Verdacht auf Millionenbetrug – nun stehen sie vor Gericht
Acht Führungspersonen der Kryptoplattform EXW Wallet müssen sich in Österreich vor Gericht verantworten – ihnen drohen zehn Jahre Haft.
Veröffentlicht am 28. September 2023 - 17:48 Uhr
Während Jahren warb die Plattform EXW Wallet mit hohen Renditeversprechen in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland dafür, die EXW-Kryptowährung zu kaufen. Doch profitiert haben mutmasslich nur die Hintermänner der Plattform. Jetzt müssen sich acht von ihnen im österreichischen Klagenfurt vor dem Landesgericht verantworten.
Die Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption in Wien wirft der EXW-Führungscrew vor, rund 40’000 Personen um mehr als 14 Millionen Euro betrogen zu haben. Geladen sind gegen 150 Zeugen, der Prozess wird voraussichtlich mehrere Monate dauern. Letzten Dezember und diesen Frühsommer wurden der Hauptangeklagte sowie ein Mittäter verhaftet, wie die zuständige Staatsanwaltschaft bestätigte .
Statt hoher Renditen auf Kryptowährung gabs Schneeballsystem
Zum Prozessauftakt wurde vor allem die Dimension dieses Falls klar: Die Staatsanwaltschaft wirft der Führungscrew schweren gewerbsmässigen Betrug vor, dazu Geldwäsche, den Betrieb eines Pyramidenspiels (Schneeballsystem) und die Bildung einer kriminellen Vereinigung. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt für die Angeklagten die Unschuldsvermutung.
Die Anklageschrift, die dem Beobachter vorliegt, umfasst 300 Seiten. Akribisch wird aufgelistet, wie die Initianten der Plattform Scheinfirmen gründeten. Diese hätten den Hintermännern dazu gedient, die von Investoren eingezahlten Gelder zu verschleiern. So hätten die Angeklagten den Firmen Gelder entzogen, um diese «sich selbst zuwenden» zu können.
An Krypto-Conventions zu Investitionen gedrängt
Um immer neue Investoren zu gewinnen, organisierten die Verantwortlichen gemäss Anklageschrift «äusserst aufwendig gestaltete Live-Events», sogenannte Conventions, sowie Galadiners und Büroeröffnungen in mehreren Ländern. In der Schweiz warb EXW intensiv in sozialen Medien für ihre Onlineveranstaltungen (Zoom-Meetings), an denen Gutgläubige zu Investments gedrängt wurden. In Youtube-Videos versprachen die EXW-Führungsleute nichts Geringeres als die «Krypto-Revolution».
Im Zentrum des Prozesses steht derzeit der 26-jährige Hauptangeklagte aus Klagenfurt. Neben ihm sind vier weitere Kärntner im Alter von 25 bis 48 Jahren angeklagt sowie ein 31-jähriger und ein 26-jähriger Tiroler und ein 28-jähriger Kroate. Drei weitere Hintermänner werden sich laut Anklageschrift in einem separaten Verfahren zu einem späteren Zeitpunkt vor Gericht verantworten müssen.