90-Jähriger mit gültigem Ticket aus dem Zug gewiesen
Das Sparbillett von Swiss Activities wurde einem hochbetagten Mann zum Verhängnis – es war nicht lesbar.
Veröffentlicht am 17. November 2023 - 15:12 Uhr
«Über 1200 Freizeitaktivitäten» lassen sich auf der Onlineplattform Swiss Activities buchen, darunter auch die Spartageskarte der SBB. Doch das günstige Billett bescherte Max Lehmann aus Wichtrach BE viel mehr «Activities», als ihm lieb war.
Auf dem Weg von Zürich nach Wichtrach wurde er von einem SBB-Fahrbegleiter kontrolliert. Doch das Lesegerät erkannte den QR-Code nicht. «Es folgte eine 15-minütige, demütigende Einvernahme. Die Fahrgäste beobachteten das interessiert», erzählt Max Lehmann.
Dann wies ihn der Kondukteur an, in Bern auszusteigen, da er kein gültiges Ticket besitze. Er solle sich dort beim SBB-Kundendienst melden. Max Lehmann ist 90 und geht an zwei Stöcken.
Eine Rechnung über 115 Franken
Der SBB-Kundendienst in Bern konnte ihm nicht helfen. Schliesslich fand er eine SBB-Angestellte – «eine Kaderfrau» –, die prüfte, ob das Billett bezahlt worden war, sich bei ihm entschuldigte und ihm eine ordentliche Tageskarte aushändigte. Da war Max Lehmann schon über eine Stunde auf den Beinen.
Sechs Tage später erhielt er eine Rechnung über Fr. 115.50 für das Fahren ohne gültigen Fahrausweis. «Ich telefonierte mit dem Business-Center, dem Privatkunden-Center und allein in der Linie des Inkasso-Centers hing ich 18 Minuten in der Warteschlaufe. Umsonst.» Erst eine E-Mail bringt eine Antwort samt Entschuldigung. Die Rechnung wird storniert.
Problem «leider erst jetzt bekannt»
Die SBB bestätigen, dass die von Swiss Activities ausgestellten Tickets nicht lesbar sind. «Leider wurde dieses Problem erst im Zusammenhang mit dem Fall von Herrn Lehmann bekannt», sagt Marco Demont, Co-Gründer von Swiss Activities. Man habe den Fehler identifiziert und ihn sofort behoben. «Wir entschuldigen uns in aller Form bei Herrn Lehmann und hoffen auf sein Verständnis.»
«Kurz nach meinem Ausflug erhielt ich die automatische Umfrage von Swiss Activities mit dem Wortlaut: ‹Wie hat dir die Aktivität gefallen?› Das empfinde ich nach all dem Erduldeten eher als Scherzfrage», sagt Max Lehmann.
13 Kommentare
Das dreiste und unprofessionelle Verhalten der Kontrolleure ist für einen Betrieb wie die SBB unentschuldbar. Die Aufnahme der Personalien und eines Fotos des QR-Codes hätte vollauf genügt, um zu beweisen, dass die Fahrt bezahlt wurde, damit wäre der Fall erledigt gewesen. Die Entschuldigung der SBB für ihr Verhalten ist mehr als nur schäbig, ein SBB-Gutschein über 200 für Max Lehmann wäre angemessen gewesen. Seit Benedikt Weibel ist die Kundenfreundlichkeit der SBB immer schlechter geworden, offenbar sitzt immer noch der falschen Manager im Chefseesel.
Wie kann sich die SBB erlauben, so einen älteren Herr zu plagen und Ihn eine Stunde herumlaufen und stehen lassen. Das ist eine Respektlosigkeit sondergleichen!!! Da gibt es mir doch zu Denken, wie dann die SBB mit den Behinderten umgehen,wenn sie mal endlich Ihre Aufgaben gelöst haben.( Behindertengerechtes, selbstständiges Reisen ?)
Der Kommentar von Herrn Zemp führt doppelt ins Abseits. Erstens hat die SBB kein Monopol im öV, und zweitens ist seine Behauptung falsch. Das Krankenkassen-Kässeliwesen ist ineffizient und teuer. Mit einer Einheitskasse könnten wir uns die superteure tägliche TV-Werbung sparen und die riesige Pharmalobby hätte endlich ein mächtiges Gegengewicht. Bestes Beispiel: SUVA.
Was genau ist denn das genau - wenn kein Monopol - wenn ich mit den öV z. B. von Bern nach Zürich fahren will?
Ich kenne keine alternative Bahn zur SBB, weil es keine gibt! Also ist das de facto ein Monopol für die SBB!
So verhält es sich mit dem grössten Teil des CH öV-Netzes.
Das ist auch gewollt so, dass per Definition und auf dem Papier und im Gesetzesdschungel kein Monopol vorliege. Aber das ist Lug und Trug und entspricht in keiner Weise der Realität. Damit können die SBB Preise bestimmen, Menschen aufs übelste zu Kriminellen machen, obwohl sie einfach kein Geld für ein Ticket hatten. Wenn ich mal ein Anliegen habe, verliere ich mich in den Warteschleifen und der Arroganz der SBB-Kundencenter und deren Mitarbeiter:innen etc.! Was ich das schon erlebte, wow!
Armut, Schulden und Angst lassen grüssen. Die SBB sind nie kooperativ. Ein grosser Teil der Gesetzgebung(en) ist immer gegen die Menschen - vor allem gegen die Armen, die Schwächeren allgemein!
Monopolist hat immer recht und muss sich an Markt nicht rechtfertigen. Bei Telekom in den 90ern abgeschafft. Im ÖV leider weit entfernt davon. Aber soll Leute geben die wollen im Gesundheitswesen auch ein Monopol. Was glaubt ihr wie kundenfreundlich wohl die Einheitskrankenkasse sein wird? Die hat dann auch einfach immer recht.