Das Millionengeschäft mit unserem Blut
Wer Blut spendet, rettet Leben. Und verhilft Pharmafirmen zu saftigen Gewinnen.
Veröffentlicht am 17. Januar 2019 - 17:53 Uhr,
aktualisiert am 17. Januar 2019 - 15:28 Uhr
Fondue ist schlecht fürs Geschäft. Wenn der Käse verdaut ist, fluten unzählige Fettmoleküle den Körper. Im Blutbeutel erkennt man die helle Fettsuppe mit blossem Auge. Die Spende landet im Abfall.
Dabei ist Blut wertvoll. Die Schweiz exportiert mehr Blutprodukte als Uhren. 2016 waren es 6,7 Prozent aller Verkäufe ins Ausland. Das sind Blutausfuhren im Wert von 18,8 Milliarden Franken. Nur die USA exportierten mehr.
Der Rohstoff ist begehrt. Den wenigsten ist bewusst: Was Spender gegen Sandwich und Tee abgeben, landet nicht nur in den Armen von Patienten. Ein Teil wird an Pharmafirmen weitergegeben, die das Blut zu teuren Medikamenten veredeln. Blut hat also einen Markt. Und Marktführer in der Schweiz ist eine Nonprofitorganisation: die Blutspende SRK, die Blutspendedienste des Schweizerischen Roten Kreuzes. Als einzige Institution darf sie Blut abzapfen.
282'421 Beutel haben die Blutspendedienste 2017 gefüllt – und verkauft. An Spitäler und Pharmafirmen. Ein Beutel mit 450 Millilitern Blut spült der Organisation gut 170 Franken in die Kasse. Ein Tropfen Blut ist zwei Rappen wert.
Für die Blutspendedienste SRK ist das Blut ein 50-Millionen-Franken-Geschäft. Doch die Rahmenbedingungen werden schwieriger. In den letzten zehn Jahren sind die Spenden um 24 Prozent zurückgegangen. Das sind gut 40'000 Liter weniger. Momentan ist das noch kein Problem, denn auch die Spitäler haben weniger Präparate verbraucht. Doch spätestens in 15 Jahren, wenn die demografische Entwicklung so weit fortgeschritten ist, dass immer weniger junge Spender immer mehr ältere Blutempfänger versorgen müssen, wird es wohl Probleme geben. Die sinkenden Spenderzahlen und die sinkenden Einnahmen aus dem Verkauf von Transfusionsblut könnten dazu führen, dass die Blutspende SRK in eine Krise schlittert.
Im Blutspendezentrum Bern, an der Murtenstrasse 133, flimmert Neonlicht. Waschmaschinengrosse Zentrifugen schwingen das frische Blut auf das 4000-Fache der Erdbeschleunigung. Es ist kalt im Raum und erstaunlich ruhig. Desinfektionsmittel brennt in der Nase. An der Wand hängt ein Bildschirm, er zeigt die Produktion, 350 Blutbeutel am Tag. Vier Tage die Woche. Das sind 32'760 Liter pro Jahr, allein aus dem Spendezentrum Bern.
Laborangestellte, alle weiblich, alle in Holzclogs, schieben Kisten mit Blutbeuteln von Maschine zu Maschine. Blutspende-Direktor Bernhard Wegmüller, in weissem Kittel und mit blauen Plastiktüten um die Schuhe, sagt: «Blut ist ein Arzneimittel. Die Herstellung ist steril, komplex und unterliegt strengsten Qualitätsansprüchen. Die Blutspende SRK stellt hochwertige, sichere Blutpräparate her. Das ist unser Auftrag.»
Bernhard Wegmüller steht neben einem Ständer, an dem Blutbeutel wie Girlanden hängen. «Der gespendete Beutel landet nicht direkt im Operationssaal», sagt er. «Das ist fast niemandem bewusst. Was mit dem Blut in den Labors des SRK passiert, ist Technologie auf höchstem Niveau. Und der Grund, warum unsere Konserven einen Preis haben.»
Immer weniger Spenden
Als Erstes wird das Spenderblut in den Zentrifugen in die Hauptbestandteile getrennt. Blutkörperchen, Blutplättchen, Blutplasma. Sie fliessen in separate Beutel, alle mit einem QR-Code versehen, in dem jeder Schritt dokumentiert ist. Jede Temperatur, jede Maschine, jeder Mitarbeiter, der den Beutel irgendwann in den Händen hielt.
