Ob am Fussballmatch, am Konzert oder am Familienfest – die Stimmung entscheidet, ob der Anlass zu einem Erfolg wird oder nicht. Denn wenn die Stimmung gut ist, sieht man auch mal über kleine Patzer hinweg. Und was für Kultur- und Sportanlässe gilt, gilt erst recht für eine Partnerschaft. 

Ein Wohlfühlklima stellt sich aber nicht von selbst ein. Sie müssen sich aktiv darum bemühen, dass die Stimmung in der Beziehung gelöst, vertraut und vor allem liebevoll ist. Für Erfolg sorgen dabei nicht zwingend grosse Gesten und Aktionen, sondern viele kleine Zärtlichkeiten und Aufmerksamkeiten im Alltag. 

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Langjährige Beziehungen sind meist kein wohltemperierter Spaziergang auf einer rosaroten Wolke. Vielmehr fliegen auch mal die Fetzen, und man sagt vielleicht Dinge, die man später bereut. Allzu grosse Sorgen sollte man sich wegen dieser Ausrutscher aber nicht machen. Wie der amerikanische Psychologe John Gottman zeigen konnte, ist es viel wichtiger, dass positive Interaktionen – also ein Lächeln, eine liebevolle Berührung oder ein aufmunterndes Wort – überwiegen. 

Bei glücklichen Paaren überwiegen positive Gesten die negativen mindestens im Verhältnis 5 : 1. Das heisst: Fünf positive Gesten wiegen eine negative auf. 

Positive Erlebnisse helfen der Beziehung

Der Mensch tickt in gewisser Hinsicht ganz simpel. So mögen wir alle angenehme Dinge. Wir sind sozusagen darauf programmiert, schöne Dinge zu suchen und schöne Aktivitäten zu wiederholen. Wenn wir etwas tun, das für uns mehr positive als negative Konsequenzen hat, werden wir es wieder tun. Tun wir etwas, das uns schadet oder stört, hören wir früher oder später auf damit – immer vorausgesetzt, dass der Schaden grösser ist als der Nutzen. 

So wird unser Leben zu einem Netzwerk von Erfahrungen, die wir abspeichern und die unsere zukünftigen Handlungen beeinflussen. Wir versehen – teils bewusst, teils unbewusst – alle unsere Handlungen und die Dinge um uns herum mit wertenden «Etiketten». Was eine positive Etikette hat, mögen und suchen wir; was eine negative Etikette hat, lehnen wir ab und meiden es nach Möglichkeit. Wie aber entstehen solche Bewertungen und Etiketten?

Fünf Dinge, die uns gut tun

Es gibt fünf Dinge, auf die jeder Mensch von Natur aus positiv reagiert: 

  • Lächeln: Wer herzlich und ehrlich angelächelt wird, hat automatisch ein gutes Gefühl.
  • Zärtlichkeit: Sanfte und wohlwollende Berührungen lösen angenehme Gefühle aus.
  • Sexualität: Sexuelle Aktivitäten werden primär als angenehm und lustvoll empfunden.
  • Süssigkeiten: Schon Babys mögen Süsses.
  • Entspannung: Loszulassen und sich entspannen zu können, ist wohltuend für jeden. 

 

Das Bemerkenswerte an diesen Dingen, die sich natürlich in verschiedenen Facetten zeigen können: Sie wirken auf alle Menschen positiv, ungeachtet des Geschlechts, des Alters oder der Kultur; die wohltuende Wirkung ist quasi angeboren. Zwar können sich die positiven Effekte durch negative Erfahrungen verlieren, so zum Beispiel, wenn man nach dem Konsum von zu viel Süssigkeiten erbrechen muss oder wenn jemand beim Sex Schmerzen empfindet oder Gewalt erlebt. Doch von Natur aus erfahren wir diese Dinge als positiv, sie bereiten Freude und Wohlbefinden. 

Warum Gegenstände positive Emotionen wecken können

Neben den universell als angenehm empfundenen Dingen machen wir auch verschiedene Lernerfahrungen. Dabei verknüpfen wir neutrale Dinge oder Situationen mit Erlebnissen und Gefühlen, die positiv oder negativ sind. Solche Verknüpfungen passieren dann, wenn die neutrale Handlung X zeitgleich mit der positiven Situation Y (Lächeln, Süssigkeiten usw.) eintritt oder unmittelbar von ihr gefolgt wird. Somit ruft nun ein vormals neutraler Gegenstand oder eine ursprünglich neutrale Situation angenehme Empfindungen hervor. 

