Weiss hat seinen Preis
Bleaching sei nicht zu empfehlen, sagen Fachleute. Es greift den Zahnschmelz an. Was man dennoch für ein strahlendes Lächeln tun kann.
aktualisiert am 18. Februar 2021 - 09:44 Uhr
Alle wollen weisse Zähne. Der Arzt Bartholomäus von Salerno empfahl schon im 12. Jahrhundert, «die Zähne mit Bimssteinpulver und getrockneten Nussschalen fest abzureiben, so werden sie schön und gleichen weissem Marmor».
Doch die meisten Menschen haben von Natur aus eher elfenbeinfarbene Beisser, manche leicht gelbliche. Hinzu kommt: «Der Alterungsprozess bringt ein natürliches Abdunkeln. Das kann man nicht aufhalten», sagt der Zahnarzt Peter Zuber von der unabhängigen zahnärztlichen Beratungsstelle in Winterthur. «Es ist zwar möglich, die Farbe durch Bleichen etwas aufzuhellen . Aber das wirkt nur vorübergehend und stoppt den Prozess nicht.»
Auch die Gewohnheiten haben Einfluss, Farbpigmente sammeln sich auf der Zahnoberfläche. Kaffee, Schwarztee, Rotwein, Fruchtsäfte und Nikotin lagern sich ab. «Dieser Biofilm lässt sich durch Zahnreinigung entfernen. Das vermindert Verfärbungen erheblich», so Zuber.
Bei guter Zahnhygiene reicht eine Zahnpasta mit wenig bis mittlerem Abrieb vollkommen aus. Ersichtlich ist er oft als RDA-Wert auf der Tube, er sollte unter 35 liegen. Nur hartnäckige Verfärbungen bei hohem Kaffee- und Teekonsum oder starkem Rauchen brauchen eine stärkere Abreibung. «Allerdings nicht regelmässig, sondern nur einmal pro Woche», rät Peter Zuber.
Denn in allen Whitening-Zahnpasten stecken feinste Putzpartikel, Aktivkohle oder Backpulver. Sie schmirgeln den Biofilm quasi von der Zahnoberfläche. Dabei geht aber auch immer etwas Schmelz verloren, der sich nicht mehr nachbildet. So kommt es zu überempfindlichen Zähnen, und das dunklere Zahnbein schimmert noch stärker gelblich durch. Schlimmer noch: «Stark abrasive Zahnpasten rauen die Oberfläche auf», erklärt Peter Zuber. «Das begünstigt das Ablagern der Pigmente und erschwert zunehmend die Reinigung.»
«Die Zähne werden durch Peroxid langfristig geschädigt».
Peter Zuber, Zahnarzt
Inzwischen fügen Hersteller ihren Zahncremen und Mundwassern weitere bleichende Substanzen zu, niedrig dosiertes Wasserstoffperoxid etwa oder Enzyme. Wie gut sie gegen Verfärbung wirken, dazu fehlt es an aussagekräftigen Vergleichsstudien, resümierten kanadische Forscher im Januar 2019.
Zahnarzt Peter Zuber rät vom Bleichen ab, egal, ob man es selbst tut oder durch eine Fachperson machen lässt. Nach etwa einem halben Jahr verblasse der Effekt ohnehin. Sinn ergebe nur das Bleichen eines wurzelbehandelten Zahns, der sich verfärbt. Das sei aber klar ein Fall für Profis.
Die meisten Zahnärzte bleichen aber auch gesunde Zähne – das kostet leicht mehrere Hundert Franken. Dazu tragen sie hoch konzentriertes Peroxid auf. In den Tagen danach reagieren die Zähne meist empfindlich auf heiss und kalt. Zudem ist das Zahnfleisch gereizt, wenn es mit Bleichsubstanz in Berührung gekommen ist. «Im Prinzip braucht es vor jedem Bleichen eine professionelle Zahnreinigung. Nur so kann man sicher sein, dass sich Zähne und Zahnfleisch eignen», sagt Peter Zuber. Karies , freiliegende Zahnhälse und entzündetes Zahnfleisch sprechen gegen eine Aufhellung.
