Salt-Kunde kritisiert Rechnung und wird gesperrt
Ein Kunde will einen ungewollten SMS-Dienst nicht bezahlen. Daraufhin sperrt Salt dem Mann den Anschluss und kündigt schliesslich das Abo. Diese Reaktion des Mobile-Anbieters ist rechtswidrig.
Veröffentlicht am 11. Oktober 2021 - 12:10 Uhr
Die schlüpfrigen SMS der diversen Damen klickte Pierre Périat jeweils weg. Der pensionierte Hausarzt aus Binningen lebt seit Jahren in einer glücklichen Beziehung. Auch die Nachrichten, wie er schnell Geld verdienen kann, löschte er unbesehen – er hat genug gearbeitet in seinem Leben.
Warum er diese sogenannten Premium-SMS bekam, ist Périat ein Rätsel. Er hat sie nie bestellt und nie etwas bestätigt. «Warum sollte ich kostenpflichtige Dienstleistungen bestellen, die mich absolut nicht interessieren?»
Als er auf der Rechnung sah, dass ihm dafür 130 Franken verrechnet wurden, bestritt Périat den Betrag per Einschreiben gegenüber Salt und dem Absender Mobile Trade. Und bezahlte – richtigerweise – nur den unbestrittenen Teil der Rechnung.
Widerrechtlich gekündigt
Salt mahnte ihn trotzdem für den offenen Betrag, sperrte dann den Mobile-Anschluss und kündigte ihm schliesslich. Damit hat Salt die Fernmeldeverordnung verletzt. Denn: Wenn Kunden verrechnete Mehrwertdienste bestreiten, dürfen Anbieter den Anschluss weder sperren noch vor der Beilegung des Streits kündigen.
Périat bestritt die Forderung erneut und wandte sich an die Schlichtungsstelle Ombudscom
. Salt hielt zwar an der Behauptung fest, Périat habe die Dienstleistung bestellt, erliess ihm aber alle Kosten. Zudem akzeptierte das Unternehmen den Vorschlag des Ombudsmans, auch auf die Abogebühren ab der Sperrung zu verzichten.
Meldung an Absender nicht nötig
Warum es zur rechtswidrigen Sperrung und Kündigung gekommen ist, will der Anbieter Salt nicht kommentieren und verweist auf das abgeschlossene Schlichtungsverfahren.
Aus dem Datenverkehr gehe hervor, dass Périat die Bestellung per SMS bestätigt habe, sagt die Firma Mobile Trade, die die SMS verschickt hatte. Sie räumt aber ein, dass solche Bestätigungs-SMS manchmal ungewollt abgesendet werden. «Dann ist der Kundendienst kulant und erlässt die Kosten.»
Es ist jedoch nicht nötig, sich beim Absender zu melden. Es genügt, wie Périat die SMS-Kosten gegenüber Salt zu bestreiten und von der Rechnung abzuziehen.
Haben Sie oder Ihr minderjähriges Kind eine Rechnung erhalten, ohne dass Sie je einem Vertrag zugestimmt haben? Beobachter-Mitglieder können sich gegen unbestellte SMS- und Internetverträge mithilfe von Musterbriefen zur Wehr setzen und diese an den Anbieter schicken.
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