«Nachhaltigkeit ist ein Prozess»
Der Ratgeber «ÖKOlogisch!» hilft, nachhaltiger zu handeln. Das gehe nicht von heute auf morgen, sondern sei ein Prozess, sagt Autorin Stephanie Hess.
Veröffentlicht am 12. Januar 2021 - 16:35 Uhr
Beobachter: Frau Hess, im Buchtitel «ÖKOlogisch!» klingt es ganz einfach – logisch. Was hält uns trotzdem vom nachhaltigen Konsum ab?
Stephanie Hess: Ich glaube, viele von uns wollen eigentlich schon ökologischer leben. Es ist aber schwierig, aus dem Kanon an Studien und Erkenntnissen das rauszufiltern, was wir konkret machen können. Und dann sind wir eben auch Menschen. Unser Verhalten zu ändern
, gerade wenn es um Verzicht geht, fällt schwer.
Sie sagen, Nachhaltigkeit sei ein Prozess. Was genau meinen Sie damit?
Unser Umfeld ist noch nicht so, dass wir durchgängig nachhaltig konsumieren können. Wichtig ist aber, sich auf diesen Prozess einzulassen, im Wissen darum, dass wir es nicht von Anfang an perfekt machen können. Also, auch wenn wir hier und da Ausnahmen machen: dranbleiben!
Sie nehmen sich im Buch fünf grosse Bereiche vor. Warum gerade die?
Ich wollte im Buch die Felder in den Blick nehmen, in denen wir im täglichen Leben verhältnismässig einfach etwas ändern können. Zunächst mal die Lebensmittel: Sie verursachen fast einen Drittel der Umweltbelastung durch Konsum, da spielt auch das Problem des Foodwaste rein. Die Mobilität, die insbesondere in Bezug aufs Klima ein wichtiges Feld darstellt. Und dann Kosmetikprodukte und Mode
. Bei Kleidern steht vor allem der Aspekt der sozialen Verantwortung im Zentrum.
Foodwaste ist ein grosses Thema. Da kann sich vermutlich niemand ganz freisprechen davon. Mit welchen Tricks kann man vorbeugen?
Ja, das passiert uns leider allen. Ich versuche, bewusster einzukaufen. Ich überlege genau, was ich kochen möchte, und dafür kaufe ich ein. Ein anderer Tipp sind durchsichtige Behälter im Kühlschrank
. Dann sieht man sofort, was noch da ist. Auch im Restaurant kann man sich Reste einpacken lassen.
Zum Shoppen: Obwohl oft schon viele Kleider im Schrank hängen, haben wir Lust auf Abwechslung. Gibt es Einkaufen mit gutem Gewissen?
Ich habe für mich das Secondhand-Shoppen entdeckt. Damit kann ich mein Verlangen nach etwas Neuem im Schrank erfüllen, ohne schlechtes Gewissen. Es gibt auch tolle Marken, die sich auf faire und ökologische Produktion konzentrieren. Das ist super. Aber was man miteinbeziehen muss: Alles neu Produzierte benötigt neue Ressourcen und verursacht neue Verschmutzungen.
- Foodwaste geht ins Geld. Pro Person werden jährlich 600 Franken für Lebensmittel ausgegeben, die im Abfall landen.
- Würde jede Schweizer Familie ein Suppenhuhn pro Jahr essen, müssten keine Hennen mehr verbrannt werden.
- Wenn sich die ungenutzten Lebensmittel der Industrieländer einfach umverteilen liessen, würden sie problemlos reichen, um die Grundbedürfnisse der 870 Millionen Menschen zu decken, die unter chronischer Unterernährung leiden.