Die Beutel am Ständer enthalten das wichtigste Produkt des SRK: Erythrozyten, rote Blutkörperchen. Sie fliessen durch einen weiteren Filter. Er trennt sie von den Leukozyten, den weissen Blutkörperchen. Danach sind sie pures Erythrozyten-Konzentrat und kosten 213 Franken pro Beutel. 62'200 Liter davon sind 2017 in den Spitälern zum Einsatz gekommen, Blutprodukte im Wert von 100 Millionen Franken wurden verwendet.
In Kisten eng aneinandergeschichtet, schimmern die produzierten Blutbeutel wie auberginefarbener Samt. Ein Warenlift bringt sie zwei Stockwerke tiefer in den Kühlraum. Die Zeit drängt. Lange haltbar ist Blut nicht. Innerhalb von sechs Wochen müssen Kuriere die Beutel in die Spitäler bringen. Wenn es um Leben oder Tod geht, brauchen Verletzte Bluttransfusionen. Es gibt keine Alternative, nur Blut rettet Leben so effizient.
Vier bis sechs Liter Blut trägt jeder Mensch in sich, acht Prozent des Körpergewichts. Es transportiert Sauerstoff und Kohlendioxid, Zucker und Hormone, Fette und Vitamine. Es verschliesst Wunden, greift Krankheitserreger an, hält warm.
Die Blutprodukte
Wer den Lebenssaft spendet, tut das vor allem aus Solidarität. Zumindest in der Schweiz. In Deutschland erhält man für Blut Bares: 22 Franken pro Liter. 1997 haben sich die EU-Staaten in einem Abkommen gegen eine Kommerzialisierung des menschlichen Körpers ausgesprochen. In der Schweiz hält man sich an diese Empfehlung. Für Blutspenden zahlt das SRK nichts, privatisierte Spendezentren wie in Deutschland oder auch den USA gibt es nicht.
Elf regionale SRK-Spendezentren versorgen die Spitäler mit Blut. Sie machen die Schweiz zum Ausnahmefall: Die gesamte Blutversorgung liegt in den Händen einer nichtkommerziellen Organisation. «Uns geht es um die Gesundheit jener Menschen, die das Blut nötig haben. Dieser humanitäre Gedanke ist Kern unserer Arbeit», sagt Anita Tschaggelar, die operative Leiterin der nationalen Blutspendedienste.
Damit den Spitälern genügend Blut geliefert werden kann, braucht es aufwendiges Monitoring. Im Blutspendezentrum in Bern weiss man genau, wie viele Blutprodukte die Spitäler in Bern, im Wallis und in der Waadt brauchen. Im Ostschweizer Zentrum weiss man, wie viele Blutprodukte die Spitäler in St. Gallen, im Thurgau und im Appenzellischen brauchen. Jedes Spendezentrum arbeitet autonom, überwacht wird das Netzwerk von der nationalen Organisation in Bern. Seit 1951 ist die Versorgungsaufgabe in einem Bundesbeschluss festgehalten. Das Bundesamt für Gesundheit und die Heilmittelbehörde Swissmedic übernehmen die Kontrolle.
Im Kühlraum an der Berner Murtenstrasse sirren riesige Chromkästen. Darin Reagenzgläschen in Reih und Glied. Jede einzelne Blutprobe wird hier auf fünf Infektionsmarker gescreent: HIV, Hepatitis B, C und E und Syphilis. Und in der Ferienzeit auch auf das West-Nil-Virus . Die Infektion wird in letzter Zeit vermehrt aus dem Ausland in die Schweiz getragen. Die Screenings sind aufwendig und teuer, aber notwendig. «2415 Liter Blut sind im Jahr 2017 im Abfall gelandet», sagt Anita Tschaggelar. «Weil Infektionen nachweisbar waren, das Ablaufdatum erreicht war oder weil es schlicht einen zu hohen Fettgehalt aufwies.» Zum Beispiel wegen Fondue.
Auch viele Blutplättchen landen im Abfall. Nur jede zweite Spende schafft es in den Arm eines Patienten mit Gerinnungsstörung. Blutplättchen sind Sensibelchen, müssen bei vier Grad Celsius ständig durchgeschüttelt werden, sonst verklumpen sie. Haltbar sind sie nur sieben Tage. Eine Transfusion von 150 Millilitern kostet die Spitäler 1350 Franken.
