So werden Sie Ihr Geld los
«Sie haben gewonnen!» oder «Lukrativer Nebenverdienst!» – hinter solchen Angeboten stecken oft Betrüger und Abzocker. Das sind ihre beliebtesten Maschen.
aktualisiert am 22. August 2018 - 15:20 Uhr
Wenn Sie in einen finanziellen Engpass geraten oder gar überschuldet sind und von der Bank keinen Kredit mehr erhalten, klingen Inserate von unseriösen Kreditvermittlern und Schuldensanierern sehr verlockend. Sie versprechen Ihnen, alle finanziellen Probleme zu lösen – Sie sollen nur monatlich Geld an den Sanierer zahlen, er leite es dann an Ihre Gläubiger weiter, um die Schulden ein für allemal zu tilgen.
Nach einigen Monaten werden Sie vielleicht feststellen, dass Sie weiterhin Mahnungen und Betreibungen erhalten. Dann ist klar, dass Sie auf eine unseriöse Firma hereingefallen sind. Die gezahlten Raten hat der unseriöse Sanierer für sich behalten. Ihre Schulden sind daher nur noch grösser geworden.
Tipp
Wenden Sie sich nur an seriöse Schuldenberatungsstellen – sie werden etwa vom Kanton oder von der Caritas betrieben. Haben Sie schon einen falschen Sanierer bezahlt, prüfen Sie sofort die Kündigungsmöglichkeiten im Vertrag. Lassen Sie sich seriös beraten.
Viele erhalten die erfreuliche Gewinnmitteilung per Post. Wie alle anderen Adressaten haben Sie den dritten Preis in Höhe von 3000 Franken gewonnen. Um dieses Geld zu erhalten, müssen Sie an einem Carausflug teilnehmen, verbunden mit einem kostenlosen Mittagessen und weiteren Geschenken. Gewünscht ist, dass Sie weitere Personen mitbringen.
Denn es geht nicht um eine Gewinnübergabe, es handelt sich um eine Werbeveranstaltung. Stundenlang werden Sie im Säli eines Restaurants von gewieften Verkäufern bearbeitet. Die preisen überteuerte und meist nutzlose Ware an, etwa medizinische Geräte ohne Wirkung, und setzen Sie dabei unter Druck. Von einem Gewinn ist keine Rede mehr – und die Gewinnversprechen sind so geschickt formuliert, dass Klagen vor Gericht kaum Chancen haben.
Tipp
Werfen Sie solche Post in den Papierkorb. Gehen Sie nicht auf die Werbefahrten – auch wenn Sie kaufresistent sind. Im Übrigen können Sie davon ausgehen, dass man die Adressen der Teilnehmer an andere unseriöse Firmen weiterverkauft. Der Briefterror geht dann weiter.
Wer nach der Werbefahrt den Kauf bereut, kann aufgrund des Haustürgesetzes innert 14 Tagen mit eingeschriebenem Brief den Vertrag widerrufen. Bei allfälligen Lieferungen, etwa von Matratzen, verweigern Sie am besten die Annahme. Achtung: Wer den Kauf bar zahlt, hat oft grosse Mühe, sein Geld zurückzuerhalten.
Auf Webseiten unseriöser Betreiber finden Sie Software zum Download, Songtexte, Grusskarten, Gedichte, Hilfe für Hausaufgaben und vieles mehr. Klicken Sie auf diesen meist deutschen Seiten ein Angebot an, verlangt ein Eingabefenster Namen und Adresse. Nur wenn Sie genau hinsehen und den ganzen Text im Fenster lesen, erkennen Sie, dass Sie damit ein Abo abschliessen, das zwei Jahre läuft und jährlich zum Beispiel 96 Euro kostet.
Oft ist dieser Hinweis nur versteckt in den allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zu finden. Haben Sie die OK-Taste betätigt, sitzen Sie in der Vertragsfalle. Die Folgen: Rechnungen, Mahnungen mit Zuschlägen, Drohbriefe von Inkassofirmen oder Anwälten. Wenn Sie sich einschüchtern lassen und die Rechnung zahlen, erhalten Sie spätestens nach einem Jahr wieder Post. Dann wollen die Anbieter die Kosten für das zweite Jahr einkassieren.
