Die missbrauchen Nacktbilder von mir – was tun?
Unbekannte haben im Namen einer Bernerin eine Pornoseite eröffnet. Dank dem Beobachter ist die Site nun offline. Was tun, wenn man Opfer eines Deepfakes wird?
Veröffentlicht am 16. Januar 2025 - 13:55 Uhr
Jana Meyer postet regelmässig Fotos von sich auf Instagram: Die 22-jährige Bernerin arbeitet neben ihrem Beruf als Landschaftsgärtnerin als Model, unter anderem für einen Unterwäschehersteller.
Ende November hatte dieser Nebenjob plötzlich unangenehme Folgen: Die junge Frau wurde Opfer eines digitalen Identitätsdiebstahls
, auch Deepfake genannt. Unbekannte erstellten unter Jana Meyers Namen ein neues Instagram-Profil und luden dort die gleichen Fotos hoch, die Meyer auf ihrem eigenen Profil hat.
Zudem verlinkten die Täter auf eine Fansly-Seite, eine Art Online-Community, auf der man gegen Bezahlung Nackt- oder Pornoaufnahmen sieht. Auch diese Seite erstellten die Täter in Meyers Namen und verwendeten ihre Instagram-Fotos für die Startseite.
Opfer wehrt sich gegen Pornovorwürfe
Wer auf der Fansly-Seite den geforderten Betrag zahlte, bekam hinter der Bezahlschranke Sexvideos zu sehen , auf denen das Gesicht der Frau nicht sichtbar ist. Mit diesem Trick konnten die Täter den Anschein wahren, die Videos zeigten Jana Meyer. Doch sie stellt klar: «Das bin nicht ich auf diesen Aufnahmen, ich würde nie Nacktbilder oder Sexvideos publizieren.»
Für Meyer war die Situation sehr belastend. «Ich wurde beschimpft und verspottet. Und ich befürchtete, die Eltern meiner Schützenjunioren würden ihre Kinder nicht mehr zu mir ins Training schicken.» Sie ging zur Polizei und erstattete Anzeige gegen unbekannt wegen Identitätsdiebstahls. Zudem verlangte sie von Instagram-Betreiber Meta und dem Fansly-Website-Dienstleister, dass die Inhalte vom Netz genommen werden.
«Ich würde nie Nacktbilder oder Sexvideos publizieren.»
Jana Meyer, Deepfake-Betroffene
Auf Instagram verschwanden zwar Meyers Fotos, das Fake-Profil blieb aber bestehen. Und auf Fansly passierte nichts – bis der Beobachter anfing zu recherchieren: Nach einer Medienanfrage an die spezialisierte Cybercrime-Abteilung der Kantonspolizei Zürich machte diese eine Meldung an die Seitenbetreiberin. Und das wirkte: «Kurz nach der Anfrage unserer Spezialisten wurde die Seite gesperrt», sagt Carmen Surber, Mediensprecherin der Kantonspolizei Zürich.
Bei ausländischen Anbietern wirds schwieriger
Wenn solche gefälschten Websites auftauchen, ist es oft schwierig, sie selbst wieder vom Netz zu bekommen. Wenn die Website die Schweizer Domain-Endung «.ch» trägt, können die Strafverfolgungsbehörden sie bei der Domain-Registrierungsstelle Switch löschen lassen. «Bei ausländischen Seiten können wir aber nur um eine Sperrung anfragen – ob sie es umsetzen, haben wir nicht in der Hand», sagt Surber.
Sie empfiehlt Deepfake-Opfern, sich wie Jana Meyer bei den Seitenbetreibern zu melden und die Löschung zu verlangen. Wenn das nicht hilft, können sie den Fall der Cybercrime-Abteilung der Kantonspolizei Zürich melden – unabhängig davon, in welchem Kanton sie leben. Wenn die Person in ihrem Wohnkanton auch eine Anzeige erstattet habe, tausche sich die Zürcher Polizei mit der anderen Dienststelle aus, sagt Surber.
- Melden Sie sich umgehend beim betreffenden Seiteninhaber und verlangen Sie eine Löschung der Inhalte.
- Opfer können Anzeige bei der Polizei erstatten. Seit September 2023 macht sich strafbar, wer eine fremde Identität verwendet.
- Wenn Kinder und Jugendliche Opfer sexualisierter Gewalt werden – etwa durch Nacktfotos, die jemand von ihnen im Internet teilt –, können sie sich an die Online-Beratungsstelle Clickandstop.ch wenden sowie an das beim international tätige Meldesystem Take It Down.
- Erwachsene Deepfake- oder Revenge-Porn-Opfer können den Fall über die Seite Stop Non-Consensual Intimate Image Abuse melden. Sie wird von einer international tätigen Stiftung betrieben, die auch die Revenge Porn Helpline betreibt.