- Welche Impfstoffe gibt es?
- Wie wirken diese Impfstoffe?
- Wie gut ist die Wirksamkeit belegt?
- Welche Nebenwirkungen sind bei beiden Impfstofftypen möglich?
- Was ist, wenn ich auf einen Impfstoff allergisch reagiere?
- Besteht ein Risiko durch Zusatzstoffe?
- Können die genetischen Impfstoffe unsere Gene verändern und Krebs auslösen?
- Geht die Zulassung nicht viel zu schnell?
- Wo kann ich mich impfen lassen?
- Wo kann ich mich für eine Impfung anmelden?
- Ab wann kann man sich impfen lassen?
- Wer kann sich impfen lassen?
- Sollten sich auch Menschen impfen lassen, die schon an Corona erkrankt sind?
- Kann man wählen, welchen Impfstoff man bekommt?
- In welchen Abständen erfolgen die beiden Impfungen?
- Muss die Impfung wie eine Grippeimpfung jährlich wiederholt werden?
- Kann bei einer Auffrisch-Impfung ein anderer Impfstoff verabreicht werden?
- Wann sollte man eine Impfung verschieben?
- Warum ist man bei Schwangeren zurückhaltend mit der Impfung?
- Wirkt der Impfstoff gegen das neu aufgetretene mutierte Virus?
- Wird nach der Impfung das Leben wieder so sein wie vor der Pandemie?
- Müssen Geimpfte noch in Quarantäne?
- Kann ein Corona-Tests wegen der Impfung positiv ausfallen?
- Wer haftet bei Impfschäden?
- Wie verändert die Zulassung des Moderna-Impfstoffs die Impfkampagne?
Das Heilmittelinstitut Swissmedic hat am 19. Dezember die Zulassung für den Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer und am 12. Januar diejenige für den Moderna-Impfstoff erteilt. Weitere Zulassungsgesuche gibt es auch für die Vektorimpfstoffe der Pharmakonzerne AstraZeneca und Janssen-Cilag. Von Janssen-Cilag wurden noch keine Daten veröffentlicht, eine mögliche Zulassung ist deshalb weiter entfernt als bei den Impfstoffen von Moderna und AstraZeneca.
Alle vier sind genbasierte Impfstoffe, mit denen nur die Erbsubstanz des Sars-CoV-2-Virus in den Menschen gelangt. Es werden weder abgeschwächte oder inaktivierte Versionen des Erregers noch Eiweisse von ihm injiziert.
Die Impfstoffentwickler suchten dazu das Gen für das Spike-Protein aus, mit dem das Virus an Zellen andockt. Aus ihm stellen die menschlichen Zellen das Virus-Eiweiss her – und entwickeln dagegen eine Immunantwort . Es entstehen Antikörper, die verhindern, dass Sars-CoV-2 in Zellen eindringen kann und T-Zellen die infizierten Zellen abtöten.
Bei den RNA-Impfstoffen benutzt man als Trägersubstanz Lipid-Nanopartikel (LNP), quasi kleinste Fetttröpfchen. Bei den Vektorimpfstoffen wird das Gen für das Spikeprotein dagegen von einem Virustaxi in die menschlichen Zellen gebracht – im Fall des AstraZeneca-Vakzins von einem harmlosen Schimpansen-Schnupfenvirus.
Wie die Impfstoffe im Körper wirken
In der Phase-III-Studie von AstraZeneca erkrankten in der Gruppe, die den Impfstoff bekamen, 70 Prozent weniger Menschen an Covid-19 als in der Placebo-Gruppe. Die RNA-Impfstoffe haben eine bessere Wirksamkeit: der von Biontech 95 Prozent und der von Moderna 94 Prozent. «Die Effektivität war über alle Altersgruppen so hoch», sagt Claire-Anne Siegrist, Professorin für Vakzinologie an der Uni Genf.
Bislang sind bei allen Impfstoffen zwei Injektionen im Abstand von mehreren Wochen vorgesehen. Von Moderna gibt es bislang nur eine Presseerklärung, die anderen beiden Hersteller legten bereits begutachtete Studien vor.