Tipp
Achten Sie darauf, wo Sie im Internet Ihre persönlichen Daten eintippen. Meist fragt man nach Ihren Personalien nur, wenn man einen Vertrag mit Ihnen abschliessen will. Grundsätzlich sind im Internet geschlossene Verträge
gültig, und zwar ohne Rücktrittsrecht. Lesen Sie deshalb unbedingt das Kleingedruckte und suchen Sie nach versteckten Kosten. Bei kostenlosen Angeboten drucken Sie die AGB aus und bewahren sie auf.
Sind Sie in eine solche Abofalle getappt, bestreiten Sie die Forderung per Brief oder E-Mail. Machen Sie darin geltend, dass Sie nie einen kostenpflichtigen Vertrag abschliessen wollten. Reagieren Sie auf weitere Mahnungen dann nicht mehr. Bis heute sind dem Beobachter rund um diese Anbieter weder Betreibungen noch Klagen in der Schweiz bekannt.
Die Mitteilung kommt per Brief oder per E-Mail. Die ausländischen Absender, viele aus Spanien, teilen Ihnen mit, dass Sie das grosse Los gezogen hätten. Der versprochene Gewinn liegt oft bei über 900'000 Euro. Damit Sie den grossen Gewinn bekommen, müssen Sie sich anscheinend vorher beim Absender melden. Sie sollen ins Ausland telefonieren oder gleich Ihre Personalien einsenden.
Haben Sie Ihr Interesse am Gewinn angemeldet, beginnt sich die Falle zu schliessen: Eine erste Rechnung lässt nicht lange auf sich warten. Sie sollen einige hundert oder gar tausend Euro ins Ausland überweisen. Es heisst dann, mit dieser Zahlung – für eine angebliche Steuer oder Kommission – könne der Gewinn an Sie überwiesen werden. Danach folgt die nächste Rechnung mit irgendeinem Vorwand. Wer zahlt, ist sein Geld los. Den angeblichen Lottogewinn sehen Sie nie, denn die Absender sind schlichtweg Betrüger.
Bei einem Fall eines Beobachter-Abonnenten sollte der angebliche Lottogewinn bei einer Sicherheitsfirma hinterlegt werden (siehe Beispiel eines angeblichen Gewinnschreibens unten). Diese kassiert bei der Gewinnausschüttung zehn Prozent des Betrags. Der Absender des Schreibens setzt allerdings voraus, dass der Gewinner ihm bis zu einer gesetzten Frist Adress- und Bankkontodaten mitteilt. Ausbezahlt wird danach nichts – nur das Konto der geprellten Gewinner um einige Tausend Franken erleichtert.
Tipp
Reagieren Sie niemals auf solche E-Mails und Briefe. Auch wenn der Absender eine scheinbare Anwaltskanzlei ist und das Schreiben mit schönen Stempeln versehen ist: Sie können Ihr Geld nur verlieren.
Senden Sie auch auf keinen Fall Ihre Bankverbindung oder eine Ausweiskopie ein. Sie riskieren, dass man Ihr Konto plündert.
Mit vermeintlichen Gewinnversprechen versuchen dubiose Firmen, nicht nur sich selbst zu bereichern, sondern auch an Personendaten zu gelangen. Beobachter-Mitglieder erfahren, wie sie Konsumfallen erkennen, wie sie sich dagegen wehren und diese mittels Musterbrief direkt dem Seco melden können.
Im Schreiben aus dem Ausland steht, es sei jemand gestorben, der den gleichen Nachnamen trug wie Sie. Er habe viel Geld, aber keine Erben hinterlassen. Wenn Sie Ihr Konto angeben, winke ein Anteil am Erbe.
Tipp
Antworten Sie nicht auf solche dubiosen Schreiben. Es geht höchstwahrscheinlich um Geldwäscherei. Sobald Sie Ihr Konto zur Verfügung stellen, machen Sie sich strafbar.
Lukrative Nebenverdienste finden Sie in Inseraten, auf Flugblättern, im Internet oder durch Bekannte. Ohne grossen Aufwand lasse sich angeblich viel Geld verdienen. Tatsächlich sind seriöse Angebote aber rar. Den grossen Schnitt bei zweifelhaften Stellenangeboten machen nur die Anbieter. Entweder müssen Sie erst eine teure Ausbildung absolvieren – die Schulungen sind jedoch nutzlos – oder weitere Opfer anwerben.
