Wie sollen Eltern das Surfen regeln?
Smartphone, Compi, Spielkonsole: Jugendliche bewegen sich ständig in der virtuellen Welt. Was Erwachsene ihnen mit auf den Weg geben können.
aktualisiert am 30. November 2018 - 08:59 Uhr
Die heutige Jugend klebt die ganze Zeit am Handy oder am Computer» – diesen Satz hört man oft. Haben wirklich alle Teenager ein Internetproblem ? Nein, 80 Prozent zeigen ein «unproblematisches Internetverhalten», besagt eine aktuelle Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Grund also für die Eltern, sich entspannt zurückzulehnen? Nicht ganz. Wie alles andere muss auch der Umgang mit Internet, sozialen Medien und Games gelernt werden. Eltern können und müssen ihre Kinder dabei unterstützen.
Doch was treiben die Jugendlichen eigentlich im Internet? Viele Jungs verbringen Stunden mit Onlinespielen, Mädchen interessiert das seltener. Sie tauschen sich lieber auf sozialen Netzwerken aus. Die zwei Formen der Internetnutzung bergen unterschiedliche Chancen und Risiken – bei beiden gilt aber: Es ist gar nicht so einfach, sich aus dieser Welt zwischendurch zu verabschieden und die Hausaufgaben und das Lernen nicht zu vernachlässigen.
Eltern sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Sie sind nicht glaubwürdig, wenn sie zwar den Kindern übermässigen Handykonsum vorwerfen, selber aber beim Znacht alle zwei Minuten aufs Handy schauen. Das Argument, man erwarte eine «wichtige» E-Mail, ist wenig überzeugend. Denn in den Augen der Kinder ist die Whatsapp-Nachricht der Freundin mindestens so wichtig wie Mamis oder Papis Mail. Legen Sie deshalb in der Familie gemeinsam verbindliche Handyregeln für alle fest. Zum Beispiel, dass Handys nicht an den Esstisch gehören.
Auch bei den sozialen Netzwerken wäre weniger mehr, finden viele Eltern. Whatsapp, Instagram, Snapchat und Facebook: 94 Prozent der Schweizer Jugendlichen sind bei mindestens einem sozialen Netzwerk registriert, zeigt eine weitere ZHAW-Studie. Teenager sind vor allem auf Instagram und Snapchat aktiv, Facebook ist nicht mehr so beliebt. Man will im Netz ja nicht seinen Eltern begegnen, sondern sich mit Gleichaltrigen austauschen.
Wann sind Kinder alt genug für ein Social-Media-Profil? Wie können Eltern ihre Kinder zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Medien erziehen? Antworten dazu lesen Beobachter-Mitglieder im Merkblatt «Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen».
Jugendliche wollen (und sollen) sich langsam, aber sicher von den Eltern abnabeln . Sie hinterfragen immer häufiger deren Meinung und diskutieren Sorgen lieber mit Gleichaltrigen. Freunde zu finden und zu einer Gruppe zu gehören ist für die meisten enorm wichtig. Die Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen hilft ihnen, eigene Moral- und Wertvorstellungen aufzubauen, eine Identität zu entwickeln. Vieles davon findet heute in den sozialen Netzwerken statt. Hier können Jugendliche sehr gut testen, wie sie bei Gleichaltrigen ankommen. Diese Rückmeldung ist für viele wichtig.
Die sozialen Netzwerke haben vieles vereinfacht, aber auch neue Gefahren geschaffen. Mobbing findet zwar noch immer auf Pausenplätzen und Schulwegen statt. Häufig verlagert es sich aber zusätzlich in die sozialen Netzwerke. Das Mobbing hört also nicht auf, wenn das Kind heimkommt, sondern fängt dort erst richtig an. Umso wichtiger ist, dass Eltern die Kinder im Umgang mit den sozialen Netzwerken unterstützen und begleiten.
- Machen Sie die Mediennutzung zum Thema. Zeigen Sie Ihr Interesse daran, was das Kind im Internet macht, was es fasziniert und ängstigt. Sprechen Sie offen darüber.
- Sensibilisieren Sie das Kind für die Privatsphäreneinstellungen. Passen Sie diese gemeinsam an. Achten Sie darauf, dass das Kind sie regelmässig überprüft.
- Lesen Sie zusammen die Nutzungsbedingungen genau durch – auch wenn sie langweilig sind.
- Diskutieren Sie mit dem Kind, wie es sich im Netz darstellen will. Welches Bild sollen andere von ihm haben? Was macht welchen Eindruck?
- Machen Sie dem Kind klar, dass online veröffentlichte Bilder und Kommentare nicht mehr gelöscht werden können. Kann und will es das so posten? Würde es diesen Kommentar auch vor der ganzen Klasse machen?
- Das Kind muss die Privatsphäre anderer achten. Also keine Fotos von Freunden posten ohne deren ausdrückliche Zustimmung.
- Vorsicht vor Unbekannten. Das Kind soll nur Freunde hinzufügen, die es persönlich kennt.
- Immer ausloggen, wenn es ein soziales Netzwerk verlässt – Passwörter nicht speichern. So kann niemand sein Profil missbrauchen.
Games sind nicht grundsätzlich nutzlos oder gar schädlich. Bei diversen Onlinespielen können Jugendliche viel lernen. Und gemeinsam mit Freunden spielen – auch wenn das den realen Sozialkontakt nicht ersetzen kann.
- Schauen Sie die Games an. Spielen Sie mal mit, bevor Sie sich eine Meinung zu einem Spiel bilden.
- Scheuen Sie sich nicht, klar Stellung zu beziehen und auch mal ein Spiel zu verbieten. Vielleicht spielt Ihr Kind das Spiel dann bei Freunden. Trotzdem hat es Ihre Haltung klar mitbekommen. Und was Eltern denken, hat immer einen Einfluss auf die Kinder.
- Stellen Sie zusammen mit dem Kind verbindliche Regeln auf. Wie lange darf es pro Tag gamen? Was geschieht, wenn es die Zeiten nicht einhält?
- Übertragen Sie die Verantwortung zur Einhaltung der Zeiten ans Kind. Es kann zum Beispiel einen Wecker stellen. Aber so, dass er zehn Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt klingelt. Dann kann es den Level zu Ende spielen, das verhindert Frust. Wenn das Kind zusammen mit anderen spielt, sollte es gleich zu Beginn sagen, wie lange es mitspielen wird.
- Bieten Sie dem Kind Alternativen an: Unternehmen Sie etwas mit ihm, statt ihm vorzuwerfen, es verbringe zu viel Zeit am Computer.
- Website «Jugend und Medien» des Bundes: www.jugendundmedien.ch
- «James»-Studie mit detaillierten Auskünften zur Internetnutzung Jugendlicher in der Schweiz: www.zhaw.ch
- Belästigungen im Internet vorbeugen: Broschüre der Schweizerischen Kriminalprävention, www.skppsc.ch