SBB-App: Zug fahren ohne Swipen
Ärgerliche Bussen wegen zu spät gelöster Tickets sollen der Vergangenheit angehören. Die SBB lassen ihre App überarbeiten.
Veröffentlicht am 14. August 2024 - 16:40 Uhr
Wer es hastig noch auf den Zug schafft und sofort mit der SBB-App ein Ticket löst, gilt bereits als Schwarzfahrer. Kontrolleure kennen kein Pardon und büssen auch Reisende, die nur wenige Sekunden ohne Billett unterwegs waren.
Es könnte ja sein, dass sie bloss bezahlt haben, weil sie die Kontrolle bemerkt haben. Für Ärger sorgt das bei Reisenden, die bloss Opfer ihrer Hektik oder von Verbindungsproblemen geworden sind.
Geschieht dies erst, wenn der Zug oder das Tram schon fährt, ist es zu spät. Zukünftig soll der Fahrtantritt beim Einsteigen in das Fahrzeug automatisch registriert werden.
Und zwar indem neben Ortungsdaten ein zusätzliches Signal verarbeitet wird, das voraussichtlich per Bluetooth vom Fahrzeug an das Smartphone gesendet wird. «Heute geschieht die Aufzeichnung bei Easyride mit Hilfe einer Check-in-/Check-out-Funktionalität und einem Tracking, das über Sensordaten des Mobiltelefons die Bewegung des Kunden ermittelt», sagt SBB-Sprecher Martin Meier.
Eine einfache Lösung dürfte laut Bastian Bommer, Vorstandsmitglied von Pro Bahn Schweiz, entscheidend sein für den Erfolg des künftigen My Ride. Unter diesem Namen testet die ÖV-Branche zur Zeit ein Tarifsystem, bei dem das Smartphone aufzeichnet, welche Strecken man innerhalb eines Monats fährt. Erst danach wird der Preis für alle Fahrten verrechnet.
Datenschutz nicht geritzt
Wichtig ist für Bommer, dass solche Systeme freiwillig und jederzeit ein- und ausstellbar sind. Das Erfassen eines ergänzenden Bluetooth-Signals dürfte den Datenschutz zumindest nicht zusätzlich ritzen.
Die Verkehrsbetriebe wissen bei aktiviertem Easyride bereits heute, wo man sich befindet. Nach zwölf Monaten werden solche Daten anonymisiert.
«Unfaire» SBB-Bussen
Bis zur Einführung einer Be-in-/Be-out-Lösung lohnt es sich, Bussen nicht einfach zu akzeptieren, sofern man das Ticket bloss einige Sekunden verspätet gelöst hat. Mit einer Beschwerde, die man hier anbringen kann, darf der Kunde auf Kulanz der SBB hoffen.
Statt einer Busse – beim ersten Mal 90 Franken – werden so «nur» 30 Franken Umtriebsentschädigung fällig. Und es entfällt der Eintrag im Schwarzfahrerregister. Der führt im Wiederholungsfall zu weit höheren Bussen.
4 Kommentare
Was geschieht, wenn ich auf dem Handy die Antwort erhalte: Der Server ist im Moment nicht erreichbar, versuchen sie es später nochmals?
Hoffentlich erkennt die App dann auch, wenn man aussteigt. Es kann nämlich gut vorkommen, in der Hektik, dass man das Ende der Route nicht wegwischt und somit endlos bezahlt. Ich hab mir tatsächlich schon öfter überlegt, ob dieses System nicht gewollt ist, da es zu erheblichen Mehreinnahmen führen kann.
Eigentlich hat sich nichts geändert - wir haben am Schalter ein Billett gelöst vor Zugabfahrt. Wir haben ein Billett gelöst am Billettautomaten vor Zugabfahrt. Wir haben die MFK abgestempelt vor Zugabfahrt. Und heute lösen wir eben das Billett am Smartphone vor Zugabfahrt. Wo liegt das Problem?
Ich frage mich ernsthaft, warum es den ÖV Benutzern nicht zugemutet werden kann, rechtzeitig, also spätestens wenn der Zug, Bus, etc. abfährt ein gültiges Ticket vorweisen zu müssen.
Haben diese „Kunden“ auch bei Flugtickets solche Probleme? Wohl eher nicht. Der ÖV scheint der einzige Verkäufer in der Schweiz zu sein, der es sich bieten lassen muss, für seine Dienstleistungen als Bittsteller behandelt zu werden.
Einige ÖV Benutzer sind also tatsächlich überfordert mit einem einzigen Finger eine Wischbewegung auf Ihrem Handy auszuführen und das Ganze noch rechtzeitig….
Einige schaffen das zwar, aber nur wenn eine Ticketkontrolle naht, interessant.
Die Gleichgültigkeit ist weit verbreitet, ganz besonders in der Nutzung des ÖV, die Dummen sind die Ehrlichen, sie zahlen nebst ihrem Ticket auch noch die Millionendefizite der Schwarzfahrer, welche sich dann auch noch ungerecht behandelt fühlen. (??)