Bei der AstraZeneca-Studie wurde aus Versehen einem Teil der Probanden bei der ersten Impfdosis nur die Hälfte der Impfstoffmenge gespritzt. In dieser Gruppe betrug der Schutz 90 Prozent, in der andern nur 62 Prozent. Allerdings ist die Zahl der infizierten Teilnehmer in der 90-Prozent-Gruppe so gering, dass viele Wissenschaftler davon ausgehen, dass das Vakzin nur eine Schutzwirkung von 62 Prozent hat. «Die RNA-Impfstoffe sind bislang mit Abstand am vielversprechendsten», konstatiert Christian Münz, Immunologe an der Universität Zürich.
Nebenwirkungen sind bei beiden Impfstofftypen relativ häufig; etwa vier von fünf Probanden meldeten Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Krankheitsgefühl und Schmerzen an der Einstichstelle, vor allem nach der zweiten Impfung. Etwa einer von hundert Probanden bekam Fieber. «Das waren aber kurzfristige Nebenwirkungen», sagt Christian Münz. «Sie sind ein gutes Zeichen und zeigen, dass das Immunsystem aktiviert wird.»
Länger anhaltende Nebenwirkungen sind in den klinischen Tests bislang nicht beobachtet worden. Beim Biontech-Impfstoff kam es in wenigen Fällen zu schweren allergischen Reaktionen – meist bei Menschen, die vorher so schwere Allergien hatten, dass sie immer eine Adrenalinspritze für den Notfall dabeihaben. «Beide Patienten wurden schnell behandelt und es gab keine anhaltenden Komplikationen», sagt Claire-Anne Siegrist. «Solche Reaktionen hatte man erwartet und Ärzte wissen bei Patienten mit dieser Vorgeschichte, welche Vorsichtsmassnahmen sie treffen müssen.»
Fachleute, die Arzneimittel abgeben oder anwenden, müssen schwere oder unbekannte Reaktionen innert 15 Tagen melden. Das verlangt das Heilmittelgesetz.
Auf dem Pharmacovigilance-Tool von Swissmedic müssen unerwünschte Impferscheinungen gemeldet werden, wenn sie
- tödlich verlaufen;
- lebensbedrohlich sind;
- zu einer Hospitalisation oder deren Verlängerung führen;
- schwere oder bleibende Schäden verursachen;
- sonst als medizinisch wichtig zu beurteilen sind.
Das Heilmittelgesetz sieht auch vor, dass sich Betroffene selbst an eine Meldestelle wenden können. Swissmedic stellt aber bis jetzt kein geeignetes Formular zur Verfügung. Man wird lediglich an die Impfstelle zurückverwiesen.
Irene Rohrbach (2.6.2021)
Die sogenannten Adjuvantien sind umstritten. Sie werden für die seltene Nebenwirkung des Schweinegrippe-Impfstoffs Pandemrix von 2009 verantwortlich gemacht, der das Risiko erhöhte, an der Einschlafkrankheit Narkolepsie zu erkranken. Festgestellt hat man das erst, nachdem Millionen geimpft waren.
Die gute Nachricht für die neuartigen Corona-Impfstoffe: Sie kommen ohne Wirkverstärker aus. «Die enthaltene Erbsubstanz gehört zu den stärksten Wirkverstärkern einer Immunantwort, die überhaupt bekannt sind», sagt Christian Münz. Blieben als mögliches Risiko für die Gesundheit die Lipid-Nanopartikel, in die die RNA verpackt ist. Im Körper gibt es viele natürliche Lipide. Sie bilden das Grundgerüst der Membran, die als Hülle jede Zelle umschliesst.
Mittlerweile ist bekannt, dass auch Polyethylenglykol (PEG), Bestandteil der meisten Kosmetik-Produkte sowie Trägersubstanz in vielen Tabletten, in den RNA-Vakzinen verwendet wird. Es handelt sich dabei um einen Stoff, der wegen seiner geringen Toxizität als harmlos gilt – in sehr seltenen Fällen kann er jedoch zu allergischen Reaktionen führen. Auch die bekannten Fälle der starken allergischen Reaktionen auf den Impfstoff von Biontech/Pfizer werden auf PEG zurückgeführt.
