Schauspieler Stefan Gubser besitzt eins, genauso wie die Grosseltern von Ex-Miss-Schweiz Christa Rigozzi: ein Rustico im Tessin. Prominent muss man nicht sein, um einen der alten Tessiner Ställe oder ein Maiensäss zu erwerben. Aber eine gewisse Risikobereitschaft braucht es. Und man bekommt für relativ viel Geld nur wenig Komfort. Vorausgesetzt, man findet überhaupt etwas.

Wer von der eigenen Hütte im Grünen träumt, sollte sich deshalb als Erstes mit folgenden Punkten auseinandersetzen: Angebot, Preis, Leistung, Stolpersteine.

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Angebot an Alphütten in der Schweiz

Ob bei den Rustici im Tessin oder bei den Maiensässen im Bündnerland respektive im Wallis: Die Nachfrage übertrifft das Angebot um ein Mehrfaches. «Einen solchen Aufschwung wie nach dem Lockdown im Frühjahr 2021 habe ich noch nie erlebt», sagt Claude Meury, Inhaber des Maklerbüros Immotessin in Lugano. Plötzlich habe er Rustici verkaufen können, die davor jahrelang auf seinem Portal dahindümpelten. «Corona hat dazu geführt, dass die Leute wieder eine sichere Ferienbasis im eigenen Land suchen.»

Diese Einschätzung teilt auch Armin Agten von Agten Immobilien in Naters. «Maiensässe sind bei uns im Wallis derzeit nur schwer zu finden.» Er hat noch eine weitere Erklärung dafür: Corona habe auch dazu geführt, dass Besitzer ihr Maiensäss wieder zu schätzen gelernt hätten – deshalb gebe es weniger Verkäufe. Ausserdem gehen die attraktivsten Immobilien meist unter der Hand weg.

Der Rest findet sich im Netz – wobei man bei grösseren Immobilienportalen oft nicht explizit nach «Rustico» oder «Maiensäss» suchen kann. Bei lokalen Maklerbüros ist das eher möglich.

Was kostet ein Maiensäss oder ein Rustico?

Das knappe Angebot treibt die Preise natürlich in die Höhe. «Wir hatten in der letzten Zeit Preissteigerungen von 50 Prozent oder mehr», sagt der Walliser Makler Agten. Ein bewohnbares Maiensäss – oder eines, das mit relativ wenig Aufwand bewohnbar gemacht werden kann – koste zwischen 50'000 und 500'000 Franken. Im Schnitt müsse man mit 150'000 bis 200'000 Franken rechnen.

Etwas anders ist die Lage im Tessin: «Die Preise lagen schon vor Corona auf hohem Niveau und haben seither nur noch marginal zugelegt», sagt Makler Meury. Hier seien im Mittel 350'000 Franken nötig. Allerdings hat das Tempo zugenommen: «Heute inseriert und drei Tage später schon verkauft.»

Was bekommt man mit einem Rustico oder Maiensäss?

Was Meury allen Interessierten gleich zu Beginn zu verstehen gibt: «Für die rund 350'000 Franken erhält man in der Regel zwar ein bewohnbares Rustico, aber nur mit sehr einfachem Innenausbau.» Immerhin sei ein Wasseranschluss bei diesem Preis meist vorhanden, das WC habe im Minimum eine Sickergrube. Der Umschwung ist meist gross, das Gebäude klein: Ein durchschnittliches Rustico bietet mit 50 bis 70 Quadratmetern oft nur Platz für zwei bis zweieinhalb Zimmer.

Strom gibt es normalerweise höchstens vom Solarpanel , häufig ist das Feriendomizil nur zu Fuss erreichbar – im Winter zum Teil gar nicht. Das gilt auch für Maiensässe: Die hiessen ja so, weil sie meist erst ab Mai wieder zugänglich seien, sagt Makler Agten.

Maiensässe sind wegen ihrer ursprünglichen Nutzung meist bereits bewohnbar. Bei einem Rustico kauft man unter Umständen nicht mehr als einen Stall – vielleicht gar einen baufälligen. Wer ein solches Rustico ans Wassernetz anschliessen, sanieren und ausbauen muss, sollte dafür rund 150'000 Franken einplanen.

Diese Rechnung geht gemäss Meury aber nur ohne zusätzliche Bauvorschriften auf. Wenn man etwa das marode Dach nur mit Verzasca-Schiefer decken dürfe, könne allein das einen sechsstelligen Betrag kosten. Auch bei einem Maiensäss in schlechtem Zustand muss gemäss Agten mit Renovationskosten zwischen 50'000 und 100'000 Franken gerechnet werden.

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Stolpersteine beim Kauf und Umbau von Alphütten

Renovieren, ausbauen oder überhaupt darin wohnen muss man jedoch erst einmal dürfen. Denn Maiensässe oder Rustici stehen meist ausserhalb der Bauzone , wo restriktive Gesetze gelten. Unbedingt abklären muss man, ob das Gebäude überhaupt als Zweitwohnung genutzt oder zu Wohnzwecken ausgebaut werden darf (siehe «Tipps: Ärger vermeiden»).

«Aus einem Stall ein Wohnhaus zu machen, ist mittlerweile praktisch unmöglich», sagt der Walliser Agten. Im Tessin ist es laut Meury nicht anders: «Wirklich heikel wird es, wenn ein Rustico in der Landwirtschaftszone steht.» Interessierte, die das Gebäude landwirtschaftlich nutzen wollen, haben das Vorkaufsrecht. Das gelte unter Umständen auch bei einem späteren Verkauf des renovierten Rusticos, so Meury.

Auch wenn ein Umbau grundsätzlich möglich wäre, muss man prüfen, welche Auflagen und Einschränkungen es gibt. Ratsam ist es deshalb, erst nur einen Vorvertrag abzuschliessen oder eine Reservierung vorzunehmen, um Zeit für die wichtigsten Abklärungen zu haben.

Baufälliges Rustico im Onsernonetal

Geräumig, wunderschön gelegen – und baufällig.

Quelle: Georg Aerni

«Eine gewisse Risikobereitschaft braucht es aber einfach», sagt Meury. Denn absolut sicher ist man erst, wenn die Baubewilligung für die eigenen Pläne auf dem Tisch liegt.

Und noch etwas ist zu bedenken: In den alten Gebäuden gibt es stets viel zu werkeln und zu reparieren. Wer teure Handwerkerrechnungen vermeiden will, muss daher mit Schraubenzieher, Bohrmaschine und Hammer umzugehen wissen. Oder wie es Makler Agten ausdrückt: «Man sollte zwei rechte Hände haben.»
 

Wie talentiert Ex-«Tatort»-Kommissar Gubser diesbezüglich ist, sei dahingestellt. Aber immerhin – das hat er der «Schweizer Illustrierten» verraten – hackt er das Holz für den Ofen in seinem Rustico eigenhändig.

Tipps: Ärger mit Maiensässe & Co. vermeiden

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