Frage von Martin Z.: Ich habe vier Jahre lang eine Psychotherapie gemacht, stelle aber fest, dass sich meine Situation nicht verändert hat. Es war eine ziellose und endlose Plauderei. Kann man die Honorare zurückverlangen, oder gibt es eine Ombudsstelle?

Solche Ombudsstellen gibt es in ein paar Kantonen. Sie können sich aber für Reklamationen auch an die Berufsverbände wenden, an Ärzteorganisationen oder an die Föderation der Schweizer Psychologen (FSP). Doch das Honorar können Sie natürlich nicht zurückverlangen, denn kein Therapeut kann Ihnen Heilung garantieren. Er verspricht nur, nach den Regeln seiner Kunst zu handeln.

Tatsächlich ist es sehr schmerzlich, wenn man erkennt, dass einem eine Therapie nichts gebracht hat. Man hat emotional und finanziell so viel investiert, hat sich bemüht und gehofft und hat jetzt den Eindruck «ausser Spesen nichts gewesen». Wenngleich Therapien in der Regel länger dauern, sollte man in der Tat bereits nach den ersten drei bis vier Stunden eine Wirkung spüren. Ist das nicht der Fall, muss man es zur Sprache bringen. Oft ändert sich dadurch bereits etwas, oder man erkennt, dass man abbrechen und es mit einem anderen Therapeuten oder mit einer anderen Therapierichtung versuchen sollte. Laut Umfragen ist nicht selten erst der zweite oder dritte Therapieanlauf fruchtbar.

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Die vier wichtigsten Kriterien

Die Wahl eines geeigneten Therapeuten ist nicht einfach. Fachleute schätzen, dass es heute in westlichen Ländern 300 bis 400 verschiedene psychotherapeutische Schulen gibt, die zum Teil unterschiedliche Vorstellungen von Störungen, deren Ursachen und geeigneten Behandlungstechniken haben. Heute interessiert vor allem, was schulübergreifend wirkt. Laut dem Zürcher Professor Heinz Stefan Herzka ist Psychotherapie die Entdeckung der heilenden Kraft zwischenmenschlicher Beziehungen. Wichtiger als die angewandte Technik ist, dass zwischen Klient und Therapeut die Chemie stimmt. Der Psychotherapeut Peter Hain hat mit international renommierten Fachleuten Gespräche geführt und versucht, die wichtigen Aspekte einer heilenden Beziehung herauszukristallisieren.

Einen guten Therapeuten erkennt man anhand folgender fünf Kriterien:
  • Er ist empfindsam, nimmt einen ernst und ist fähig, sich einzufühlen, ohne zu werten.
  • Er ist voller Interesse, Neugier und Flexibilität und hat sich einen «Anfängergeist» bewahrt. Er ist willig, die Persönlichkeit des Klienten vorurteilsfrei kennenzulernen.
  • Es ist eine klare Heilungsabsicht spürbar. Er glaubt an die heilende Kraft im Klienten selbst.
  • Er kann Intensität erzeugen. In der Therapie wird nicht nur geredet, es werden starke Gefühle erlebt.
  • Der Therapeut soll eine solide Ausbildung absolviert haben und diverse Techniken beherrschen. Erfüllt er die genannten Bedingungen nicht, sollte der Klient, der ja auch Konsument ist, jemanden suchen, der die Dienstleistung Psychotherapie wirksamer erbringt.
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