Tipp
Zahlen Sie nie Geld für Nebenjobs im Voraus, auch keine Nachnahme- oder Telefonspesen. Schliessen Sie auch keine teuren Ausbildungsverträge ab und nehmen Sie nie einen Kredit dafür auf. Tun Sie das, verlieren Sie wahrscheinlich Ihr Geld. Wenn Sie unterschreiben, können die Anbieter Sie erfolgreich betreiben. Und: Falls es sich um ein Schneeballsystem handelt, machen Sie sich strafbar, wenn Sie weitere Teilnehmer anwerben.
Wenn Bekannte plötzlich Finanzberater sind und sich für eine unabhängige Beratung empfehlen, sollten Sie misstrauisch werden. Oft sind diese selber Opfer einer Jobfalle. Sogenannte Strukturvertriebe versprechen Mitarbeitern grosse Verdienste. Weil sie vor allem an Provisionen verdienen, müssen sie möglichst viele Produkte verkaufen. Empfohlen wird stets eine langfristige Lebensversicherung oder ein Sparplan. Man versichert, der Vertrag sei jederzeit auflösbar und Sie erhielten Ihr Geld zurück. Das stimmt so nicht. Ein Grossteil der gezahlten Prämien geht für Provision, Abschluss- und Risikokosten drauf.
Tipp
Unterschreiben Sie nichts. Sparen Sie bei der Bank; schliessen Sie Risikoversicherungen ohne Sparteil ab, wenn Sie Vorsorgelücken stopfen wollen. Lassen Sie sich direkt von Bank oder Versicherung beraten; vergleichen Sie die Angebote.
Die hartnäckigen Anrufer versprechen hohe Gewinne und rechnen vor, wie viel Geld Sie nicht verdient haben, weil Sie noch nicht eingestiegen sind. Es geht um Devisenhandel oder «todsichere» Optionsgeschäfte; Sie könnten auch mit einem geringen Betrag einsteigen. Später sollen Sie dann mehr Geld überweisen. Oft versickert Ihr Kapital irgendwo in der Firma. Die Käufe und Verkäufe lösen hohe Spesen aus. Auf Kontoauszügen werden hohe Gewinne ausgewiesen – doch die lassen sich nicht überprüfen. Wahrscheinlicher ist, dass Ihr Geld dazu benutzt wird, andere Kunden auszuzahlen.
Tipp
Auf jeden Fall Finger weg!
- Die erste Kontaktaufnahme erfolgt unaufgefordert via Telefon, E-Mail oder Brief.
- Der Anrufer stellt sich als Kadermitglied einer Vermögensverwaltungsfirma vor, täuscht Seriosität vor und gibt dem Angerufenen das Gefühl, wichtig zu sein. Meistens geht es um eine «einmalige Chance» oder eine Anlage, die nicht allen offenstehe. Vorsicht ist angebracht, wenn er kein Wort über die persönliche Situation oder die finanziellen Ziele des Angerufenen verliert.
- Meist wird eine hohe Rendite versprochen. Die Anlage selbst bleibt jedoch nebulös. Je verlockender die Erträge klingen, desto grösser ist die Gefahr, dass es sich um einen unseriösen Anbieter handelt.
- Es wird Druck erzeugt. Oft muss sich der Anleger rasch für die Anlage entscheiden.
- Die Anbieter operieren aus dem Ausland.
- Die Unterlagen sind kompliziert, unverständlich und oft in einer anderen Sprache verfasst. Fakt ist: Weder Broschüren noch eine gute Website sagen etwas über die Seriosität des Anbieters aus.
- Opfer müssen Gebühren an ausländische Banken überweisen.
- Die Verzögerungstaktik: Die Anbieter nennen immer neue Gründe, weshalb das Guthaben nicht ausbezahlt werden kann.
- Sobald die Betrüger genügend eingenommen haben, verschwinden sie von der Bildfläche. Die Homepage ist plötzlich inaktiv, und die Telefonnummern funktionieren nicht mehr.
Schweizerische Kriminalprävention: www.skppsc.ch