Die bisherigen Studien geben keinerlei Anhaltspunkte dafür. «Die Angst, dass RNA-Impfstoffe unser Genom verändern könnten, entbehrt jeder Grundlage», sagt Volker Thiel vom Institut für Virologie und Immunologie in Bern.
Er vergleicht die RNA mit einem Bauplan aus Papier, der auf einer Baustelle verwendet wird. «Das Original hat der Architekt auf seinem Computer gespeichert. Genauso ist die DNA an einem anderen Ort, nämlich im Zellkern, gelagert; die Abschrift bestehend aus RNA befindet sich aber im Zellplasma.
Wie Papier und Computerchip unterscheiden sich auch Speichermaterialien DNA und RNA. Eine RNA wird nicht wieder in die vererbbare Form der Erbsubstanz DNA übersetzt.» Boten-RNA-Moleküle sind zudem sehr kurzlebig und werden in den Zellen schnell abgebaut.
«Swissmedic wird nur Impfstoffe zulassen, deren Nutzen die Risiken überwiegt, basierend auf den strengen Nachweisen, welche die Zulassungsinhaberinnen einreichen müssen», sagt Sprecher Lukas Jaggi. Es gibt in der Schweiz keine Notfallzulassung. Die Pharmafimen führten Studien parallel durch, die normalerweise nacheinander gemacht werden.
Für die Zulassung müssen am Ende genauso gute Daten zur Wirksamkeit vorliegen, als ob der Entwicklungsprozess zehn Jahre gedauert hätte. «Wir haben die Anforderungen nicht aufgeweicht», sagt Jaggi.
Die Risiken sind weit geringer als bei der Infektion. «Es wurden ja je nach Impfstoff 20'000 bis 40'000 Probanden geimpft – Komplikationen nach Impfungen treten meist nach wenigen Wochen bis Monaten auf», sagt Virologe Volker Thiel. «Die Phase-III-Studien laufen schon länger, so dass wir diese Komplikationen beobachtet haben müssten.» Seltene Nebenwirkungen könnte man eventuell erst entdecken, wenn Hunderttausende oder Millionen Menschen geimpft wurden. Deshalb werden die geimpften Personen nachverfolgt. «Bei zugelassenen Impfstoffen wird die Sicherheit, die Wirksamkeit und die Qualität laufend überwacht», heisst es bei Swissmedic.
Viele Kantone planen in einem ersten Schritt einen oder mehrere zentrale Impfstandorte.
Im Kanton Zürich können sich Personen ab 75 Jahren und Personen mit Vorerkrankungen an bislang an folgenden Orten impfen lassen: im Zentrum für Reisemedizin EBPI in Zürich, im Coronazentrum der Univeristät Zürich, im Stadtspital Triemli und im Universitätsspital (sofern man als Hochrisikopatient aufgeboten wird), sowie in ausgewählten Hausarztpraxen und in Altersheimen. Ab dem zweiten Quartal kann man sich dann auch der Messe Zürich, in Winterthur, Affoltern am Albis, Horgen, Meilen, Dietikon, Bülach, Uster und Wetzikon impfen lassen.
Im Aargau wird vorerst in den Kantonsspitälern Aarau, Baden und im Areal Königsfelden in Windisch geimpft. Bettlägerige Personen sollen durch mobile Einheiten geimpft werden.
In Basel-Stadt können sich mobile Personen ab 75 Jahren im Impfzentrum in der Messe Basel impfen lassen, Bewohner von Alters- und Pflegeheimen werden direkt vor Ort geimpft.
Der Kanton Bern kann man sich an folgenden Orten impfen lassen: am Inselspital in Bern, im kantonalen Impfzentrum in Bern-Wankdorf, in Tavannes, Thun, Interlaken, Burgdorf, Langenthal, Biel und Langnau.
