HEV Zürich vermietet Schmuddelwohnung
Ausgerechnet der Hauseigentümerverband brauchte vier Anläufe, um eine Wohnung in sauberem Zustand zu übergeben.
aktualisiert am 15. August 2017 - 09:42 Uhr
«Widerlich» sei es gewesen, sagt Neumieterin Carola Felber* nach der Wohnungsübergabe. Ameisen, Küchenmotten, schmutzige Schränke, schmieriges Bad, dunkles Fett am Dampfabzug. «Zudem stank es nach altem Rauch.» Sie verlangte, dass umgehend nachgeputzt werde.
Zur zweiten Übergabe nahm Felber eine Vertreterin des Mieterverbands mit. Erneut waren die Räume an der Schlüsselstrasse in Umiken AG «eine Zumutung» und «nicht richtig bewohnbar», hielt die Frau vom Mieterverband im Protokoll fest. Dreimal musste die Hauswartung nachbessern, jedes Mal blieb das Resultat unbefriedigend.
Verwaltet wird die Liegenschaft vom Hauseigentümerverband Zürich. Dort stellt man sich auf den Standpunkt, die Wohnung sei durchaus zumutbar. Denn «das Wasser funktioniert, die Wohnung ist abschliessbar, die Küchengeräte funktionieren», schreibt die zuständige Sachbearbeiterin an die neue Mieterin.
Weil sich die Verwaltung sperrte, nahm Felber einen Anwalt und verlangte eine unabhängige Putzfirma. Vier Wochen nach dem vorgesehenen Einzugstermin war die Wohnung endlich sauber. «Allerdings warte ich inzwischen seit sechs Wochen darauf, dass die kaputten, gefährlichen Steckdosen repariert werden.»
Dann entdeckte die 51-Jährige, dass im Internet Wohnungen im gleichen Haus mit einem einmaligen Mieterlass von 1500 Franken angepriesen werden. «Ich fühle mich veräppelt. Anderen Mietern wird Geld geboten, ich aber habe schon 1250 Franken Anwaltskosten.»
«Die Reinigung der Wohnung war auch für uns nicht in jeder Hinsicht befriedigend», sagt Sandra Heinemann, Leiterin Verwaltung und Bewirtschaftung beim Hauseigentümerverband Zürich. Daher habe man ein Mängelprotokoll erstellt, die entsprechenden Massnahmen ergriffen und ersetzt, was nicht mehr mit vernünftigem Aufwand zu reinigen gewesen sei. «Zudem haben wir der Mieterin für die Unannehmlichkeiten eine Reduktion des ersten Mietzinses von 150 Franken angeboten. Sie hat akzeptiert.»
Die Hauseigentümerin, die Anlagestiftung Rimmobas, wusste nichts von der verbockten Wohnungsübergabe. «Das entspricht selbstverständlich nicht unserem Geschäftsgebaren», so Rimmobas-Chef Frank Dietler. «Natürlich werden wir uns um allfällige Mängel kümmern und ausnahmsweise sogar die Anwaltskosten der Mieterin übernehmen.» Im Übrigen überprüfe man die Mandatsverhältnisse regelmässig. Jenes mit dem Hauseigentümerverband Zürich habe man bereits aufgelöst.
*Name geändert