«Ich bin 75 Jahre alt und hatte vor zehn Jahren einen Herzinfarkt. Seither nehme ich einen Cholesterinsenker. Denn der hohe Cholesterinspiegel ist gefährlich für mein Herz. Seit sieben Jahren habe ich einen Herzschrittmacher.

Wegen einer medizinisch nachgewiesenen Unverträglichkeit kann ich den normalen Cholesterinsenker aber nicht mehr nehmen. Statt eine Pille zu schlucken, muss ich mir deshalb regelmässig eine Spritze in den Oberschenkel setzen.

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Nur alle drei Wochen eine Spritze

Das Medikament heisst Repatha. Es kostet Fr. 213.75. Weil das im Vergleich zu einer Pille sehr teuer ist, braucht es eine Kostengutsprache der Krankenkasse.

Der Beobachter-Prämienticker

Der Prämienticker schaut Lobbyisten und Profiteuren des Gesundheitswesens auf die Finger, deckt Missstände auf und sammelt Erfahrungen von Patienten, die unnötige Ausgaben vermeiden konnten.

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Eigentlich müsste ich mir alle zwei Wochen eine Spritze mit 140 Millilitern Repatha spritzen. So stehts in der Medikamentenzulassung. Ich spritze diese Dosis aber nur alle drei Wochen.

Fast 1900 Franken pro Jahr gespart

Das ist eigentlich so nicht vorgesehen, doch auf meinen Wunsch machten meine Kardiologin und mein Hausarzt das möglich. Weil meine Blutwerte das zulassen. Die werden regelmässig kontrolliert.

Meine Medikamentenkosten sinken dadurch um einen Drittel. Die Krankenkasse spart dank mir fast 1900 Franken pro Jahr. Statt über 5500 Franken kostet meine Behandlung mit Repatha nur rund 3700 Franken pro Jahr.

Und ich muss mich weniger oft in den Oberschenkel stechen und habe keine gesundheitlichen Nachteile.

«Meine Blutwerte belegen, dass es perfekt funktioniert.»

Beobachter-Mitglied

Das mache ich nun schon seit drei Jahren so. Und meine Blutwerte belegen, dass es perfekt funktioniert. Mein Cholesterinspiegel ist so tief, wie wenn ich häufiger spritzen würde.

Trotzdem macht das fast niemand in der Schweiz. Obwohl wir damit das Patientenwohl verbessern könnten und gleichzeitig sparen. Weil mein Gesundheitszustand niemanden etwas angeht, will ich anonym bleiben. Doch diese Botschaft ist mir wichtig.

Ärztin und Patient auf Augenhöhe

Meine Kardiologin sagte, ich sei wahrscheinlich der erste Patient mit einem persönlich eingestellten Repatha-Intervall. Ich hatte das Glück, dass mir mein Hausarzt und meine Kardiologin auf Augenhöhe begegnen und auf meinen Wunsch eingingen.

«Patientinnen und Patienten sollen sich trauen, den Fachpersonen Fragen zu stellen.»

Beobachter-Mitglied

Patientinnen und Patienten sollen sich trauen, den Fachpersonen Fragen zu stellen und, wenn möglich, sich mit den medizinischen Fakten zu befassen. Dann ist eine individuelle Behandlung möglich – so wie in meinem Fall.»

Und das sagt die Kardiologin dazu

Die Kardiologin will sich nicht mit ihrem Namen exponieren, nimmt aber zum Fall Stellung:

«Der Patient hat sich entschieden, weniger zu spritzen, wenn die Blutwerte das zulassen. Sein Hausarzt und ich sind darauf eingegangen, weil wir seinen Willen respektieren. Er wollte etwas zum Sparen im Gesundheitswesen beitragen, das ist für mich okay.

Eigentlich macht man das aus rechtlichen Gründen nie. Ich kenne keinen anderen Patienten mit einem individuell eingestellten Repatha-Intervall. Doch medizinisch ist die Lösung einwandfrei.

«Man kann auch päpstlicher sein als der Papst.»

Kardiologin des Beobachter-Mitglieds

Wenn die Fachgesellschaft sagt, das sei eine Off-Label-Anwendung eines Medikaments, verstehe ich das zwar. Schliesslich ist das Arzneimittel mit dem Drei-Wochen-Intervall nicht zugelassen.

Aber man kann auch päpstlicher sein als der Papst. Ich denke hier liberal: Hauptsache, mein Patient hat den tieferen Cholesterin-Zielwert erreicht.

Aber klar, nicht alle Ärztinnen und Ärzte würden das machen. Dazu braucht es einen gewissen Pragmatismus. Und ein Entgegenkommen gegenüber den Wünschen des Patienten.»

Aufgezeichnet von Yves Demuth

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Stellungnahme der Fachgesellschaft:

Die Schweizerische Atherosklerose-Gesellschaft (Agla) empfiehlt individuell eingestellte Repatha-Spritzintervalle nicht. Denn die Empfehlung beim Cholesterin sei «je tiefer, je besser». Wohl habe die Kardiologin diese Empfehlung in diesem Fall eingehalten. Doch ein Drei-Wochen-Intervall bleibe eine Off-Label-Therapie, sagt Professor Jürg H. Beer vom Zentrum für Molekulare Kardiologie der Universität Zürich.

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