Jedes Jahr werden 20 neue Riesendampfer vom Stapel gelassen. Die schwimmenden Kleinstädte bieten Poolanlagen, Konzerte, Casinos und Restaurants. 2019 werden geschätzt 30 Millionen Passagiere Ferien an Bord eines Kreuzfahrtschiffs verbracht haben, 150'000 aus der Schweiz. Vor 10 Jahren waren es knapp 18 Millionen.

Die meisten der neuen Schiffe sind mit jahrzehntealter Technik ausgestattet und fahren mit schmutzigem Schweröl. Eine aktuelle Studie zeigt, dass allein der grosse Anbieter Carnival im Jahr 2017 fast zehnmal mehr Schwefeloxide produzierte als alle 260 Millionen Autos in Europa zusammen.

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50 Milliarden Euro Umsatz jährlich

Doch die schlechte Ökobilanz stört die Kundinnen und Kunden kaum. «Viele suchen in ihren wenigen freien Tagen im Jahr das maximale Erlebnis. Die Kreuzfahrt kann das erfüllen», sagt Urs Wagenseil, Tourismusexperte an der Hochschule Luzern. Die treibende Kraft sei die Nachfrage. Wenn Kunden aus Umweltgründen auf Kreuzfahrten verzichten würden, müsste die Branche umdenken und sich wandeln.

Der Naturschutzbund Deutschland sieht die Verantwortung beim Anbieter: «Die Branche muss aktiv werden und in neue Technologien investieren.» Das Geld wäre da. Der Umsatz beläuft sich allein in Europa auf fast 50 Milliarden Euro pro Jahr.

Anbieter weisen Vorwürfe zurück

Die Anbieter halten sich zwar an die Vorschriften, doch die sind gemäss Naturschutzbund zu lasch. Das soll sich ändern: Ab 2020 dürfen Schiffe nach Bestimmungen der internationalen Schifffahrtsorganisation auf hoher See nur noch Treibstoff mit einem Schwefelgehalt von 0,5 statt bisher 3,5 Prozent verbrennen. Zudem soll der CO2-Ausstoss halbiert werden.

Die Anbieter weisen die Vorwürfe von sich. «Wir wollen sichergehen, dass wir das, was wir heute tun, auch in 10 und 20 Jahren noch tun können», heisst es bei Anbieter MSC. «Wir machen ständige Fortschritte, um unseren ökologischen Fussabdruck zu minimieren.» TUI Cruises lässt verlauten, dank Investitionen in Energieeffizienz und Abgasnachbehandlung erreiche man trotz Schweröl «Emissionsstandards, die erst ab 2020 gelten.»

Dennoch wird der Vorwurf laut, dass Reeder erst aktiv werden, wenn für sie ein wirtschaftlicher Vorteil rausspringt. Experte Wagenseil sagt denn auch: «Es ist aktuell noch günstiger, auf alte Techniken statt auf umweltverträglichere zu setzen.»

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