Wer wie der Rennverein Maienfeld seit 68 Jahren Pferderennen veranstaltet, weiss: Es braucht eine Regenversicherung. Genau genommen zwei. Eine zahlt bei Mindereinnahmen, die dadurch entstehen, dass bei Regen viel weniger Zuschauer kommen als bei Sonnenschein. Die andere deckt einen Totalausfall, wenn das Rennen abgesagt werden muss, weil sich die Pferde auf zu matschigem Boden verletzen könnten.

Das Rennen in Maienfeld findet jährlich an zwei Oktobersonntagen statt. Während es letztes Jahr am ersten Sonntag trocken blieb, regnete es am zweiten Rennsonntag, dem 13. Oktober. Die Veranstaltung auf der einzigen Naturrennbahn der Schweiz konnte zwar ohne Gefahr für die Pferde durchgeführt werden, doch blieb ein Grossteil der Besucherinnen und Besucher fern. 

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Die Versicherung kostet 22’016 Franken

«Wir hatten dadurch einen Schaden von etwas über 50’000 Franken», sagt Vorstandsmitglied Heinz Tschudi zum Beobachter. «Den haben wir unserer Versicherung respektive der Maklerfirma gemeldet, da wir ja genau für solche Situationen eine Regenversicherung haben.» 

Die beiden Versicherungen für das Rennen 2024 hatte der Verein wie früher auch schon beim britischen Versicherer Lloyd’s abgeschlossen. Diejenige, die im vorliegenden Fall zum Zug kommt, deckt laut Police eine Schadensumme von 80’000 Franken pro Austragungstag. Kostenpunkt: 22’016 Franken plus Stempelsteuern.

Auswärtige Firma stellte keinen Regen fest

Doch statt einer Buchung auf das Konto des Rennvereins gabs negativen Bescheid. Um zu beurteilen, ob ein Schadenfall vorliegt, würden ausschliesslich die Messdaten der US-Firma Athenium Analytics berücksichtigt. So stehe es in der Versicherungspolice, liess die zuständige Maklerfirma Paul Frank in Vertretung von Lloyd’s verlauten. 

«Wir waren sehr erstaunt, schliesslich haben wir im Matsch gestanden.»

Heinz Tschudi, Rennverein Maienfeld

Tatsächlich wollen die Satelliten von Athenium Analytics an jenem Wochenende in der Region Maienfeld/Bad Ragaz so gut wie keinen Regen gesehen haben. «Wir waren sehr erstaunt, schliesslich haben wir im Matsch gestanden», sagt Heinz Tschudi. 

Und vor allem: Der Bericht von Meteo Schweiz, den der Verein zum Beweis anforderte, zeigt sehr wohl, dass an jenem Tag von 7 Uhr morgens bis mittags um 12 Uhr üppig Wasser vom Himmel fiel. 

«Wir haben um Zugang zu den Rohdaten von Athenium Analytics gebeten, da uns nicht klar ist, wieso deren Daten so sehr von denen der lokalen Wetterbehörde abweichen können – wir reden hier immerhin vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie. Doch sie wollen sie uns nicht geben.»

Ombudsmann empfiehlt Gang zum Anwalt

Der Rennverein wandte sich an Martin Lorenzon, den zuständigen Ombudsmann der Privatversicherung. Zwar könne Lloyd’s sich sehr wohl auf die besagte Vertragsbedingung berufen. Allerdings müssten die erhobenen Daten nachvollziehbar und überprüfbar sein, schreibt er Mitte März. Und er empfiehlt dem Rennverein, sich «zur Prüfung der Prozessaussichten» einen Anwalt zu nehmen.

Janik Blunschi, Geschäftsführer der Maklerfirma Paul Frank, antwortete auf Anfrage des Beobachters: «Wir bedauern, dass das jetzige Ergebnis für den Rennverein unbefriedigend ist. Aber Lloyd’s hält sich an die klaren Bestimmungen in der Versicherungspolice.» 

Rennverein gibt nicht auf

Und weiter: Zu keinem Zeitpunkt habe man Informationen zurückgehalten. Insbesondere die relevanten Wetterdaten sowie die angewandten Berechnungsmethoden habe man dem Vertreter des Rennvereins Maienfeld/Bad Ragaz bereits am 3. Februar 2025 mitgeteilt und am 18. Februar 2025 in der Stellungnahme an den Ombudsmann erneut dargelegt. «Soll nun der Eindruck erweckt werden, dass wir etwas verheimlichten, verwehren wir uns dagegen.»

Damit gibt man sich beim Rennverein nicht zufrieden. «Wir werden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln um die Entschädigung kämpfen», sagt Vorstandsmitglied Heinz Tschudi.

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