Zwei grosse Schweizer Medienhäuser berichteten diese Woche über fragwürdige Praktiken, mit denen einige Spitäler Gesetzeslücken ausnutzen. Durch Auslagerung von Radiologie-Dienstleistungen ins Ausland und Ausweisung fiktiver Rabatte bei Medizinprodukten werden die Gesundheitskosten hochgetrieben.

Um solchen Praktiken entgegenzuwirken, hat der Beobachter dieses Jahr den Prämienticker ins Leben gerufen.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Röntgenbilder aus dem Ausland

Das Prinzip der Teleradiologie ist im Grunde sinnvoll. Statt eine eigene Radiologie-Abteilung zu unterhalten, schicken kleine Spitäler und Praxen ihre Röntgenbilder zum Befund an grössere Kliniken. Diese werten die Bilder aus, wodurch Kosten gespart werden können.

Wie CH Media berichtet, nutzen Privatspitäler und Firmen, die entsprechende Services für Arztpraxen bereitstellen, dies jedoch aus, um ihre Gewinne zu steigern. CT-, MRI- und Röntgenaufnahmen werden für den Befund ins Ausland geschickt.

Das Brisante dabei: Es werden weiterhin Schweizer Tarife verrechnet. Da das Lohnniveau im Ausland deutlich niedriger ist, zahlen die Schweizer Spitäler weit weniger, als sie abrechnen, und streichen so einen zusätzlichen Gewinn ein. Zu den Details des Geschäftsmodells wollten sich die beteiligten Firmen gegenüber CH-Media nicht äussern. 

Der Beobachter-Prämienticker

Der Prämienticker schaut Lobbyisten und Profiteuren des Gesundheitswesens auf die Finger, deckt Missstände auf und sammelt Erfahrungen von Patienten, die unnötige Ausgaben vermeiden konnten.

Klicken Sie auf den Ticker oder hier, um mehr zu erfahren.

Überteuerte Medizinprodukte

Nicht nur mit der Teleradiologie wird getrickst. Wie die Tamedia-Zeitungen berichten, nutzen einige Kliniken eine Gesetzeslücke bei Rabatten auf Medizinprodukte aus. Rabatte, die Spitäler und Arztpraxen beim Einkauf von Produkten erhalten, müssen in der Schweiz an die Krankenkassen weitergegeben werden. Bis zu 49 Prozent dieser Rabatte dürfen die Spitäler aber für sich behalten.

Gemäss Tamedia nutzen einige Spitäler, darunter die Hirslanden-Gruppe, die Regelung aus, indem sie fiktive Rabatte ausweisen. Insbesondere für Implantate werden überhöhte Listenpreise angegeben, die stark von den eigentlichen Einkaufspreisen abweichen.

Ein Beispiel: Ein Ballon, der der Ausweitung von verengten Blutgefässen dient, wurde für 1500 Franken abgerechnet, obwohl der eigentliche Einkaufspreis nur 60 Franken betrug. Die Differenz zwischen dem Listenpreis und dem Einkaufspreis wird dann als Rabatt ausgewiesen, wodurch Spitäler einen hohen Gewinn einfahren können. Gegenüber Tamedia erklärt Hirslanden, dass die Listenpreise von den Lieferanten festgesetzt werden.

Man habe eine externe Kanzlei damit beauftragt, zu untersuchen, ob es bei der Rechnungsstellung zu Fehlern gekommen sei. 

Missstände aufdecken

Diese Berichte reihen sich in eine Vielzahl von Missständen im Gesundheitswesen ein. Im Rahmen des Prämientickers hat der Beobachter bereits zahlreiche solcher Fälle aufgedeckt. So wurde unter anderem ans Licht gebracht, wie Ärzte mit falschen Rechnungen ihr Einkommen aufbessern oder eine Klinik mit seltsamen Diagnosen Kasse macht.

Auch Leserinnen und Leser kommen in der Serie «Mini Gschicht» zu Wort und erzählen, wie sie einen Beitrag leisten, um die Gesundheitskosten zu senken.

Quellen
  • «Tages-Anzeiger» – «Mit einem dreisten Trick schröpfen Spitäler die Prämienzahlenden»
  • «Luzerner Zeitung» – «Wie Spitäler und Praxen bei Röntgenbildern tricksen und damit Geld verdienen»