Im Kanton St. Gallen wird es wegen der speziellen Kühlbedingungen des Impfstoffs vorerst kein zentrales Impfzentrum geben. Die verfügbaren 5000 bis 10‘000 Impfdosen sollen durch mobile Einheiten in Alters- und Pflegeheimen, respektive an den Spitälern geimpft werden.
Informationen dazu findet man auf der Website seines Wohnkantons. Einzelne Kantone haben bereits spezielle Websites und Hotlines eingerichtet. Impfwillige in der Zielgruppe (Ältere, Vorerkrankungen) können sich dort online oder über speziell eingerichtete Hotlines anmelden oder sich über die Ärztin, den Apotheker oder eine Vertrauensperson anmelden lassen. Die Anmeldung wird an die Impfstelle in der Nähe des Wohnortes geleitet und der Impftermin reserviert. Patienten erhalten dann eine Terminbestätigung.
Nachdem die Arzneimittelbehörde Swissmedic den Impfstoff von Biontech/Pfizer am 19. Dezember zugelassen hatte, starteten einzelne Kantone bereits im Dezember mit Impfen, der offizielle Impfstart war am 4. Januar.
Vorerst können sich ältere Menschen ab 75 Jahren und solche mit Vorerkrankungen impfen lassen (siehe auch die Antwort auf die Frage «Wer kann sich impfen lassen»). Bis sich die breite Bevölkerung impfen lassen kann, wird es also noch etwas dauern.
Zunächst sollen gemäss der Impfstrategie des Bundes ältere Menschen ab 75 Jahren und Personen mit Vorerkrankungen geimpft werden. Danach können sich auch Personen ab 65 Jahren für einen Impftermin anmelden. In einigen Kantonen wie etwa Basel-Stadt hiess es in früheren Mitteilungen, dass sich Personen ab 65 Jahren impfen lassen können. Diese Altersgrenze wurde im Nachhinein aber nach oben korrigiert, weil der Impfstoff knapp ist.
Zu den Vorerkrankungen, die zu einer prioritären Behandlung berechtigen, gehören Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen , schwere Nierenleiden, Diabetes, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen, extremes Übergewicht und Erkrankungen, die eine Unterdrückung des Immunsystems notwendig machen. Auch organ-, knochenmark- oder stammzellentransplantierte Personen sowie Personen auf der Warteliste für eine Transplantation gehören zu den besonders gefährdeten Personen.
Am 14. Januar hat das BAG die Impfempfehlung für Schwangere angepasst. Auch sie zählen zu den besonders gefährdeten Personen. Bislang riet das BAG von einer Impfung ab, weil mögliche Auswirkungen einer Covid-Impfung auf die Schwangere und den Fötus noch zu wenig erforscht waren. Nun aber sollen Schwangere gemeinsam mit dem betreuenden Facharzt abwägen, ob der Nutzen der Impfung die Risiken einer Corona-Infektion überwiegen. Insbesondere dann, wenn die werdende Mutter an einer chronischen Krankheit leidet, bei der ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf besteht.
Zweite Priorität hat das Gesundheitspersonal. Später können sich auch Personen impfen lassen, die mit besonders gefährdeten Personen zusammenleben und Mitarbeiter von Einrichtungen mit hohem Ausbruchsrisiko, etwa Behindertenheime.
Für die breite Bevölkerung wird eine Impfung voraussichtlich erst im zweiten Quartal zur Verfügung stehen. Der Comirnaty-Impfstoff von Biontech/Pfizer ist für Personen ab 16 Jahren zugelassen, der Impfstoff von Moderna für Erwachsene ab 18 Jahren. Für Kinder und Jugendliche liegen noch keine Studiendaten vor, darum können sie noch nicht geimpft werden.
Ja, die Eidgenössische Impfkommission EKIF rät dazu. Weil nicht sicher sei, wie lange die durch die Erkrankung aufgebaute Immunität halte. Neue Studien sind jedoch ermutigend, dass sich auch nach einer milden Erkrankung eine Immunität ausbildet, die länger als sechs Monate anhält.
