Im Takt der inneren Uhr
Wer seine Aktivitäten im Einklang mit der inneren Uhr organisiert, lebt gesünder. Das zeigen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse.
aktualisiert am 11. Juli 2019 - 11:01 Uhr
Nicht alle Körpersysteme laufen stets auf Hochtouren. Aktivitäten wie Verdauung und Regeneration sowie geistige und körperliche Leistungsfähigkeit sind über 24 Stunden verteilt.
Dahinter steckt allerdings nicht eine zentrale innere Uhr. US-Wissenschaftler erhielten Ende 2017 den Medizin-Nobelpreis für ihre Forschung an Fruchtfliegen und die Erkenntnis, dass quasi jede Zelle eine genetisch festgelegte Uhr besitzt. «Das Eiweiss PER dient in den Zellen quasi als Zeitmesser», erklärt der Basler Chronobiologe Christian Cajochen. In jeder Zelle baut sich dieser Zeitmesser auf und von selber wieder ab. Jedes Organ, jedes Gewebe, jeder Zelltyp hat dabei seinen eigenen Zeitplan. Gleichzeitig synchronisieren sich die Körperzellen untereinander. «So erhält das System Körper eine zeitliche Struktur.»
Die Verdauung etwa arbeitet nur zu bestimmten Zeiten besonders effektiv, denn dann hat der Körper die Organe dafür vorbereitet. Wer zu anderen Zeiten isst, setzt eher Fett an. Und wer oft frühmorgens unter Leuten ist, wird eher krank, da das Immunsystem morgens schlechter arbeitet als abends.
«Wer seine Aktivitäten nach der inneren Uhr organisiert, lebt gesünder», sagt Cajochen. Schichtarbeiter, die ihre innere Uhr und damit die Abläufe im Körper stören, haben ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes und Depressionen, die WHO stuft Schichtarbeit als krebserregend ein. Schon ein früher Schul- oder Arbeitsbeginn und dann langes Ausschlafen am Wochenende sorgt für Chaos im Körper. Man sollte sich zumindest die ganze Woche über an die gleichen Essenszeiten halten.
Nach einem längeren Flug oder der Umstellung auf Sommer- und Winterzeit braucht die innere Uhr mehrere Tage, um sich wieder einzupendeln. Entscheidender Impulsgeber ist das über die Netzhaut registrierte Tageslicht.
Doch auch der individuelle Spielraum ist gross. So sind «Lerchen» frühmorgens aktiv und gehen abends früher ins Bett, während «Eulen» morgens später in die Gänge kommen und abends länger aufbleiben.