Muskeln ohne Katerstimmung
Wer fit ist, spürt die Folgen des Alterns weniger. Warum also nicht in ein gutes Fitnessstudio, wo unter fachkundiger Anleitung trainiert wird? So finden Sie es.
aktualisiert am 6. Dezember 2019 - 14:17 Uhr durch
Auf die Schnelle 1000 Liegestütze in 23 Minuten: für Jack LaLanne war das kein Problem. 1936 eröffnete er in Kalifornien das erste Fitnessstudio. Er war Arnold Schwarzeneggers Vorbild. Und er war nicht nur durch seine Werbespots für Entsafter bekannt, sondern auch durch seinen Schwumm von Alcatraz nach San Francisco – in Handschellen. Fitnessguru LaLanne war damals 60 Jahre alt.
Für Normalsterbliche muss es ja nicht gleich eine solche Parforceleistung sein. Aber Fitness ist wichtig – vor allem mit zunehmendem Alter . Denn mit den Jahren nimmt bei jedem Menschen die Muskelmasse ab und der Körperfettanteil zu. Will heissen: Auch wer nicht schwerer wird, wird schwächer.
Wenn es um die Wahl des geeigneten Fitnessstudios geht, lassen sich die wichtigsten Entscheidungen bequem von zu Hause aus fällen: Was möchte ich erreichen, wie viel Zeit und Geld will ich investieren?
Die erste grosse Eingrenzung ist eine rein geographische. Idealerweise liegt das Fitnesscenter in unmittelbarer Nähe des Wohnorts, des Arbeitsorts – oder auf der Strecke dazwischen. Denn spätestens wenn man im Winter am frühen Morgen oder am dunklen Abend eigens das Auto von einer Schneedecke befreien sollte, um an den Trainingsort zu fahren, schmelzen die besten Vorsätze .
Als Nächstes sollte man sich über die Prioritäten klarwerden, denn über sie wird man bei einem Probetraining befragt. Hat jemand diagnostizierte physische Beschwerden wie zum Beispiel einen Bandscheibenvorfall, ist kein Fitnesscenter angesagt, sondern ein Physiotherapeut. Existieren Beschwerden, deren Grund man noch nicht kennt, sollte man zum Arzt gehen, bevor man sich einen Trainer sucht. Ist man gesund und möchte präventiv an der persönlichen Fitness arbeiten , ist man im Fitnesscenter genau richtig.
Fast alle Studios bieten heute ein kostenloses Probetraining an. Allerdings ist es hier wie mit allem, was gratis ist: Das Training soll zum Aboabschluss führen. Trotzdem ist das Probetraining nützlich, wenn man sich entsprechend vorbereitet. Welche Ziele möchte man erreichen? Findet der neue Trainer diese realistisch, und traut er sich zu, den Neukunden dabei zu unterstützen? Wie genau stellt er sich diese Unterstützung vor, und welchen Einsatz findet er angemessen?
Erfahrene Trainer raten, sich beim ersten Entscheid aufs Gefühl zu verlassen, da man eher dort trainiert, wo man sich wohl fühlt. Es gibt Klubs, die primär der Fitness dienen, andere dagegen sind eher Kennenlern-Plattformen. Das spürt auch ein Fitness-Neuling rasch.
Danach gibt es überprüfbare Kriterien: So zum Beispiel, wenn man sich ein Abo kauft und dann einige Wochen nicht trainieren geht, ist Funkstille ein schlechtes Zeichen. Wer regelmässig trainiert, sollte vom Trainer spätestens nach einigen Monaten auf eine Programmanpassung angesprochen werden: Denn wer jahrelang mit denselben Gewichten dieselben Wiederholungen abspult, kann bestenfalls den Status quo erhalten, macht aber keine Fortschritte.
Beobachter-Mitglieder erhalten im Merkblatt «Rechtslage bei Fitnessabos» weitere Tipps, worauf sie beim Abschluss eines Vertrags mit einem Fitnessstudio achten können und was nach Auffassung von Rechtsexperten als «wichtiger Grund» gilt, um vorzeitig aus einem Fitnessvertrag aussteigen zu können.
Beim Training geht es um eine Kombination aus Kraft- und Ausdauerelementen, für deren Zusammenstellung gerade Anfänger auf die Kompetenz von Trainern angewiesen sind. Diese allerdings ist Glückssache. Viele Zentren, auch teure an guter Lage, bezahlen ihren Angestellten mit tiefen Stundenansätzen. Das hat zur Folge, dass die wirklich Guten jede Chance packen, weiterzuziehen oder sich als Personal Trainer selbständig zu machen, und dass die Verbleibenden oft mässig motiviert sind.
Für Sportwillige gilt es nun, diejenige Ausnahme zu finden, die diese Regel bestätigt. Ein gutes Indiz für die Qualität eines Centers ist die Dichte an guten Trainern, die über einen eidgenössischen Fachausweis und mehrjährige Erfahrung verfügen. Man darf als Kunde ruhig nachfragen, wie lange ein Trainer schon in diesem Beruf arbeitet.
Weitere Ausbildungen, die Fachkenntnisse versprechen, sind Fachmann/frau Gesundheit- und Bewegungsförderung, eine dreijährige Berufslehre, sowie die Diplomausbildung Experte Gesundheits- und Bewegungsförderung.
Der Abopreis ist jedenfalls nur beschränkt ein Indiz für Qualität. Alle Schweizer Fitnessstudios sind zu günstig für das, was sie bieten. Betreuung und Infrastruktur sind auch in den teureren Klubs mehr wert, als man dafür zahlt. Vorausgesetzt, man nutzt das Angebot wirklich. So sollten zwei bis drei Trainings pro Woche realistisch sein – sonst lohnt sich das Abo nicht immer, und das Training ist frustrierend, weil man nicht vom Fleck kommt.
Immer komplexer zu überprüfen wird auch hier die Qualität der Trainer. Vor allem in grenznahen Gebieten kommen viele Trainer aus dem Ausland, was bedeutet, dass es eine Vielzahl von Diplomen gibt.
Ein Qualitätsmerkmal kann das Qualitop-Zertifikat sein. Es bedeutet, dass sich viele Krankenkassen mit einem Betrag von normalerweise zwischen 200 und 500 Franken pro Jahr am Jahresabo beteiligen. Die Kriterien, die ein Fitnesscenter erfüllen muss, reichen vom Nachweis von Reinigungskonzepten über Kundenfreundlichkeit bis zu Betreuungsdienstleistungen. Bewirbt sich ein Center um das Gütesiegel, muss zuerst ein Fragebogen ausgefüllt werden. Danach folgen zwei bis drei unangemeldete und zum Teil anonyme Kontrollbesuche. Rund zwei Drittel aller Schweizer Fitnessstudios sind Qualitop-zertifiziert.
Ein anderes Qualitätslabel ist der Fitness Guide. Er bewertet vor allem die Qualifikation der Mitarbeiter eines Studios. Die Skala reicht von 1 bis 5 Sternen.
Als Kunde kann man davon ausgehen, dass zertifizierte Center zumindest elementaren Qualitätskriterien entsprechen. Der Umkehrschluss gilt hingegen nicht: Ein Center, das nicht zertifiziert ist, muss nicht schlecht sein.