Wenn es mehr als nur Sorgen sind
Angsterkrankungen kommen häufig vor, werden aber oft nicht erkannt. 5 Tipps, die eine schnelle Abhilfe versprechen.
Veröffentlicht am 2. Juni 2021 - 18:13 Uhr
In jedem Leben schlummert das Risiko, von einer psychischen Krankheit betroffen zu werden. Im Beobachter-Ratgeber «Ganz normal anders», der in Zusammenarbeit mit der Stiftung Pro Mente Sana entstanden ist, erfahren Betroffene und Angehörige alles über Krankheitsbilder, Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote in der Schweiz. Das Buch erläutert zudem die Wirkungsweisen und Nebenwirkungen von Medikamenten und informiert über die neusten Psychotherapiemethoden.
Die momentane Gesundheitssituation stellt uns alle täglich vor neue Herausforderungen. Sie verunsichert. Dass wir uns sorgen, ist natürlich. Manchmal nehmen die Ängste aber eine extreme Form an. Die Betroffenen sind den Sorgen ausgeliefert und leiden unter starken körperlichen Begleiterscheinungen wie rasendem Puls, Schwindel, Panikattacken.
Hört man eine Sirene, ist man überzeugt, dass ein Angehöriger einen Unfall hatte. Sind die Kinder nicht pünktlich zu Hause, denkt man sofort, dass etwas Schlimmes passiert ist. Spürt man ein körperliches Missbehagen, ist man überzeugt, dass es Krebs ist oder sonst eine schreckliche Krankheit. Die Stresshormone fliessen ständig, man schläft schlecht, hat aber gleichzeitig Angst vor der Schlaflosigkeit . Das chronische Sich-Sorgen und die damit verbundene Stressbelastung führt häufig zu einer Erschöpfungsdepression.
Leider werden Angststörungen oft zu spät erkannt. Die Betroffenen merken nicht, dass sie an einer Krankheit leiden, und führen ihre Ängstlichkeit auf ihre Persönlichkeit zurück. Angstgedanken sind wie ein Fehlalarm, der immer wieder losgeht und einen vor etwas warnt, das gar nie eintrifft. Und der auch noch viel zu laut ist.
Was kann man dagegen tun? Diese 5 Tipps können helfen:
- Wehren Sie sich nicht gegen die Angst. Stellen Sie sich vor: Sie stehen am Strand, und es kommt eine Welle. Sie ist heftig, lässt dann aber nach.
- Versuchen Sie, sich auf etwas zu konzentrieren, das Sie ablenkt. Atmen Sie ruhig und langsam, zählen Sie mit. Nach 20 Atemzügen ist die Panik meist überstanden, die Welle vorbei.
- Versuchen Sie, Ihre Grundanspannung möglichst tief zu halten. Meditieren Sie, entspannen Sie sich, bewegen Sie sich regelmässig, schlafen Sie genug.
- Distanzieren Sie sich von der Angst. Etikettieren Sie Ihre Angstgefühle, indem Sie sagen: «Ich kenne das. Jetzt habe ich wieder diese Angst.»
- Achten Sie auf eine regelmässige Ernährung mit Zwischenmahlzeiten. Denn Angst tritt gehäuft auf, wenn Sie unterzuckert sind oder Mahlzeiten ausgelassen haben.
Wenn man alle psychischen Erkrankungen – leichte und schwere – zusammenzählt, kann man davon ausgehen, dass in der Schweiz jede dritte Person im Lauf ihres Lebens psychisch erkrankt. Das klingt beängstigend. Allerdings: Körperlich erkranken fast 100 Prozent der Menschen irgendwann.