Der dritte Blutbestandteil ist das Plasma. Bernhard Wegmüller öffnet die Tür zu einem weiteren, langgezogenen Kühlraum. Dieser ist auf minus 30 Grad gekühlt, nach drei Atemzügen gefrieren die Nasenhaare. Die perfekte Lagerungstemperatur für Plasma. Beutel auf Beutel stapelt sich in den Regalreihen. Golden wie Honig, wertvoll wie Gold.
Trotzdem hat die Transfusionsmedizin für das Blutplasma wenig Bedarf. Nur zehn Prozent des gesammelten Spenderplasmas landet bei Patienten. Der grosse Rest wird mit Kühltransportern quer durch die Stadt Bern gefahren. Neun Kilometer bis zum Wankdorf. Direkt neben dem Fussballstadion. Empfänger: der australische Pharmariese CSL Behring, einer der Top-Ten-Exporteure der Schweizer Wirtschaft.
64'000 Liter Plasma verkauften die Blutspendedienste SRK 2017 an die Pharmaindustrie. Wenn das SRK-Plasma den Blutfraktionierer CSL Behring verlässt, steckt es beispielsweise in einer Infusionslösung namens Privigen, die 3034 Franken pro 400 Milliliter kostet. Privigen ist gemäss Santésuisse das am häufigsten verschriebene Plasmaprodukt der Schweiz.
Dass die CSL Behring gerade in Bern gelandet ist, ist kein Zufall. Hier hat bis ins Jahr 2000 das Zentrallaboratorium Blutspende Schweiz selber Plasma fraktioniert. Weil das boomende Geschäft irgendwann nicht mehr mit den humanitären Werten vereinbar war, verkaufte das SRK den pharmazeutischen Bereich und die Einrichtungen an die CSL Behring.
«Wir verkaufen unser Plasma an die Pharmaindustrie, weil wir sonst 64'000 Liter davon pro Jahr entsorgen müssten.»
Anita Tschaggelar, Leiterin Blutspendedienste SRK Schweiz
Mehr als die Hälfte unseres Blutes besteht aus Plasma. Genau genommen handelt es sich um Wasser mit etwas Salzen, Fetten, Hormonen und Proteinen. Doch in der Blutflüssigkeit schwimmen Inhaltsstoffe für lebensnotwendige und teure Medikamente: die Körpereiweisse. Albumin zum Beispiel kann grosse Mengen verlorenes Blut ausgleichen, es bindet andere Wirkstoffe und spült sie durch den Körper. Albumin ist das häufigste Plasmaprotein. Auch die Globuline erfüllen wichtige Funktionen. Zum Beispiel das Fibrinogen: Es hilft, Wunden zu verschliessen.
Die wertvollsten Proteine, die im Blutplasma schwimmen, sind die Immunglobuline. Diese komplexen Aminosäureketten helfen den Abwehrzellen, Krankheitserreger zu identifizieren, indem sie als Verbindungsschlüssel auf der Oberfläche der kranken Zelle andocken. Sie stärken Patienten mit Immunschwäche oder unterstützen bei einer Krebstherapie .
Wertvolles Plasma
Das Plasma hat Superkräfte. Eine synthetische Alternative gibt es noch nicht. Diesen wertvollen Rohstoff verkaufen die Schweizer Blutspendedienste an Blutfraktionierer wie CSL Behring, Shire und Octapharma für günstige 100 Franken pro Liter. Das Plasma, das das SRK zum Selbstkostenpreis an die Spitäler abgibt, kostet 523 Franken pro Liter.
Den Preis für den Liter Plasma bestimmen weitgehend die Pharmafirmen, erklärt Blutspende SRK. Fakt ist: Sie zahlen für einen Liter Plasma fünfmal weniger als die Spitäler. Wie ist das möglich? «Wir verkaufen unser Plasma an die Pharmaindustrie, weil wir sonst 64'000 Liter davon pro Jahr entsorgen müssten», sagt Anita Tschaggelar von Blutspende SRK Schweiz. «Das wäre nicht nur ethisch verwerflich, sondern auch extrem teuer.» Plasma gilt als Sonderabfall und müsste in speziellen Verbrennungsöfen entsorgt werden.
Die Spitäler bekommen das aufbereitete Plasma in einem Beutel von 600 Millilitern geliefert. Jeder einzelne Beutel hat eine eigene Qualitätsdokumentation und lässt sich nachverfolgen. Das kostet. Zudem scheiden Plasmaspenden aus, die eigentlich qualitativ gut, aber verfärbt sind, zum Beispiel wegen einer Antibabypille. In der Industrie lässt sich dieses Plasma weiterverarbeiten. Zudem wird es in grossen Mengen geliefert, das macht es günstiger.
