Mit altem Wissen gehts Beschwerden an den Kragen
Wickel und verschiedene Hausmittel sind eine Möglichkeit, selbständig lästige Symptome zu lindern.
aktualisiert am 13. September 2018 - 15:17 Uhr
In der pausenlosen Betriebsamkeit , die uns oft umgibt, scheint uns jede Krankheit ein Innehalten aufzuzwingen. Doch dieses Innehalten hat sein Gutes und Heilsames.
Mit Pausen und Wärme in aktiver und passiver Form können Grippe und Erkältungskrankheiten verhindert werden. Wickel und verschiedene Hausmittel sind dabei eine Möglichkeit, selbständig lästige Symptome zu lindern und zu vertreiben.
Wärme spielt auf körperlicher und seelischer Ebene eine grosse Rolle für Heilung und Gesundheit. Entsprechend wichtig und unerlässlich ist eine gute Durchblutung. Unser Wohlbefinden, unsere Energie, Geborgenheit und Gesundheit stehen in engem Zusammenhang mit Wärme.
Auf der körperlichen Ebene ist Wärme das Zeichen einer guten Durchblutung: das Blut transportiert Sauerstoff, Nähr- und Abwehrstoffe zum Gewebe und fördert Abbaustoffe aus dem Gewebe. Ist das Gewebe schwach durchblutet, erhält es weniger Sauerstoff, das Gewebe ist gewissermassen «unterernährt» und Abbaustoffe werden langsamer ausgeschieden.
Erwärmung verbessert die Durchblutung und bewirkt dadurch eine bessere «Ernährung» des Gewebes. Die Organe arbeiten besser, geschwächte Organe werden gestärkt, wir fühlen uns vital. Sind wir krank, unterstützt Wärme den Gesundungsprozess .
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Durchblutung anzuregen: Mit der passiven Erwärmung, also durch wärmende Wickel, Wärmflasche oder Heizkissen, Sauna, Fussbad oder Vollbad, sowie mit aktiver Erwärmung, die wir selbst erzeugen. Dazu gehören kalte, anregende Wickel (Kneippanwendungen, Kneippwickel), Ganzkörper-Schweisswickel, aber auch Bewegung, etwa joggen, walken, wandern oder langlaufen auf Skiern.
Für Bewegungsfreudige, die mitunter auch zu Winterblues und Winterspeck neigen, ist das Prinzip der aktiven Erwärmung ideal. Leicht können sie einen Ganzkörper-Schweisswickel erzeugen, indem sie laufen, joggen oder walken bis der Körper sich zunehmend erwärmt, ins Schwitzen kommt. Dieser «Winterwickel» stärkt nicht nur die Abwehrkräfte und die körperliche Befindlichkeit, sondern tut auch der Seele gut.
Es gibt kein allgemein gültiges, festes Schema für kalte und warme Wickel, sondern nur wegweisende Richtlinien:
Kälte
Bei Schmerzen und Entzündungen im akuten Statium: Kälte lindert oder stillt die Schmerzen und sorgt dafür, dass sich eine beginnende Entzündung nicht ausbreitet und eine Ansammlung von entzündungsbedingter Gewebsflüssigkeit vehindert wird.
Beispiele:
- akute Gelenkschmerzen
- Hexenschuss
- Verstauchung
- Prellungen, Verrenkungen
- oberflächliche Venenentzündungen
- Halsweh
Ausnahmen sind, da sie warm behandelt gehören:
- Stirn- und Kieferhöhlenentzündung
- Ohrenentzündung
- Bronchitis
- Blasen- und Nierenbeckenentzündung
Intensive Wärme
Bei chronischen Schmerzen mit oder ohne muskulären Verspannungen und bei allen lokalen Entzündungen, die über das erste akute Stadium hinaus sind. Bei denen es nicht mehr darum geht, den Entzündungsprozess zu verhindern, sondern ihn vielmehr zur Reife zu bringen (Furunkel, Umlauf). Dabei wird bei beginnender Eiterentleerung gefördert, was jedoch nur bei einer Abflussmöglichkeit nach aussen sinnvoll ist.
