Das war diese Woche richtig wichtig
Wurde die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher? Und wo gings rückwärts? Der Überblick des Beobachters für die Woche vom 21. April 2025.
Veröffentlicht am 25. April 2025 - 12:52 Uhr
Liebe Leserinnen und Leser
Willkommen zu «Das war richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein.
Diesmal:
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Nach dem Tod von Papst Franziskus: Der Vatikan steht vor einer Richtungswahl
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Wohninteressenten einfacher prüfen: Nationales Betreibungsregister soll endlich kommen
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Wieder mehr Kaufkraft: Löhne stiegen stärker als Teuerung
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Dazu das Zitat der Woche
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Nach dem Tod von Papst Franziskus: Der Vatikan steht vor einer Richtungswahl
Darum gehts: Der Papst ist tot. Es lebe der Papst! Wenn bald – es kann etwas dauern – weisser Rauch aus der Sixtinischen Kappelle steigt, dann haben die Kardinäle im Vatikan den Nachfolger von Papst Franziskus gewählt. Der am Ostermontag verstorbene, volksnahe «Franz» hatte Hoffnungen auf eine lebendige, offenere Kirche geweckt. Er enttäuschte zwar viele. Noch mehr aber verärgerte er die konserverativen Dogmatiker im Vatikan. Dort geht es jetzt um eine bedeutende Richtungswahl.
Warum das wichtig ist: Das Christentum ist immer noch die grösste Weltreligion. Mit rund 2,5 Milliarden Anhängerinnen und Anhängern bekennt sich fast ein Drittel der Menschen dazu, rund die Hälfte davon sind Katholiken. Bei uns verlieren christliche Kirchen zwar Mitglieder. Sie misstrauen Organisationen, die hausgemachte Missstände verdrängen und aus der Zeit gefallene Rollenbilder predigen. Anderswo wächst das Christentum hingegen stark. Vor allem in Afrika, wo heute konservative Kirchenführer das Sagen haben. Worte des künftigen Papstes können Einfluss haben, auch auf gelebte Werte.
Das sagt der Beobachter: Franziskus war persönlich bescheiden, verzichtete auf Prunk und widmete sich den Armen und zu kurz Gekommenen. Doch wenn es um die grossen Herausforderungen innerhalb der Kirche ging, war er zu zaghaft. Die Aufarbeitung der sexuellen Missbräuche ging er nur halbherzig an, die Rolle der Frauen in der Kirche änderte er nicht entscheidend. Aber er hat Türen einen Spaltbreit geöffnet, vielleicht sogar Pflöcke eingeschlagen, wie es die Theologin und frühere Prix-Courage-Gewinnerin Monika Schmid im Beobachter-Interview beschreibt. Sie warnt davor, das Rad mit einem konservativen Papst wieder zurückzudrehen. Und sie weiss, wovon sie spricht. Mehrfach hat sie erlebt, was es heisst, den Mächtigen in der Kirche nicht genehm zu sein.
⇒ Jetzt lesen: «Die Glaubwürdigkeit der Kirche steht auf dem Spiel»
Wohninteressenten einfacher prüfen: Nationales Betreibungsregister soll endlich kommen
Darum gehts: Der Nationalrat wird voraussichtlich im Juni über eine Gesetzesanpassung zur Einführung eines einheitlichen Betreibungsregisterauszugs entscheiden. Das machte diesen Dienstag der «Tages-Anzeiger» bekannt. Das Register soll künftig ohne zusätzlichen administrativen Aufwand rund um die Uhr über eine nationale Datenbank abrufbar sein.
Warum das wichtig ist: Heute ist es nicht sehr schwierig, bei der Wohnungssuche zu tricksen oder gar Geschäftskunden zu täuschen. Es genügt, beim Betreibungsamt einer Nachbargemeinde einen Auszug zu bestellen, der dann leer ist. In der Schweiz gibt es nämlich keinen landesweit einheitlichen Betreibungsregisterauszug. Und vielerorts ist es noch nicht möglich, zu prüfen, ob die gesuchstellende Person überhaupt im Einzugsgebiet wohnt. Mit einer gesamtschweizerischen Lösung hingegen könnten Vermieter die Bonität von Mietinteressenten einfach prüfen. Die Mieter wiederum hätten den Vorteil, dass sie bei der Wohnungssuche nicht mehr für jede Bewerbung einen neuen Betreibungsauszug bestellen und bezahlen müssten.