Anita Tschaggelar fügt an: «Was man nicht vergessen darf: Aus jedem Liter unseres Plasmas an die Pharma entstehen Medikamente, die Leben retten können.»
In der Berner Produktionsstätte verarbeitet CSL Behring jedes Jahr fünf Millionen Liter Plasma. Stählerne Kessel stehen hinter Glasfronten, das fraktionierte Plasma verschwindet in unzähligen Schläuchen im Rohrsystem an der Wand. Zwei Korridore weiter füllen automatisierte Maschinen im Sekundentakt gelbliche Flüssigkeit in Glasampullen. «Das ist das Albumin – Immunglobulin wäre durchsichtig», sagt Standortleiter Pierre Caloz. «Albumin und Immunglobuline sind die zwei wichtigsten Wirkstoffe in unserer Produktion.» Der australische Konzern ist einer der umsatzstärksten Plasmafraktionierer der Welt. Sieben Milliarden Franken erwirtschaftet er pro Jahr. Fast die Hälfte kommt aus dem Verkauf von Immunglobulinen wie Privigen. Drei Viertel aller Immunglobulin-Produkte stammen aus Bern.
Im Jahr 2002 betrug der weltweite Umsatz fünf Milliarden Franken, heute sind es 21 Milliarden. «Verantwortlich für dieses Wachstum sind vor allem die Immunglobuline.» Das sagt ZKB-Analyst Michael Nawrath. Der gelernte Mediziner beobachtet den weltweiten Blutmarkt für die Zürcher Kantonalbank. Ein wichtiger Wachstumsfaktor seien neuartige Krebsbehandlungen , die in Zukunft auf Therapien mit den teuren Immunglobulinen angewiesen sind. Zum Beispiel die CAR-T-Zell-Therapie, bei der Patienten eigene, aber gentechnisch umprogrammierte Abwehrzellen verabreicht werden.
«Auch als Lifestyle-Medikament wird Immunglobulin in absehbarer Zeit bedeutender werden», sagt Michael Nawrath. Schon jetzt gibt es Ärzte, die älteren, vermögenden Patienten vor der Grippesaison eine Immunglobulin-Injektion verabreichen, um ihr Immunsystem zu stärken. Weil der Nutzen aber fragwürdig ist, werde das nicht an die grosse Glocke gehängt.
Wegen der hervorragenden Aussichten wird CSL Behring zusätzliche 250 Millionen Franken in den Standort Bern investieren. Doch die boomende Industrie hat auch ihre Schattenseite. Nur 0,5 Prozent der Pharmazeutika, die in Bern verarbeitet werden, sind aus Schweizer Plasma. Ein Teil wird aus Ländern wie Deutschland und Ungarn importiert. Der Löwenanteil, fast 70 Prozent, stammt aus den USA. In jedem dieser Länder ist die Kommerzialisierung des Blutes längst Realität. Wer Plasma spendet, wird bezahlt. Einen Monatsverdienst von bis zu 400 Dollar verspricht CSL Behring auf der Homepage für Plasmaspenden in den USA.
«Nur ein kleiner Teil unserer 1,5 Millionen Spender ist auf den Zusatzverdienst angewiesen.»
Pierre Caloz, Berner Standortleiter CSL Behring
Für den Dokumentarfilm «Das Geschäft mit dem Blut» reisten die drei Schweizer Filmemacher Marie Maurisse, François Pilet und Pierre Monnard in die Armenviertel der US-Industriestadt Cleveland. Zweimal pro Woche spenden Menschen dort ihr Plasma in privaten Spendezentren, zum Beispiel bei CSL Behring. Für viele Familien fast das einzige Einkommen. Seit der Wirtschaftskrise 2008 hat sich die Zahl der amerikanischen Plasmaspenden mehr als verdoppelt. Kritiker sagen, dass in diesen kommerzialisierten Plasmaspendezentren sozial schwächere Menschen ausgebeutet werden. Und dass das Blut der Armen in den Armen der Reichen lande. «Nur ein kleiner Teil der weltweit 1,5 Millionen Spender ist wirklich auf den Zusatzverdienst angewiesen», sagt dazu CSL-Standortleiter Pierre Caloz.