Beispiele:
- chronische, abnutzungsbedingte Gelenk- und Rückenschmerzen
- Folgezustände nach Verletzungen (z.B. chronische Schmerzen in steifen Gelenken)
- Stirn- und Kieferhöhlenentzündungen
- Fingerumlauf
- Furunkel
Milde Wärme
Bei einigen Erkrankungen sind erfahrungsgemäss temperierte Wickel am wohltuensten.
So z.B. bei:
- Ohrenweh
- Nervenschmerzen (Neuralgien)
- chronische Polyarthritis
Beobachtung während des Wickels
Generell gilt:
- Fühlt die Person sich während des Wickels wohl?
- Nehmen die Schmerzen ab?
- Der Wickel soll als angenehm empfunden werden. Wenn nicht, sollte der Wickel weggenommen werden und ein kalter beziehungsweise ein warmer Wickel ausprobiert werden.
Der heisse Bauchwickel wirkt äusserst wohltuend. Er erwärmt, regt den Stoffwechsel der Bauchorgane an, beruhigt und lindert Schmerzen und Krämpfe. Doch die Wirkung beschränkt sich nicht nur auf den Bauch: Gelingt es, einen angespannten Bauch zu entspannen, beeinflusst dies den ganzen Menschen positiv. So können auch seelische Verkrampfungen und Ängste abnehmen.
In diesen Fällen wirkt der Bauchwickel:
- Angespannter Bauch
- Magen-Darmkrämpfe
- Träge Verdauung
- Funktionsschwäche von Leber und Nieren
- Leber- und Nierenerkrankungen (nur in Absprache mit dem Arzt anwenden)
- Während des Fastens
- Menstruationsbeschwerden
- Schlafstörungen
- Nervosität/Stress
- Babys mit Dreimonatskrämpfen
- Kalte Füsse
- Bauchschmerzen
Das brauchen Sie für den Bauchwickel mit Kamillentee:
- Kamillentee
- Innentuch (Gaze- oder Flanelltuch oder ein Frotteetuch aus saugfähiger Baumwolle, kein syntethisches Material, da ein Hitzestau droht)
- Aussentuch aus Wolle
- Wasserbecken
- Frotteetuch als Auswringtuch
- 1-2 Wärmeflaschen
- Befestigungsmaterial
So bereitet man den Wickel zu:
Einen bis zwei Esslöffel Kamillenblüten mit einem Liter kochendem Wasser übergiessen, 5-10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, Kamillenblüten absieben. Der Tee sollte danach noch sehr heiss sein (eventuell nochmals kurz erwärmen), aber nicht kochend sein (Verbrennungsgefahr!).
Das Wolltuch unter den Rücken legen. Danach das Auswringtuch über ein Wasserbecken legen, das Innentuch in die Mitte des Frotteetuches legen. Nun wird der heisse Kamillentee über das Innentuch gegossen. Anschliessend das Frotteetuch um das Innentuch legen und kräftig auswringen.
Nun wird der behandelten Person das mit Kamillentee getränkte Innentuch auf den Rücken gelegt. Aber Achtung: das Tuch darf weder zu heiss, noch zu kalt sein. Am besten tastet man sich vorsichtig heran, indem man den Rücken vorsichtig mit dem Tuch abtupft. Die Wärme darf nicht schmerzhaft sein, aber immer noch genügend heiss, damit die gewünschte Wirkung erzielt werden kann.
Sobald das Innentuch auf dem Rücken liegt, wickelt man die Wolltuch um den Körper und verschliesst es mit Sicherheitsnadeln. Am Schluss legt man der behandelten Person die Wärmeflaschen auf den Bauch.
Der Wickel bleibt etwa 15 bis 30 Minuten warm. Bevor er ganz kalt ist, entfernt man den Wickel. Danach soll die Person mindestens eine halbe Stunde ruhen.