«Die Immunität, die durch COVID-19 entsteht, hält für mindestens drei Monate», sagt Claire-Ann Siegrist, Professorin für Vakzinologie an der Uni Genf. «Deshalb ist es nicht sinnvoll, sich innerhalb dreier Monate nach der Diagnose impfen zu lassen.» Ein Risiko sei eine Impfung zwar nicht. «Aber abzuwarten ermöglicht auch denen, die noch nicht immun sind und eine Impfung brauchen, schneller geimpft zu werden.»
Noch sind nur die beiden RNA-Vakzine zugelassen. «Zum heutigen Zeitpunkt kann man nicht wählen, welchen Impfstoff man bekommt», sagt ein Sprecher des BAG. In einer älteren Version dieses Textes vermutete Claire-Ann Siegrist, dass Swissmedic wohl keinen Impfstoff zulassen würde, dessen Wirksamkeit schlechter sei als der eines bereits zuvor zugelassenen. Swissmedic-Sprecher Lukas Jaggi widerspricht dem jedoch. «Ob ein Präparat wirksamer, mindestens gleich wirksam oder weniger wirksam ist als andere Präparate ist keine Zulassungskriterium und wird im Zulassungsverfahren nicht geprüft.» Auch ein Impfstoff mit beispielsweise 50 Prozent Schutzwirkung könnte zugelassen werden, wenn der erwartete Nutzen grösser sei als die potentiellen Risiken, so Jaggi.
Das könnte den im Zulassungsverfahren schon recht weit fortgeschrittenen Impfstoff von AstraZeneca betreffen. «Bezüglich AstraZeneca sind zum heutigen Zeitpunkt noch zu wenig Informationen vorhanden», sagt ein BAG-Sprecher. «Sobald der Impfstoff die Zulassung durch Swissmedic erhält, gibt die Eidgenössische Impfkommission EKIF eine Empfehlung darüber ab, für wen sich der Impfstoff sich.»
Am 23. Dezember veröffentlichte das BAG seine Impfempfehlung für den Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer. Darin sieht der Bund einen Abstand von 4 Wochen zwischen den beiden Impfdosen vor. Auch für den Moderna-Impfstoff wird empfohlen, einen Abstand von einem Monat einzuhalten.
Weil der Impfstoff knapp ist, ist dieser Zeitraum aber umstritten. So werden die Engländer erst nach drei Monaten ein zweites Mal geimpft, damit das Land möglichst viele Menschen zunächst mit einer Dosis impfen zu kann. Das Immunsystem benötigt einige Tage, um seine Immunantwort aufzubauen. Danach besteht gemäss Studien schon eine Schutzwirkung von rund 90 Prozent.
Die Schweiz will davon vorerst nichts wissen: Am 5. Januar sagte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen EKIF, gegenüber Medien, man wolle an der bisherigen Impfstrategie festhalten. Nur einen Tag später kontert aber Christian Münz in der Rundschau von SRF. Der Leiter der Expertengruppe Immunologie innerhalb der Corona-Taskforce betont, es sei wichtig, dass jetzt möglichst viele Leute zu impfen. Denn auch mit einer zweiten Impfdosis nach drei Monaten könne der Impfschutz noch verstärkt werden.
Die zweite Dosis muss gemäss der Empfehlung der EKIF mit dem gleichen Impfstoff wie bei der ersten Impfung erfolgen.
Der Influenza-Erreger mutiert sehr oft. «Das Erbgut von Coronaviren ändert sich nicht so schnell», sagt Carlos A. Guzmán, Vakzinologe vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Dass die Corona-Impfung jährlich wiederholt werden muss, ist deshalb unwahrscheinlich.
Die momentan aufkommenden Mutantenstämme zeigen jedoch, dass sich das Virus verändern kann. «Wir werden die Impfstoffe sehr wahrscheinlich irgendwann aktualisieren müssen», sagte Edward C. Holmes, Evolutionsbiologe und Professor für Virologie an der University of Sydney, dem amerikanischen Ärztejournal Medscape. «Das kann zwei Jahre dauern, oder auch fünf, vielleicht aber auch nur ein Jahr.»