Bleichprodukte für zu Hause wie Gels, Pens und Strips zum Aufkleben gibt es ab 20 Franken in Drogerien, Supermärkten und im Internet. Sie enthalten oft Peroxid in einer Konzentration von bis zu 6 Prozent. Für einen sichtbaren Effekt müssen sie mehrmals oder über längere Zeit angewandt werden. Zwischenräume und Zahnersatz werden damit nicht heller.
Egal, ob zu Hause oder beim Zahnarzt: «Die Zähne werden durch Peroxid langfristig geschädigt», sagt Peter Zuber. Vermehrt warnen Forscher, dass Peroxid das Collagengerüst im Zahnbein schwächt – und damit die Stabilität. Im April 2019 berichtete die US-Forscherin Kelly Keenan über Schäden durch handelsübliche Whitening-Strips, wie sie auch in der Schweiz legal verkauft werden. «Je öfter man sie anwendet, umso deutlicher wird der Schaden.»
Eine Schweizer Studie von 2016 zeigt zudem: Bleichen schadet auch dem Zahnschmelz . Dabei spielt die Konzentration des Peroxids weniger eine Rolle. Je länger und häufiger aber gebleicht wird, desto schädlicher – gerade auch dieser Umstand spricht gegen Whitening-Strips oder -Gel.
Quasi als sanfte Alternative wird seit einiger Zeit der Farbstoff Blue Covarine angepriesen. Er steckt in Zahnpasten, Mundwässern oder Sofort-Aufheller-Pens.
Das wirkt wie Make-up: Das Blau lässt als Komplementärfarbe gelbliche Verfärbungen für einige Stunden heller und weisser erscheinen. Die kanadischen Forscher bezeichneten 2019 den Farbstoff sogar als das Mittel, das am ehesten weisser macht.
Ansonsten bleibt nur noch eine Möglichkeit: «Wenn jemand trotz guter Putztechnik und regelmässiger Reinigung bei der Zahnärztin unter der Farbe der Zähne leidet, bleibt nur noch, sie zu überziehen – etwa mit Veneers oder Kronen», sagt Peter Zuber. Das ist nicht ganz billig – lässt aber auch das Lächeln der Hollywoodstars strahlen wie weissen Marmor.
Gute Zahnhygiene
- Zwei- bis dreimal täglich putzen – mit einer Zahnpaste mit mildem bis mittleren Abrieb (RDA unter 35). Nicht zu stark pressen. Mit Zahnseide/ -bürstchen auch die Zwischenräume säubern.
- Kosten: keine zusätzlichen
- Vorteile: Funktioniert gut im Alltag.
- Nachteile: Erfordert Disziplin.
Bleichen zu Hause
- Gering dosiertes (etwa 6 Prozent) Wasserstoffperoxid wird in Whitening-Strips oder als Gel in einer Zahnschiene auf die Zähne aufgebracht. Sanftere Methoden arbeiten unter anderem mit Fruchtsäuren. Studien zur Wirksamkeit gibt es kaum.
- Kosten: zwischen 20 und 50 Franken
- Vorteile: kein Zahnarztbesuch nötig
- Nachteile: Aufhellwirkung und -dauer deutlich geringer als beim Zahnarzt, häufig kommt es zu Anwendungsfehlern, Zwischenräume und Zahnersatz bleiben gelb,das Verfahren greift den Zahnschmelz an.
Bleichen beim Zahnarzt
- Zähne werden geprüft und gereinigt, dann wird hoch konzentriertes Wasserstoffperoxid (bis etwa 35 Prozent) auf die Vorderzähne aufgetragen.
- Kosten: 400 bis 700 Franken
- Vorteile: Sicherer, effektiver und nachhaltiger als das Bleichen zu Hause; auch Zahnersatz und Zahnzwischenräume werden gebleicht.
- Nachteile: Teuer, greift den Zahnschmelz an.
Verblenden
- Die vorderen Zähne werden überkront oder mit Veneers überzogen.
- Kosten: etwa 300 Franken pro Zahn
- Vorteile: schöne und dauerhafte Lösung für etwa 20 Jahre
- Nachteile: Zahnsubstanz geht durch Präparieren verloren, sehr teuer und aufwendig.