Zaubernuss, Hexenhasel, virginischer Zauberstrauch – bei diesen Begriffen tauchen unwillkürlich Gedanken an magische Rituale und Hexentanz auf. Hinter dem geheimnisvollen Namen verbirgt sich jedoch lediglich ein zwei bis drei Meter hoher Strauch mit dem lateinischen Namen Hamamelis virginiana.

Auf den ersten Blick handelt es sich um ein eher unscheinbares Gewächs. Die Hamamelispflanze hat aber einige Besonderheiten zu bieten. So wurde sie in ihrer Heimat, dem Osten der Vereinigten Staaten, von den Indianern und den eingewanderten weissen Siedlern als Wünschelrute angewandt – auf der hoffnungsvollen Suche nach Gold oder Wasser.

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Noch mehr schätzten die Indianer die medizinischen Heilkräfte, die in den Blättern und der Rinde des Strauchs stecken. Wie Zauberei kam es den weissen Einwanderern vermutlich vor, als sie sahen, welche Heilerfolge die Ureinwohner mit der Hamamelispflanze erzielten.

Tee, Aufguss oder Umschlag

Besonders bei Verletzungen, Nasenbluten, Hämorrhoiden, Menstruationsbeschwerden oder Haut- und Augenentzündungen «verschrieben» die indianischen Medizinmänner die Zaubernusspräparate: meist in Form von Tees, Aufgüssen oder Umschlägen.

Auch die Blüte des Hamamelisstrauchs rief bei den weissen Siedlern sicherlich den einen oder anderen Gedanken an Hexerei hervor. Denn der Strauch entfaltet seine gelbrote Blütenpracht im Winter, wenn sich alle anderen Pflanzen in tristes Braungrau kleiden. Diese ungewöhnliche Blütezeit und die wunderschöne Gelbfärbung der Blätter im Herbst veranlasste die Engländer im 18. Jahrhundert dazu, die Zaubernuss als Zierpflanze nach Europa zu bringen. Heute kann man in Parks und Gärten neben den nordamerikanischen auch verschiedene asiatische Hamamelisarten bewundern.

Woher ihr zaubervoller Name kommt, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Bekannt ist jedoch, dass sich die Siedler sehr schnell das medizinische Wissen der Indianer zunutze machten. Nachdem Hamamelispräparate zunächst auf dem amerikanischen Markt Erfolg hatten, schaffte die pflanzliche Droge Mitte des letzten Jahrhunderts dann den Sprung über den grossen Teich. Seither ist Hamamelis auch in Europa als Arzneimittel bekannt.

Mehr als ein Geschenk Manitus

Bis heute werden Hamamelispräparate in der Naturheilkunde und als Hausmittel verwendet, vor allem bei Hautproblemen, Venen- und Hämorrhoidalleiden, aber auch bei der Behandlung kleinerer Verletzungen. Während die Indianer die Heilwirkung der Pflanze als von Manitu gegeben hinnahmen, wollte es die westliche Wissenschaft etwas genauer wissen. Verantwortlich für die Heilwirkung sind die Inhaltsstoffe der Blätter und der Rinde des Hamamelisstrauchs. Sie wirken entzündungshemmend, adstringierend (zusammenziehend) und blutstillend. Diese Eigenschaften gelten nach modernem medizinischen Stand als gesichert.

Da sich Hamamelis nicht für den Anbau auf Plantagen eignet, wird das Pflanzenmaterial nach wie vor im Osten Amerikas in der Natur gesammelt, zum Teil immer noch von Indianern. Die aus den Rohstoffen hergestellten Extrakte dienen als Grundlage für medizinische Cremen, Salben, Lotionen, Sprays, Zäpfchen oder homöopathische Mittel. Auch die Kosmetikindustrie hat die Zaubernuss entdeckt und bietet Pflege- und Reinigungsmittel auf Hamamelisbasis an. Viele Nassrasierer «schwören» zudem auf reines Hamameliswasser als Aftershave, weil damit die kleinen Schnittwunden schneller abheilen.

«Sanfte Medizin» hat Konjunktur

Pflanzliche Präparate haben auch in der Schulmedizin Hochkonjunktur, weil sie in der Regel weniger unerwünschte Nebenwirkungen haben und seltener Allergien auslösen als die synthetisch hergestellten Medikamente. Das trifft auch für die Zaubernuss zu, die von manchen Hautärzten sogar als «sanfte Alternative» zu Kortison gepriesen wird. Hamamelispräparate lindern Beschwerden wie Juckreiz und Hauttrockenheit und fördern die Abheilung geschädigter Haut.

Deshalb eignen sich die Zaubernusspräparate als ergänzende Therapie, besonders in der Langzeitbehandlung von chronischen Hauterkrankungen. Trotzdem ist die Zaubernuss kein Zaubermittel, das die Verwendung von Kortison vollständig ersetzen könnte. Vielleicht auch deshalb, weil die westlichen «Medizinmänner» die traditionellen Zeremonien nicht kennen – und ohne die ist nach indianischer Auffassung keine Heilung möglich.

So kaufen Sie das richtige Mittel

  • Hamamelisprodukte enthalten die Wirkstoffe als Destillat oder als Flüssigextrakt. Die Extrakte können manchmal Allergien auslösen, da sie auf Alkoholbasis hergestellt werden und zudem noch Gerbstoffe enthalten. Bei empfindlicher Haut sind daher Arzneien auf Destillatbasis zu empfehlen.

  • Wichtig ist auch, in welcher Konzentration Hamamelis in einer Arznei enthalten ist. Äusserlich angewandte Präparate wirken nur dann entzündungshemmend, wenn sie mehr als 50 Prozent Hamamelisextrakt enthalten (0,5 Gramm Hamamelis pro 1 Gramm der Arznei).

  • Vorsicht bei Konservierungsmitteln und Emulgatoren! Sie können Allergien auslösen und empfindliche Haut zusätzlich reizen.

  • Bei trockener Haut sollten die Produkte rückfettende und feuchthaltende Substanzen enthalten.