchungen durch. Jetzt soll er am Zahnmedizinzentrum Fragen zur Governance klären. Unter anderem gehts um die Führungskultur.
Amt «freiwillig» abgegeben
Im Fokus der Untersuchung steht die Zentrumsleitung, der Professor Thomas Attin vorsteht. Nachdem immer mehr Zahnmediziner von Usters Team befragt worden waren, reichte Attin seinen Rücktritt per Ende Jahr als Zentrumsvorsteher ein.
Die Uni dementiert einen Zusammenhang des Rücktritts mit der Untersuchung. Attin gebe sein Amt «freiwillig, auf eigenen Wunsch vor Ende der regulären Amtsperiode» ab. Der Zentrumsvorsteher nannte offenbar persönliche Gründe.
Verfahren gegen Ex-Direktor läuft
Das Zentrum für Zahnmedizin wurde in den letzten zwei Jahren arg durchgeschüttelt. Vor eineinhalb Jahren endete eine erste Administrativuntersuchung damit, dass ein Direktoriumsmitglied die Universität «freiwillig» verliess. Das Universitätsspital Zürich forderte von diesem Professor 330'000 Franken zurück und reichte Strafanzeige gegen ihn ein.
Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft Zürich gegen ihn eine «Untersuchung wegen ungetreuer Amtsführung» eröffnet. Das Strafverfahren betrifft mögliche Verfehlungen bei der Abrechnung von Sprechstunden und läuft noch. «Es gilt die Unschuldsvermutung», sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Beobachter hatte das seltsame Geschäftsgebaren des Professors aufgedeckt .
Im Zuge dieser Affäre findet nun die Administrativuntersuchung von Hanspeter Uster statt. Sein Bericht soll «in den nächsten Monaten» vorliegen, sagt ein Sprecher der Universität. Parallel dazu hat das zuständige Prorektorat ein internes «Weiterentwicklungsprojekt» am Zentrum für Zahnmedizin gestartet.
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