Ein weit gereistes Bienenhotel
Bei ihrer jüngsten Sammelaktion «Nature Heroes» hat sich Migros die Natur auf die Fahnen geschrieben. Ökologisch ist daran nicht viel.
Veröffentlicht am 9. April 2020 - 17:08 Uhr
Alois Gretler aus Littau LU freute sich über die Sammelsticker-Aktion «Nature Heroes» von Migros. Für fleissiges Einkaufen gibt es Pflanzensamen, etwa für Basilikum, Salbei und Klatschmohn. Und allerlei Gerätschaften «für Heldentaten in der Natur», so der Werbetext. Einen Sammelsticker erhält man pro 20 Franken Einkauf.
Angetan hatte es Alois Gretler das Insektenhotel . Das erhält man für zwei volle Sammelkarten à 20 Sticker, also für Einkäufen über mindestens 800 Franken.
Als Gretler sich den Produktezettel genauer anschaute, war es vorbei mit der Freude: Das Holz trägt zwar das FSC-Label für nachhaltige Holzwirtschaft, verwendet wird aber Kiefernholz aus Neuseeland. Produziert werden die Holzhäuschen in China.
Die Bienli-Loge ist nicht die einzige Prämie, die Tausende Kilometer weit entfernt produziert wurde und anschliessend hierher transportiert werden musste. So stammen beispielsweise auch die Kreidenkesseli, die Giesskanne und das Gartenwerkzeugset aus dem Reich der Mitte. Bei letzterem wird Holz aus Russland verwendet.
Man habe die Möglichkeit eingehend geprüft, die Hotels entweder in der Schweiz oder in Europa produzieren zu lassen. Das sei jedoch für diese Mengen nicht umsetzbar gewesen, lässt der Migros Genossenschaftsbund verlauten. Der Transport der Insektenhotels erfolgte per Schiff und sei damit so nachhaltig wie möglich. «Ausserdem haben wir sämtliche CO2-Emissionen vorgängig durch Myclimate berechnen lassen und 1:1 kompensiert. Konkret unterstützen wir ein Klimaprojekt in Indien.»
Etikettenschwindel, falsche Preisangaben, haarsträubende Werbung oder sonst ein Reinfall: Für Ärger von Konsumentinnen und Konsumenten ist leider nur allzu häufig gesorgt. Auch Beobachter-Redaktorinnen und -Redaktoren fühlen sich öfters für dumm verkauft. Was sie dabei erleben, lesen Sie unter dieser Rubrik.
3 Kommentare
Nun, wer für 800.- einkauft um ein Insektenhotel aus China mit Materialwert 10.- zu erhalten, wird nicht nur für dumm verkauft sondern ist es auch. Ab 50.- erhält man bei vielen gemeinnützigen Institutionen Insektenhotels, welche in deren Werkstätten aus Schweizer Holz produziert werden. Damit leistet man nicht nur einen Beitrag für die Umwelt, sondern auch für die soziale Intergration in der Schweiz. Die beiden Grossverteiler versuchen sich mit ihren "Öko"-Aktionen einen grünen Touch zu geben, dabei dienen diese Aktionen primär der Kundenbindungen und sind alles andere als "grün". In 10 Jahren können wir dann mit diesen tausenden von Plüschtieren und dem anderen Schrott aus China in den Kehrrichtverbrennungsanlagen Strom und Fernwärme produzieren. Nachhaltigkeit sieht anders aus.
Wer tatsächlich immer noch glaubt, dass MIGROS und COOP, sich effektiv um verantwortungsbewusste, ehrliche Wirtschaftlichkeit , Nachhaltigkeit, Fairness gegenüber Produzenten im In- und Ausland und KonsumentenInnen etc kümmern, ist realitätsfremd!
Es sollte langsam allen KonsumentInnen bekannt sein, dass Migros hauptsächlich China-Ware vertreibt. Ihr Argument bzgl. Herstellungskosten ist sowieso gelogen! Es gibt mehrere CH-Hersteller im Sozial-/Behindertenwesen welche dieses Produkt vertreiben!