Bislang ist dies nicht vorgesehen. «Im Moment wissen wir nicht einmal, ob wir die Produkte von Pfizer und Moderna bei den ersten beiden Impfungen kombinieren können», sagt Claire-Ann Siegrist. Auch Carlos A. Guzmán, Vakzinologe vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung im deutschen Braunschweig ist skeptisch: «Mit dem aktuellen Wissenstand möchte ich den gleichen Impfstoff für die erste und die zweite Impfung – und auch bei einer Auffrisch-Impfung, falls diese nötig sein wird.»
Auf Impfungen sollte man generell verzichten, wenn man gerade einen Infekt hat. «Die natürliche Immunantwort des Körpers ist dann so hochgefahren, dass der Impfstoff eventuell in seiner Wirkung beeinträchtigt wird», sagt Friedemann Weber, Direktor des Instituts für Virologie der Uni Giessen (D). «Auch wenn sich die mRNA ja nicht vermehren muss, um zu wirken wie ein abgeschwächtes Virus bei einem Lebendimpfstoff, ist es vorstellbar, dass die Immunantwort nicht voll ausgeprägt wird.»
Tatsächlich wisse man, dass die Proteinsynthese bei starken Reaktionen des angeborenen Immunsystems reduziert sei – und auf diesen Prozess ist der RNA-Impfstoff angewiesen. «Es geht bei diesen Einschränkungen für Impfungen aber nur um starke Erkältungen, die mit deutlich erhöhter Temperatur einhergehen», sagt Weber. «Ein einfacher Schnupfen ist keine Kontraindikation.» Das Risiko für Nebenwirkungen steige voraussichtlich nicht bei einer Vorinfektion.
Nach bisherigem Kenntnisstand ist für Schwangere eine Infektion mit dem Coronavirus viel gefährlicher als mögliche Impfkomplikationen. Aber es gibt noch keine Studiendaten über Nebenwirkungen bei Schwangeren. «Es ist Standard, dass schwangere Frauen anfangs nicht in klinische Studien für Impfstoffe eingeschlossen werden», sagt Claire-Ann Siegrist.
Doch die Datenlage wird sich bessern. Es haben sich schon einige Frauen gemeldet, die während einer Coronaimpfstoff-Studie schwanger geworden sind oder es zur Zeit der Impfung schon waren, ohne es zu wissen. «Wir müssen mindestens diese registrierten Fälle bis zur Geburt und darüber hinaus verfolgen, um zu sehen, dass alles gut geht», sagt Siegrist. «Noch besser wären klinische Studien, die die Unbedenklichkeit zeigen.» Diese sind geplant.
Die deutsche Ständige Impfkommission (Stiko) schreibt: «Wir halten es für unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellt.» Auch eine versehentliche Impfung in der Schwangerschaft sei kein Grund, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Das BAG hat am 14. Januar die Impfempfehlung ausgeweitet und empfiehlt nun neu, dass Schwangere mit Vorerkrankungen mit ihrem Facharzt sorgfältig prüfen, ob der Nutzen der Impfung für sie grösser ist als das Risiko, das mit der Impfung verbunden ist.
Experten sind sich einig: ja. Das liegt vor allem daran, dass der Impfstoff eine vielfältige Immunantwort auslöst. «Einige Antikörper werden auf das neue Virus vielleicht nicht mehr so gut passen», sagt Friedemann Weber. «Eine leichte Schwächung der Immunantwort kann ich mir deshalb vorstellen – aber es wird noch genügend andere Antikörper geben, die das Virus neutralisieren können.»
Ausserdem besteht die Immunantwort nicht nur aus Antikörpern, sondern auch aus T-Zellen. «Sie sind weniger anfällig und werden weiter funktionieren», sagt Weber.