Daneben verknüpfen wir auch gedanklich angenehme Erfahrungen mit Situationen oder Gegenständen. Beide Prozesse führen dazu, dass wir im Verlauf des Lebens Einstellungen und Gefühle gegenüber gewissen Dingen und Situationen haben, die in einer bestimmten Qualität eingefärbt sind. Solche Erfahrungen machen wir konstant im Leben, in jedem Alter. Und was im Guten funktioniert, kann natürlich auch im Schlechten passieren. 

Emotionale Verknüpfungen für die Partnerschaft nutzen

Diese Mechanismen machen auch vor einer Partnerschaft nicht halt. Wenn wir hier schlechte Erfahrungen machen, wird der Partner oder unsere Beziehung emotional negativ besetzt. Machen wir dagegen positive Erfahrungen, findet eine positive Verknüpfung statt. Wenn man in der Beziehung viel Schönes erlebt, bekommt man ein warmes Gefühl im Bauch, wenn man nur schon an den Partner denkt. Gibt es hingegen zu viele negative Erfahrungen Paartherapie «Liebe verschwindet nicht, sie wird überdeckt von Alltagsmüll» , überschatten diese bald die ganze Beziehung – und man kann seinen Partner nicht mehr riechen. 

Diese emotionale Koppelung von Positivem oder Negativem an Situationen, Gegenstände und Menschen mag nüchtern und unromantisch klingen. Aber so funktionieren wir nun einmal. Das Gute daran ist, dass wir diesen Mechanismus bewusst nutzen können, um die positive «Färbung» einer Partnerschaft zu erhalten. 

Kleine Aufmerksamkeiten – Schmiermittel der Liebe

Wenn Paare das Gefühl haben, dass in der Beziehung der Wurm steckt , sind sie immer weniger gern mit dem Partner zusammen und suchen Spannendes vermehrt ausserhalb der Partnerschaft. Wenn sie es umgekehrt schaffen, eine positive Grundstimmung zu kreieren (siehe Infobox unten), wird ihre Beziehung zu dem, was sich wohl die meisten erträumen: zu dem Ort, an dem sie sich am liebsten aufhalten und am meisten geborgen fühlen. 

Je mehr man die Beziehung mit positiven Dingen und Erfahrungen in Verbindung bringt, desto schöner wird die Grundstimmung. Und je besser diese Stimmung, desto erfüllter wird sich die Beziehung gestalten und Alltagswidrigkeiten puffern können. Der Schlüssel dafür liegt im eigenen Verhalten. 

Dem Partner eine Freude machen, aber wie?

Man sollte nicht zu weit denken, wenn man dem Partner und somit der Beziehung etwas Gutes tun will. Es sind nicht die teuren Ferien in der Karibik oder zeitintensive Aktivitäten, die die Beziehung am meisten bereichern, sondern die kleinen Gesten und Aufmerksamkeiten des Alltags. Diese können unterschiedlich aussehen – jeder muss selber herausfinden, welche kleinen Zeichen der Liebe und Zuneigung für ihn selbst und für den Partner richtig und wichtig sind. 

Um im Alltag ein positives Zeichen zu setzen zu können, müssen beide Partner wissen, was dem anderen gefällt. Zu diesem Zweck können sich beide (unabhängig voneinander) überlegen, was sie tun können, um dem Partner Freude zu bereiten. Diese Fragen können helfen, um herauszufinden, was dem anderen Freude bereiten könnte: 

  • Was kann ich im Alltag tun, damit es meinem Partner gut geht, damit er Freude hat und sich wohlfühlt? 
  • Welche Geschenke machen ihm Freude, welche meiner Handlungen, welche Gespräche und Diskussionen mit mir? Wissen Sie noch (oder bereits), welche Bücher der Partner gerne liest, welche Musik er mag, welchen Wein Sie ihm schenken können, welche Blumensorte und -farbe ihm Freude bereiten?
Was tut der Partner mir Gutes?

Erstellen Sie nun in einem ersten Schritt eine Liste von positiven Zeichen, welche Sie im Alltag umsetzen können. Prüfen Sie dann gemeinsam, ob die aufgeschriebenen Dinge beim Partner auch wirklich ankommen.

