Als das Internet noch nicht so fortgeschritten war und die Streamingdienste die Schweiz noch nicht erreicht hatten, liebte ich es, wenn ich mal am Wochenende zu Hause war und den Samstagabend im Kreis der Familie verbrachte. Bei uns hiess das: «Wetten, dass ...?» schauen, den Eltern die Stars vorstellen, die zu den Gästen des Moderators Thomas Gottschalk zählten, und mir Gedanken machen, welches Talent wohl in mir schlummert, das ich eines Tages auf der Bühne wagemutig präsentieren könnte.

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Sogar einer meiner Lehrer war mal in der Sendung und eroberte mit seinem Dudelsack das Herz des Publikums. Noch Jahre später erzählte er davon und zeigte uns am Ende der Schulzeit die VHS-Kassette seines Auftritts. Genau das wollte ich auch!

Es gab noch andere Shows, die mich von Kindesalter an begleiteten. Meine Eltern wurden fast schon genötigt, sie mit uns anzuschauen. Und wie wir auf langen Reisen jeweils fragten, wann wir endlich da sind, nervte ich vor dem Fernseher mit der Frage: Wann mach ich da endlich mal mit?

Dabei war ich wahrlich kein besonders talentiertes Kind – nicht einmal in der «Mini Playback Show» hätte ich es weit gebracht. Doch egal ob «1, 2 oder 3», «Benissimo» oder «Wer wird Millionär?»: Diese Publikumsmagnete weckten stets den Ehrgeiz in mir, mich zu verbessern, bis ich es irgendwann schaffen würde, als Siegerin aus einer dieser Shows hervorzugehen.

Doch mit den Jahren wurde mir klar, dass ich wohl keine Karriere als Showstar hinlegen würde. Die unausgesprochene Wahrheit war, dass kaum jemand, der so hiess oder eine ähnliche Herkunft hatte wie ich, je in einer dieser Sendungen als Kandidatin oder gar als Showmaster aufgetreten war.

«Das Glück fällt nicht vom Himmel», lernte ich in der Schweiz: Nur Disziplin, kontinuierliches Lernen und unermüdliches Bestreben führen zum Ziel. Diesen Spruch hatten sich sehr viele Menschen zu Herzen genommen, die ich später auf meinem Lebensweg kennenlernen durfte; junge, engagierte Menschen, die auf ihren Gebieten oft zu den Ersten gehörten. Comedians aus den Ländern unserer Eltern, Sängerinnen, die ihre von Herausforderungen geprägte Sicht auf das Leben in die Welt trugen, oder Fussballer, die zu Idolen heranwuchsen. Erst durch sie haben viele von uns erfahren, was es heisst, sichtbar zu sein. Und wahrgenommen zu werden.

Ein amerikanischer Rapper sagte einst: «Ich behaupte nicht, dass ich die Welt verändern werde, aber ich garantiere, dass ich den Menschen inspirieren kann, der die Welt verändern wird!» Nun – von allen Wetten würde ich diese am allerliebsten gewinnen.

Zur Person
Shqipe Sylejmani