Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. Und weil diese Woche viel los war, fassen wir Ihnen am Schluss einige weitere Nachrichten knapp zusammen.

Diesmal:

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Das Zitat der Woche

Diesen Nachrichtenüberblick schreibt eigentlich nie einer allein. Die männliche Form ist aber bewusst gewählt. Denn Oliver Fuchs – ein Mann – steht meistens als «verantwortlicher Redaktor» obendrauf. Das bedeutet: Er wählt die Themen aus, organisiert, wer diese Woche mitschreibt, und liest alle Beiträge gegen. Ein ziemlich typisches Arrangement für den Schweizer Journalismus, wie eine neue Untersuchung unterstreicht: 

«Die Ergebnisse zeigen, dass die Diversität unter den Medienschaffenden geringer ist als angestrebt.» – Arbeitspapier der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)

Die ZHAW hat untersucht, wer heute in der Schweiz im Journalismus arbeitet. Ergebnis: Es sind zunehmend Menschen mit Uniabschluss, in Führungspositionen sitzen tendenziell Männer – und immer öfter verortet man sich selbst als links. Zwar trifft nur etwas davon auf Fuchs zu, aber trotzdem hat er natürlich blinde Flecke. Wir achten darum darauf, dass möglichst viele verschiedene Redaktorinnen und Redaktoren das «Richtig wichtig» mitgestalten. Und keineswegs nur im Nachrichtenbriefing ist dem Beobachter die Vielfalt sehr wichtig. Und zwar nicht als frommer Wunsch, sondern handfest und messbar: 

Arbeitslosigkeit: Viele Langzeitarbeitslose finden wieder Arbeit

Darum gehts: In der Schweiz waren zwischen 2019 und 2023 jährlich im Schnitt 25’000 Personen ausgesteuert, wie eine neue Publikation des Bundesamts für Statistik zeigt. Häufig gelingt den Langzeitarbeitslosen aber der Wiedereinstieg ins Berufsleben. Nach einem Jahr ist bereits die Hälfte der Ausgesteuerten erneut erwerbstätig, nach fünf Jahren sind es sogar zwei Drittel. 

Warum das wichtig ist: Die Zahlen sind zwar erfreulich, doch sollte man sie differenziert betrachten, denn oft entspricht die gefundene Stelle nicht den Wunschvorstellungen. Langzeitarbeitslose müssen häufig mit schlechteren Arbeitsbedingungen rechnen. Der Lohn ist tiefer als der von anderen Angestellten, und sie müssen sich mit kleineren Pensen zufriedengeben. Ehemalige Ausgesteuerte sind zudem überproportional oft in sogenannten atypischen Arbeitsverhältnissen beschäftigt, etwa Arbeit auf Abruf oder über eine Agentur. Ebenfalls gibt es durchaus einen Geschlechterunterschied, denn ausgesteuerte Männer finden eher eine neue Stelle als Frauen.

Das sagt der Beobachter: Nicht alle Bevölkerungsgruppen haben es gleich leicht, wieder erwerbstätig zu werden. Besonders stark von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind Personen zwischen 45 und 64 Jahren. Wie Betroffene damit umgehen und wie die Stiftung SOS Beobachter helfen kann, erfahren Sie in diesem Artikel:

⇒ Jetzt lesen: Verzweifelt gesucht: Arbeit

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Antibiotika: Resistenzen nehmen zu, und es wird zu viel verschrieben

Darum gehts: Diese Woche hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seinen neusten Bericht zu Antibiotikaresistenzen veröffentlicht. Der zeigt auf, welche Krankheitserreger schlechter oder gar nicht mehr behandelt werden können, weil sie sich an Antibiotika angepasst haben. Während die Lage insgesamt stabil sei, würden immer noch zu oft Antibiotika eingesetzt, wo es nicht nötig sei, schreibt das BAG. Besser als in der Humanmedizin sei es in der Landwirtschaft, wo insgesamt umsichtiger damit umgegangen werde.

Warum das wichtig ist: Antibiotika sind aus der modernen Medizin nicht wegzudenken. Ärztinnen und Ärzte können damit nicht nur die häufigsten Infekte behandeln, etwa Blutvergiftungen oder Lungenentzündungen. Viele Operationen, Chemotherapien oder Immunsuppressionen wären ohne Antibiotika viel zu riskant. In den letzten zwei Jahrzehnten ist das Bewusstsein für den sparsamen und zielgerichteten Umgang mit diesen Medikamenten stark gestiegen. Trotzdem gehen Schätzungen davon aus, dass in der Schweiz jährlich rund 300 Menschen an Infektionen mit resistenten Erregern sterben. 

Das sagt der Beobachter: Weniger Antibiotika einzusetzen, ist das eine. Neue zu entwickeln, wäre das andere. Doch an dem Teil der Lösung wird viel zu wenig gearbeitet. Warum ist das so? Weil es sich für die Pharmabranche oft schlicht nicht lohnt.

Bundesrats-Bestätigung: Volk will sich nicht damit beschäftigen

Darum gehts: Die Bundesrätinnen und Bundesräte sollen sich alle zwei Jahre durch das Volk und die Stände in ihren Ämtern bestätigen lassen. So wollte es die Gruppierung Freiheitliche Bewegung Schweiz und lancierte zu diesem Zweck im Mai 2023 eine Initiative. Am Dienstag dieser Woche ist das Vorhaben offiziell gescheitert: Das Initiativkomitee brachte die nötigen Unterschriften nicht zusammen.

Warum das wichtig ist: In jüngster Zeit schien es, dass das Stimmvolk nicht immer zufrieden war mit der Arbeit der Bundesräte. Ein wuchtiges Nein zur Reform der beruflichen Vorsorge, ein klares Ja zur 13. AHV-Rente oder auch die fast 65 Prozent Nein-Stimmen zur elektronischen Identität, kurz E-ID, sind nur einige Beispiele, bei denen das Volk anderer Meinung war als der Bundesrat. Auch bei den Abstimmungen am Sonntag könnte es eng werden für die Vorschläge aus Bundesbern. «Wenn das Volk nicht zufrieden ist, muss es die Departementsführung entlassen können», sagte Richard Koller im Mai 2023, als er und seine Mitstreiter die Bundesrats-Bestätigungs-Initiative lancierten. Doch nun zeigt sich: Das will das Volk auch nicht. Die Initiative wurde innerhalb der am 16. November abgelaufenen Sammelfrist nicht mit der genügenden Anzahl Unterschriften eingereicht. 

Das sagt der Beobachter: Der Vorschlag, dass doch das Volk den Bundesrat wählen soll, geistert immer wieder mal durch die Medien. Schon dreimal wurde er an der Urne abgelehnt: 1900, 1942 und zuletzt 2013. Doch tatsächlich ist die Idee weniger revolutionär, als man heute vermuten könnte: Ab 1851 war es jahrzehntelang der Standard, dass sich die Bundesräte alle drei Jahe einer Wiederwahl stellen mussten – bis ihnen die Lust an diesem Mechanismus verging:

⇒ Jetzt lesen: Passt das zur Schweiz?

Ausserdem wichtig war diese Woche:

Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs, Chantal Hebeisen und Alexander Lüthi.

Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.