Im zweiten Schritt geht es darum, im Alltag zu bemerken, wenn der Partner etwas von seiner Liste tut. Verwöhnt er mich, indem er früher nach Hause kommt und sich Zeit für mich nimmt? Schenkt er mir Aufmerksamkeit und fragt nach, um mir etwas zuliebe zu tun? Fragen Sie sich gleichzeitig: Was tue ich, um meinem Partner Aufmerksamkeit, Zuneigung und Liebe zu zeigen? 

Es hilft, sich während einer Woche aufzuschreiben, was für positive Zeichen man von seinem Partner empfangen hat. Bitten Sie Ihren Partner, dasselbe zu tun (er notiert, was er Positives von Ihrer Seite wahrgenommen hat).

 

Machen Sie es sich am Ende der Woche mit Ihren Notizen gemütlich und tauschen Sie sich darüber aus: 

  • Welche Gesten haben Sie bemerkt?
  • Was hat Ihnen besonders gut gefallen und gutgetan?
  • Hat eine bestimmte Geste, ein bestimmtes Zeichen Sie zu etwas Neuem inspiriert? 

 

Wenn ein Ungleichgewicht zwischen Ihnen herrscht:

  • Wie ist dieses Ungleichgewicht entstanden?
  • Gibt es positive Zeichen, die übersehen wurden oder nicht richtig ankamen (Ihr Partner hat Sie zum Beispiel im Geschäft angerufen, um Ihnen etwas Liebes zu sagen, und Sie haben es als Kontrolle oder Störung empfunden)? 

 

Liegt über längere Zeit ein deutliches Missverhältnis vor, dann sollten Sie dies besprechen und die Ursachen für die Asymmetrie miteinander ergründen. Eine tragfähige und für beide stimmige Partnerschaft erfordert unter dem Strich ein ausgewogenes Geben und Nehmen. Beide Partner sollten sich entsprechend bemühen, ihren Beitrag zu einer positiven Stimmung zu leisten. 

Diskutieren Sie, was Sie sich voneinander wünschen, welche kleinen Aufmerksamkeiten Sie erfreuen würden. Seien Sie grosszügig mit Geben und vermeiden Sie kleinkrämerisches Abwägen. Geben Sie von Herzen, dann wird es in den allermeisten Fällen auch von Herzen zurückkommen. 

So schaffen Sie eine gute Grundstimmung
Gute Stimmung durch Was man tun kann
Aufmerksamkeit, Interesse

Wahrnehmen, was dem Partner wichtig ist

Sich interessiert zuwenden, aktiv zuhören, nachfragen 

Auf Wünsche und Bedürfnisse eingehen

Zugewandte Körperhaltung, nicken

Tonfall: interessiert, engagiert, wohlwollend 

Lob, Komplimente

Lob für das, was der Partner gut gemacht hat

Wertschätzung des Partners

Anerkennung des Engagements und der Leistungen des Partners

Komplimente machen, z. B. zu Aussehen, Fähigkeiten, dem Wesen des Partners

Tonfall: wohlwollend, engagiert, ehrlich 

Zärtlichkeit, Nähe

Zärtlichkeiten wie streicheln, küssen, halten, umarmen, massieren, körperlich lieben usw. 

 

Buchtipp
Was Paare stark macht
Was Paare stark macht
Kleine Gesten – grosse Wirkung

Nachfolgend finden Sie konkrete, nach Kategorien aufgeteilte Dinge, die einen positiven Einfluss auf die Stimmung in Ihrer Partnerschaft haben können. Welche Zeichen der Aufmerksamkeit schätzen Sie besonders? Ergänzen Sie in allen Kategorien einige persönliche Ideen und bitten Sie Ihren Partner, dasselbe zu tun.

Materielles (Geschenke, Mitbringsel) 

  • Blumen 
  • Wein
  • Pralinen 
  • Bücher
  • Kleider
  • Schmuck 
  • Weiteres: (eigene Ergänzungen)

 

Soziale Aufmerksamkeit 

  • Nachfragen, wie es geht 
  • Blickkontakt 
  • Lächeln
  • Lob
  • Weiteres: (eigene Ergänzungen)

 

Austausch im Gespräch 

 

Aktivitäten, die Spass machen 

Wissen, was dem Körper guttut.
«Wissen, was dem Körper guttut.»
Chantal Hebeisen, Redaktorin
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