Das sagt der Beobachter: Wenn man online etwas kaufen oder ein Auto leasen möchte, kann es sein, dass der Anbieter vorher die Bonität prüfen möchte. Dies geschieht über sogenannte Wirtschaftsauskunfteien wie Crif oder Intrum. Diese speichern massenhaft Daten, die sie dann weiterverkaufen. Mit einer schweizweiten Betreibungsauskunft wäre das Sammeln von Daten über Privatpersonen weniger attraktiv. Denn alle potenziellen Geschäftspartner könnten im nationalen Register nachschauen, wie es um die Zahlungsfähigkeit einer Person steht.
⇒ Jetzt lesen: Politik will Schuldnertourismus stoppen
Über «Das war richtig wichtig»
Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.
Wieder mehr Kaufkraft: Löhne stiegen stärker als Teuerung
Darum gehts: Erstmals seit drei Jahren haben viele Menschen in der Schweiz wieder mehr Geld im Portemonnaie. 2024 sind die Löhne im Schnitt um 1,8 Prozent gestiegen, teilte das Bundesamt für Statistik am Mittwoch mit. Auch die Kaufkraft (und damit der «Reallohn») stieg zum ersten Mal seit 2021 – um 0,7 Prozent. In den Jahren 2021 bis 2023 übertraf die Teuerung jeweils die Erhöhung bei den Löhnen.
Warum das wichtig ist: Die gute Nachricht kommt zur richtigen Zeit. In den letzten Wochen hat die amerikanische Zollpolitik die Börsenkurse weltweit stark absinken lassen und Angst vor einer Wirtschaftskrise geschürt. Allerdings beziehen sich die Zahlen zu den Schweizer Löhnen und Preisen auf das vergangene Jahr. Und die Lohnerhöhungen fielen unterschiedlich aus. Über mehr Geld konnten sich vor allem Pflegerinnen und Pfleger freuen (3 Prozent), ebenso Angestellte bei Versicherungen und in der öffentlichen Verwaltung (jeweils 2,5 Prozent). Auf dem Bau, in der IT und bei den Medien stiegen die Löhne hingegen weniger stark als die Teuerung. Bemerkenswert auch: Die Löhne der Frauen stiegen im Schnitt um 2,6 Prozent, diejenigen der Männer um 1,2 Prozent.
Das sagt der Beobachter: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern muss klar sein: Hält der Lohn nicht Schritt mit der Teuerung, sinkt er faktisch. Wer seit fünf Jahren den gleichen Lohn erhält, kann sich heute damit 6,6 Prozent weniger kaufen als 2020. Mit anderen Worten: Ein Jahreslohn von 100’000 Franken ist heute noch so viel wert, wie wenn er damals 93’400 Franken betragen hätte. Arbeitnehmer sollten deshalb regelmässig mehr Lohn einfordern. Wie man dabei am besten argumentiert und welche Alternativen es zur Lohnerhöhung gibt, zeigen wir hier:
⇒ Jetzt lesen: Unzufrieden mit dem Lohn – das können Sie tun
Gleich in zwei Gruppenchats hat der mitteilungsfreudige US-Aussenminister Pete Hegseth geheime Kriegspläne verschickt. Im ersten fügte er versehentlich einen Journalisten hinzu. Die Mitglieder des zweiten sind seine Frau, sein Bruder und sein Anwalt. Er schiebt die Schuld auf ein angebliches Leck in seinem Ministerium ab, das laufend geheime Pläne veröffentliche.
«Once a leaker, always a leaker.» (Sprich: Wo einmal ein Leck, da immer ein Leck.) – Pete Hegseth
Dass er in Wahrheit selbst das Leck ist und die Nachrichten verschickt hat, streitet er trotz offensichtlicher Beweislage ab. Alles Fake News, sagt der ehemalige Fox-News-Kommentator gegenüber Fox News.
Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Raphael Brunner, Peter Johannes Meier und Valentin Grünig.
Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.