Inkassobüro fordert Geld trotz Konkurs
Die Fitnesskette Hotshape schliesst alle ihre Filialen in der Schweiz. Das Inkassobüro Omnicas verlangt von Kundinnen trotzdem weiterhin monatliche Zahlungen.
Veröffentlicht am 25. Oktober 2021 - 09:58 Uhr
Fit bleiben – das wollte Andrea Dobler, als sie den Vertrag mit Hotshape by Weithaler GmbH abschloss. Neben dem Fitnessvertrag erhielt sie eine Teilzahlungsvereinbarung mit dem Inkassobüro Omnicas Management AG. Wenn sie diesen nicht unterschreibe, werde der Gesamtbetrag von über 4000 Franken sofort fällig, teilte das Inkassobüro ihr mit. Trotz schlechtem Bauchgefühl unterschrieb die St. Gallerin.
Zuerst machte ihr der Lockdown einen Strich durch die Rechnung. Als sie im September über die Webseite einen Termin buchen wollte, hiess es dort, der gesamte Monat sei bereits ausgebucht. Dobler recherchierte im Internet und las in diversen Berichten, dass alle Hotshape-Filialen geschlossen wurden. Sofort kündigte sie sowohl den Fitnessvertrag als auch die Teilzahlungsvereinbarung.
Das Unternehmen Hotshape mit Sitz in Liechtenstein und dem ehemaligen Mister Universum der World Fitness Federation als Inhaber hat vor wenigen Wochen Insolvenz angemeldet. Trotz Kündigung und Schliessung aller Filialen bekommt Dobler weiterhin Zahlungsaufforderungen vom Inkassobüro. Dieses behauptet gegenüber dem Beobachter, dass die monatlichen Beiträge trotz dauerhafter Schliessung weiterhin geschuldet seien.
Die Kundinnen hätten mit Hotshape eine «Vorleistungspflicht» vereinbart, welche durch die Teilzahlungsvereinbarung in monatliche Raten aufgeschoben worden sei. «Sofern die Kundinnen der Ansicht sind, Hotshape habe den Dienstleistungsvertrag schlecht erfüllt, so müssen sie sich an Hotshape wenden, um Ansprüche geltend zu machen», so Omnicas. Ob berechtigte Gründe bestünden, um den Dienstleistungsvertrag – trotz fix vereinbarter Laufzeit und Vorleistungspflicht – einseitig zu beenden, müsse im Einzelfall beurteilt werden.
Die Argumente der Omnicas sind juristisch nicht schlüssig. Weil Hotshape ihre vertraglichen Pflichten gar nicht mehr erfüllt, können Kundinnen sofort vom Vertrag zurücktreten und müssen ab dem Zeitpunkt der Schliessung nichts mehr bezahlen. Andrea Dobler und andere betroffene Kundinnen können sich mit unserem Musterbrief gegen das Inkassobüro wehren. Eine Kopie zur Kenntnisnahme sollte zusätzlich per Einschreiben an Hotshape geschickt werden.
Beobachter-Mitglieder erhalten im Merkblatt «Rechtslage bei Fitnessabos» weitere Tipps, worauf sie beim Abschluss eines Vertrags mit einem Fitnessstudio achten können und was nach Auffassung von Rechtsexperten als «wichtiger Grund» gilt, um vorzeitig aus einem Fitnessvertrag aussteigen zu können.
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