Bubblegum Pirat, Strawberry Sweetheart oder Peach Princess – was nach Süssigkeiten klingt, sind in Wirklichkeit Vape-Imitate für Kinder. Seit gut einem Monat werden die zehn nikotinfreien E-Zigaretten, sogenannte Vapes, vom Webshop «KidzCloudz» angeboten. Zusätzlich hängen in der Stadt Zürich Werbeplakate.

Vapes für die ganze Familie, heisst es auf der Website. Dank Trockenextrakt aus Baldrianwurzel und Melissenblätter sollen die Verdampfer gesundheitsfördernd sein und bei Aufmerksamkeitsdefiziten helfen. Aufgrund der «hohen Nachfrage und wegen eines Lieferengpasses» ist die Verfügbarkeit jedoch begrenzt. Wer Interesse hat, solle sich direkt an die Verantwortlichen wenden. Dazu gibt es ein Bestellformular und eine Telefonnummer, die jedoch ungültig ist. 

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«Irrer Vape-Shop für Kinder sorgt für Furore», titelt das Online-Medium Nau.ch. «Fake News», hofft Lunge Zürich, verurteilt aber gleichzeitig das Online-Angebot in einer Medienmitteilung scharf.

Jetzt stellt sich heraus: Es ist tatsächlich alles nur Fake. Hinter der Aktion stecken die Macher der Satiresendung «Studio 404», wie sie in einem Video auf der Vaper-Werbe-Website klarstellen. Das Ziel der Aktion sei eine Schockprävention gewesen, um auf einen Missstand hinzuweisen, erklären die Verantwortlichen. Denn ein Online-Webshop wie «KidzCloudz» wäre grundsätzlich legal in der Schweiz. Nur die falschen Gesundheitsversprechen nicht.

Einfacher Zugang zu E-Zigaretten

Der Verkauf von E-Zigaretten an Jugendliche ist in der Schweiz kaum geregelt. Während mehrere Kantone, darunter Zürich und St. Gallen, den Vertrieb an unter 16-Jährige zwar beschränken, gibt es in Schwyz und Appenzell Innerrhoden keine Regulierung. Klar verboten sind Vapes hingegen in den meisten Westschweizer Kantonen. Das geht aus einer Statistik des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) hervor.

Gegenwärtig sind E-Zigaretten im Lebensmittelgesetz geregelt. Der Verkauf wird somit praktisch nicht kontrolliert. Auch über Online-Shops gelangen Jugendliche meist ohne Alterskontrolle an die Vapes, wie der Beobachter vergangenes Jahr aufzeigte. Erst kürzlich sagte Katharina Jost, Fachfrau für Gesundheitsförderung und Prävention bei Berner Gesundheit, in einem Interview mit dem Beobachter, dass die Farben und Geschmacksrichtungen von Vapes bewusst so gewählt werden, dass sie Jugendliche ansprechen. Teenager würden fast gezwungen, zu dampfen, um dazuzugehören, so Jost.

Der Verkauf der Produkte stieg zwischenzeitlich um bis zu 30 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Mehr als die Hälfte der 14- bis 25-Jährigen hat schon einmal E-Zigaretten probiert, wie eine neue Studie in der Westschweiz zeigt. 

Wolfgang Kweitel, Leiter Public Affairs bei der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz, begrüsst darum die Schockaktion vom Studio 404. «Sie macht deutlich, wie ernst die Situation der E-Zigaretten in der Schweiz ist», so Kweitel. «Wir von der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention versuchen seit Jahren, auf die Brisanz dieser Gesetzeslücke hinzuweisen.» Denn laut der Tabakkontrollskala 2021 ist die Schweiz der beliebteste Werbestandort internationaler Tabakkonzerne. Gleichzeitig belegt sie in der Tabakprävention den zweitletzten Platz. «Der Mehrheit der Politik war das bisher herzlich egal», so Kweitel.

Neues Tabakproduktegesetz verbietet Verkauf an Minderjährige 

Das soll sich im nächsten Jahr mit dem neuen Tabakproduktegesetz ändern. Tabakerzeugnisse und elektronische Zigaretten sollen nur noch an Erwachsene verkauft werden. Daneben sieht das Gesetz ein Werbeverbot vor. «Leider drei bis vier Jahre später, als wir es gebraucht hätten», sagt Kweitel. «Wichtig ist nun, wirksame schweizweite Bestimmungen zur Kontrolle des Gesetzes und zur Sanktionierung von Verstössen zu verabschieden.» Andernfalls würde die Verantwortung auf die Kantone abgewälzt, die sie ihrerseits an die Gemeinden weitergeben würden. Dann würde es wie heute bereits von den kantonalen oder lokalen Voraussetzungen abhängen, ob Kontrollen durchgeführt und Bussen ausgesprochen werden.

Wie die Verantwortlichen von Studio 404 auf Anfrage schreiben, haben tatsächlich Menschen die Produkte bestellen wollen. «Das hat uns überrascht», zeigt aber, dass Aufklärung nötig ist. Die Website bleibe daher bis auf weiteres online. Sie gebe dem Video den nötigen Kontext.