Für die RNA-Impfstoffe wurde nicht untersucht, ob sie neben symptomatischen auch asymptomatische Infektionen verhindern können. Es ist damit nicht klar, ob Geimpfte das Virus unbemerkt weiterverbreiten könnten. Beim AstraZeneca-Impfstoff gab es 40 Prozent weniger asymptomatische Infektionen. «Die aktuellen Impfstoffe werden wahrscheinlich besser darin sein, Komplikationen bei Hochrisikopatienten zu verhindern als die Übertragung des Virus», sagt Claire-Anne Siegrist.
Das bedeute: Social Distancing, Masken, gute Nies-Etikette und Handhygiene müssen auch von Geimpften erstmal fortgeführt werden. «Ob wir zum normalen Leben zurückkehren können, hängt davon ab, wie viele Menschen aus Risikogruppen und aus dem Gesundheitssektor sich in den nächsten Monaten impfen lassen», so Siegrist.
Immunologe Christian Münz sieht in der Impfung eine Chance, die Pandemie zu beenden, selbst wenn sie keine Übertragung durch Geimpfte verhindert – aber nur, wenn sich grosse Teile der Bevölkerung immunisieren lassen . «So ein Impfstoff würde die Infektion zumindest verkürzen und die Krankheitssymptome abschwächen», sagt Münz. «Damit würde der Zeitraum, in dem ein Infizierter ansteckend ist, wahrscheinlich so weit verkürzt, dass die Pandemie gestoppt werden könnte.»
Momentan müssen auch Geimpfte noch in Quarantäne, wenn sie Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatten. Das liegt daran, dass es möglich erscheint, dass Geimpfte noch sehr leicht oder sogar asymptomatisch erkranken und das Virus so weiterverbreiten könnten. «Wir hoffen, dass sich das ändert und wir in den kommenden Monaten Studien haben, die zeigen, dass die Vakzine auch die Übertragung des Virus verhindern», sagt Claire-Ann Siegrist.
Der Erreger-Nachweis mittels PCR oder Antigen-Schnelltest kann durch die Impfung nicht positiv werden. Geimpft wird in den Muskel, die Abstriche werden im Nasen- und Rachenbereich gemacht. Ein Transfer von Proteinen oder Erbmaterial aus dem Arm dorthin ist biologisch nicht möglich. «Ein Antigen-Test, der nach einer Impfung positiv ist, weist höchstwahrscheinlich auf eine Infektion hin, die man vor oder kurz nach der Impfung erworben hat, wenn noch kein Schutz besteht», sagte Sandra Cisek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, kürzlich im NDR-Podcast «Corona Update». «Oder der Test ist falsch-positiv, das sollte immer mit einer PCR abgeklärt werden.»
Grundsätzlich haftet gemäss Auskunft des BAG der Hersteller für Produktmängel. Ein Unternehmen ist in der Schweiz bei allfälligen Impfschäden einklagbar und im Falle einer Verurteilung auch haftbar. «Verträge, die der Bund mit Impfstoffherstellern abschliesst, beseitigen also weder die Haftpflicht des Herstellers noch begründen sie eine neue Haftpflicht des Bundes», so das BAG.
Es könne in den Lieferverträgen aber Klauseln geben, wonach sich der Bund bei Impfschäden subsidär an den Kosten beteiligt. Also dann, wenn weder Herstellerin noch Arzt für einen Schaden haften. Laut Epidemiengesetz können geschädigte Personen dann eine Entschädigung und Genugtuung verlangen. Ob die Pharmafirmen bei den Covid-Impfstoffen solche Klauseln mit dem Bund ausgehandelt haben, ist unklar – die Verträge sind geheim .
Der seit Dezember zugelassene Impfstoff von Biontech/Pfizer muss bei minus 70 Grad Celsius gelagert werden. Dafür sind riesige Spezialkühlschränke notwendig. Dagegen bleibt der Moderna-Impfstoff in einer normalen Gefriertruhe haltbar. Mit dem Moderna-Impfstoff werden auch Impfungen in der Hausarztpraxis möglich.
