Wenn Tiere allzu reizend sind
Von Niesattacken bis zu Asthma-Anfällen: Katzen, Hunde oder Hamster lösen bei einigen Menschen allergische Reaktionen aus. Wie man sich davor schützen kann.
aktualisiert am 26. September 2022 - 15:50 Uhr
Die Augen tränen, die Nase juckt, die Kehle kratzt. Nicht die Tierhaare sind es, die Allergikerinnen und Allergiker so leiden lassen. Sondern Eiweisse im Speichel der Tiere, in Hautschuppen, Talg, Urin. Die Partikel haften an Federn, Haaren und Hausstaub, verteilen sich überall im Haus und dringen tief in die Schleimhaut ein.
Wer ein Haustier anschaffen will, sollte vorab abklären, ob bei den menschlichen Mitbewohnern Allergien bestehen. Familienmitglieder, die unter anderen Allergien, Asthma oder Neurodermitis leiden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, sagt der Allergologe Arthur Helbling vom Inselspital in Bern. Familiäre Vorbelastung spielt ebenfalls eine Rolle. Etwa jede zehnte Person reagiert in einem Allergietest auf Tiere. «Ein Gespräch mit einer Allergologin oder einem Allergologen ist daher eine gute Idee.»
Wie entsteht eine Tierhaarallergie?
Quelle: Beobachter Bewegtbild
Beim sogenannten Prick-Test werden die häufigsten Tierallergene auf die leicht angeritzte Haut geträufelt. Das funktioniert auch mit Haarbüscheln des Tieres, das man anschaffen will. Wenn die Haut darauf mit einer juckenden Schwellung reagiert, wertet das Immunsystem das Allergen als fremdartig und bildet Antikörper . «Dann ist das Risiko beträchtlich, dass man eine Allergie gegen das Tier entwickeln wird», sagt Helbling. Allerdings: «Ob das nach einigen Wochen oder erst in wenigen Jahren sein wird, weiss niemand. Ebenso, wie stark dann die Symptome ausfallen.»
Auch wenn die Tests negativ ausfallen und es keine familiäre Vorbelastung gibt, besteht das Risiko weiter. «Tests können nur den aktuellen Stand wiedergeben», sagt Arthur Helbling. Neue Allergien entstehen oft spontan. «In jedem Fall, besonders bei Kindern, ist eine ständige Beobachtung auf allergische Symptome nötig», rät Helbling. Besonders bei Katzen – die können sogar Asthmaanfälle auslösen.
Auch eine bestehende Neurodermitis kann sich verschlechtern. «Aktuelle Studien zeigen aber, dass sich das Halten eines Hundes günstig auf eine Neurodermitisentwicklung bei Kindern auswirken kann, dies im Gegensatz zur Haltung von Katzen», sagt Helbling.
Wenn man auf ein Haustier allergisch reagiert, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass man es weggeben muss. Zunächst kann man mit verstärkter Hygiene versuchen, die Belastung zu verkleinern. Medikamente können zudem das Leiden lindern. «Ziel ist es, die Symptome erträglich zu halten», sagt Arthur Helbling.
Letztlich ist das aber nur eine Übergangslösung. «Auch wenn die Symptome unterdrückt sind, weiten sich bei jedem Dritten die Beschwerden mit der Zeit auch auf die Bronchien aus – bis hin zu Asthma.» Nur selten gewöhnt sich das Immunsystem spontan an die Allergene.
Die bei Heuschnupfen erprobte Immuntherapie ist auch bei Katzen-, Hunde- und allenfalls bei Pferdeallergien möglich. Dabei bekommt man das Allergen regelmässig in aufsteigender Dosis gespritzt, damit das Immunsystem eine Toleranz entwickelt. «Das funktioniert aber nur bei sechs von zehn Behandelten», sagt Helbling. Zudem sollte man während der mehrmonatigen Behandlung dem Allergen – und damit dem Haustier – nicht ausgesetzt sein.
Wer nun als Ausweg eine speziell allergenarm gezüchtete Haustierrasse favorisiert, sei gewarnt. Helbling: «Es ist nicht gesichert, dass diese Rassen tatsächlich weniger Allergien auslösen.»
Welche Tiere Allergien auslösen
- Tiere ausserhalb des Wohnbereichs halten, insbesondere des Schlafzimmers.
- Kleider nicht im Schlafzimmer ausziehen.
- Tiere nicht aufs Sofa lassen, waschbare Bezüge für Sitzmöbel besorgen.
- Keine Teppiche, allenfalls waschbare.
- Dekorative «Staubfänger» reduzieren, Stoffvorhänge durch Rollos ersetzen.
- Nach Tierkontakt immer Hände waschen.
- Tierpflege nur im Freien.
- Tiere mehrmals die Woche waschen.
- Häufig mit Hepa-Filter staubsaugen, Böden und Möbel feucht abwischen.
- Luftreiniger mit Hepa-Filter aufstellen.