Schweizer Politiker machen sich Gedanken über den Rohstoff Blut. Seit 1951 ist die Blutspende zwar in einem Bundesbeschluss geregelt. Doch eine rechtliche Grundlage dafür, dass man für die Blutspende kein Geld bekommt, gibt es nicht. Zudem ist die Aufgabe der Blutspende SRK, die Schweiz mit Blut zu versorgen, nicht explizit in der Verfassung verankert. Eine parlamentarische Initiative des Aargauer SVP-Nationalrats Ulrich Giezendanner will das ändern. Die Gesundheitskommission stimmte ihr im Oktober 2018 zu. In der Initiative geht es darum, ob die Versorgung der Schweiz mit Blutprodukten eine öffentliche Aufgabe sein muss.
Ein Leistungsauftrag zwischen dem Bund und der Blutspende SRK existiert bis heute nicht, Blutspende SRK erhält keine Entschädigung. Die Organisation verrechnet den Spitälern die Blutprodukte zum Selbstkostenpreis. Und der hat sich in den letzten Jahren wenig verändert. Doch die Tests, die die Qualität der Schweizer Blutprodukte sichern, werden teurer. Teurer wird es auch, überhaupt an Blutspenden zu kommen. Junge Spender sind weniger treu und weniger zahlreich. Und die älteren, verlässlichen Spender fallen aus gesundheitlichen Gründen bald weg.
Gleichzeitig sinken die Einnahmen aus den Blutverkäufen. Diese Entwicklung hängt mit der laufenden Umsetzung des Patient Blood Management in den Spitälern zusammen: In den Operationssälen der Schweiz geht man zunehmend bewusster mit dem wertvollen Fremdblut um. Das spürt die Blutspende SRK in der Kasse. Wenn ihr Versorgungsauftrag als öffentliche Aufgabe anerkannt wird, kann die Blutspende SRK diese Herausforderungen entspannter angehen – und ist weniger auf das Geld aus der Pharmaindustrie angewiesen.
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Die Blutspendedienste
des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) sind schweizweit die einzigen Organisationen, die Blut entnehmen und verarbeiten. Sie betreuen in elf Regionen rund 60 Spendezentren und 1845 mobile Equipen.
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4 bis 6 Liter
Blut fliessen durch die Adern eines Erwachsenen.
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0,45 Liter
werden pro Spende entnommen. Das entspricht einem Beutel.
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CHF 170
ist ein Beutel Spenderblut wert, das sind 378 Franken pro Liter. Mit dem Verkauf der Blutprodukte decken die Blutspendedienste des SRK die Kosten für Beschaffung, Labortests, Verwaltung und Marketing. Sie erwirtschaften keinen Gewinn.
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Unentgeltliche Spende
Damit niemand aus Geldnot Blut spendet, sind Spenden unentgeltlich. Wer nichts daran verdient, hat zudem kein Interesse, Risikosituationen zu verschweigen.
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Unterschiedliche Preise
Die Spitäler brauchen weniger Plasma, als aus den Spenden anfällt. Den Überschuss verkaufen die Blutspendedienste des SRK an Pharmafirmen. Diese zahlen einen niedrigeren Literpreis als die Spitäler.
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Pharmaindustrie: 64'000 Liter Plasma
wurden 2017 verkauft. 80 Prozent gingen an CSL Behring. Der australische Konzern verarbeitet weltweit am meisten Plasma zu Medikamenten – allein in Bern fünf Millionen Liter. Der grösste Teil des in der Schweiz verarbeiteten Plasmas wird im Ausland, etwa von bezahlten amerikanischen Spendern, gewonnen.
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100 Franken
pro Liter Plasma bezahlen Pharmafirmen.
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Spitäler: 6600 Liter Plasma
wurden im Jahr 2017 verkauft.
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523 Franken
pro Liter Plasma bezahlen die Spitäler.
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100 Millionen Franken
bezahlten Spitäler im Jahr 2017 für Blutprodukte. Die Bestandteile liefern die Blutspendedienste zum Selbstkostenpreis.
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Vernichtet: 1100 Liter Plasma
waren 2017 für Spitäler und Pharmaindustrie ungeeignet, etwa weil der Fettgehalt zu hoch war oder Labortests Infektionen anzeigten.
Patienten mit Immunerkrankungen sind auf zugeführte Immunglobuline angewiesen. Das Medikament Privigen ist das am meisten verschriebene Plasmaprodukt in der Schweiz. Medikamente aus Immunglobulinen herzustellen ist ein aufwendiger Prozess. Er dauert sieben bis neun Monate.
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3034 Franken kosten 0,4 Liter
des Medikaments Privigen mit 40 Gramm Immunglobulin.
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