In der ersten Augustwoche starteten tausende Jugendliche in der Schweiz ihre Lehre. Das ist eine grosse Umstellung für die jungen Erwachsenen: Weg von der Schule und den Kolleginnen und Kollegen. Acht Stunden am Tag arbeiten. Prüfungen, die mehr Lernaufwand bedeuten. Unterstützung und Ermutigung durch Lehrmeisterinnen und Lehrmeister ist darum besonders wichtig. 

Manche Vorgesetzte machen aber ihren Lernenden das Leben richtig schwer. «Letztes Jahr haben sich pro Woche drei Jugendliche oder junge Erwachsene gemeldet, weil sie Schwierigkeiten mit ihren Vorgesetzten hatten», sagt  Anja Meier, Mediensprecherin von Pro Juventute. Aus ihrer Sicht sind 150 Fälle pro Jahr sehr viel. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Wert leicht angestiegen. 

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Nicht jeder Streit zwischen einer Lernenden oder einem Lernenden und dem Vorgesetzten ist sofort Mobbing, auch wenn das Machtverhältnis einseitig verteilt ist. Mobbing bei der Arbeit hat ein klares Ziel: eine Person aus dem Arbeitsverhältnis zu vertreiben.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) schreibt: «Unter Mobbing im Arbeitsleben versteht man Handlungen, die von einer Person oder einer Gruppe auf systematische Art gegen eine bestimmte Person ausgeübt werden mit dem Ziel des Ausstossens aus dem Arbeitsverhältnis.»

Kommt es zu Mobbing durch Vorgesetzte, nennt man das Bossing. Solches Verhalten greife die Würde der Lernenden fundamental an. «Weil die Abhängigkeit in der Lehre gross ist, kann das gravierende psychische und physische Folgen nach sich ziehen», sagt Anja Meier.

Der Arbeitgeber aber ist aufgrund der Fürsorgepflicht gesetzlich verpflichtet, die Persönlichkeit und die Gesundheit der Angestellten zu schützen.

Kommt es zu Vorfällen, darf man Hilfe einfordern. Das sind unsere Tipps für Auszubildende:

  • Sammle Beweise: Führe ein Mobbingtagebuch. Schreib auf, wann und wo welche Vorfälle stattgefunden haben.
  • Suche Hilfe auf der Arbeit: Gibt es Richtlinien zu Mobbing oder eine interne Anlaufstelle für solche Vorfälle?
  • Sprich mit deinen Eltern oder mit einer Bezugsperson über deine aktuelle Situation. Aussenstehende haben oft einen anderen Blick auf die Lage.
  • Auch wenn es schwierig ist: Suche ein Gespräch mit deiner Lehrmeisterin oder deinem Lehrmeister. Wenn das nicht funktioniert, gehe eine Stufe höher. 
  • Suche bei einer Mobbingberatungsstelle wie beispielsweise der Fachstelle für Mobbing und Belästigung nach Hilfe. Sie hilft dir bei der Konfliktlösung.
  • Falls es zu keiner Einigung kommt, kannst du das kantonale Berufsinspektorat einschalten, das die Lehraufsicht wahrnimmt und den Kontakt zu Fachstellen herstellen kann. 

Angst vor einer Kündigung?

Das Risiko, gekündigt zu werden, ist nicht gleich hoch wie bei gelernten Angestellten. Denn zwischen den Lernenden und dem Lehrbetrieb besteht ein befristetes Arbeitsverhältnis. Somit kann der Chef nach der Probezeit nicht mit einer normalen Kündigungsfrist kündigen. Man kann dir deshalb nur fristlos kündigen, und dazu braucht es einen triftigen Grund, wie beispielsweise Diebstahl oder Betrug. Oder die Chefin müsste behaupten und beweisen können, dass du für die Lehrstelle gänzlich ungeeignet bist.