26 Kommentare
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Wirksamkeit hier nicht richtig beschrieben wurde. In den Studien wurde lediglich mit PCR-Tests hantiert. Es ging dabei nicht um die Erkrankung. Bitte nochmal Studien genau konsultieren.
Naja, und inzwischen ist ja ohnehin bekannt, dass die Impfungen nicht gegen die neuen Mutationen wirken. Sollte auch niemanden überraschen. Die Grippe mutiert ja auch ständig und die Leute lassen sich jedes Jahr dagegen impfen.
Und dann gibt es noch die Sache mit der ADE. Ich empfehle jedem, der sich wirklich für diese Dinge interessiert, The HighWire zu schauen. Da kriegt man wissenschaftliche Information auf höchstem Niveau.
Man informiert sich über die Impfung mit Durchlesen des „Fact sheet“ der EUA (EMERGENCY USE AUTHORIZATION) durch Pfizer-BioNTech am besten.
Dort steht u.A. „...Es gibt keinen von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zugelassenen Impfstoff zur Vorbeugung von COVID-19 ....“ Ein bisschen weiter: „Sie allein entscheiden, ob Sie den Pfizer-BioNTech COVID-19-Impfstoff akzeptieren“ und noch weiter: „Der Pfizer-BioNTech COVID-19-Impfstoff schützt möglicherweise nicht alle Personen..... Das aktuellste Fact Sheet finden Sie unter www.cvdvaccine.com.“
Es muss also jeder selber entscheiden, ob er sich impfen lässt und die Konsequenzen selber trägt, oder nicht. Ebenfalls ist es sinnlos die Personen, die sich nicht impfen lassen auf Pranger zu stellen. Die einen glauben Pfeizer, die anderen dem lieben Gott, der sie mit Immunität ausgestattet hat :-). Wir leben ja in einem freien Staat und nicht in einer Diktatur der Geimpften, oder?
Impfpropoganda vom Feinsten! Nein, die neuartige Gentherapie ist nicht genügend erprobt worden, hat die mRNA-Technologie doch in den letzten 10 Jahren in keinem Fall die Zulassungshürden genommen. Aber mit der sogenannten Pandemie hat sich alles geändert. Jetzt ist das Zeug als "Notzulassung" auf dem Markt und wird uns vom Staat regelrecht aufgenötigt. Da sage ich nur: Nein, danke, gebt meinen Impfplatz anderen Impfwilligen.
Und dass viele Menschen bleibende Schäden nach der Impfung haben, wird einfach nonchalant unter den Tisch gekehrt und geleugnet. Aber zuvor wurde bald jeder Tote als Covid-Opfer bezeichnet. Wer die Augen nur einen Spalt weit offen hat, erkennt, was da abläuft.
Sehr geehrter User, besten Dank für Ihren Kommentar. Wir schätzen kritische Rückmeldungen, denn sie helfen, dass wir uns verbessern können. Den Vorwurf der Propaganda können wir aber nicht ganz nachvollziehen. Wir versuchen, ein Thema immer von mehreren Seiten zu beleuchten – was sich in diesem Artikel konkret zeigt, dass viele unabhängige Experten und auch das BAG zu Wort kommen. Die Aussage, dass die Fälle von Nebenwirkungen unter den Tisch gekehrt oder geleugnet werden, können wir so laut unseren Recherchen nicht bestätigen: Jede geimpfte Person, die glaubt, an Nebenwirkungen zu leiden, kann diese Swissmedic melden. Und jede einzelne Meldung wird geprüft und geht in die Statistik ein – auch bei solchen Nebenwirkungen, die nicht schwerwiegend oder schon bekannt sind. Wir haben zu dem Thema kürzlich einen Artikel publiziert: https://www.beobachter.ch/gesu…
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Ausführungen weiterhelfen konnten. Freundliche Grüsse, Ihre Beobachter-Redaktion
Die Frage ist, wie sicher und effizient, wirken die verschiedenen Impfseren gegen das CORONA-Virus und die verschiedenen Mutationen effektiv??