«In Ländern, die als instabil gelten und eine hohe Kinderheiratsrate aufweisen, wird alle 30 Sekunden ein Mädchen verheiratet.» Mit dieser erschreckenden Feststellung beginnt der neueste Bericht von «Save The Children», einer gemeinnützigen Kinderrechtsorganisation. Darin stellt die NGO fest: Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen instabilen, sogenannten fragilen Staaten und erzwungenen Kinderehen von Mädchen. In solchen Ländern, die aufgrund fehlender staatlicher Strukturen und von Konflikten vom Zerfall bedroht sind, kommen Kinderehen doppelt so häufig vor wie in stabileren Ländern. 

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Jede zehnte Kinderehe wird in «extrem fragilen» Staaten vollzogen. Fast 560’000 Mädchen bekommen dort noch vor Erreichen der Volljährigkeit ein eigenes Kind. Das entspricht etwa jedem vierten Mädchen, das betroffen ist.

Laut der Analyse sei die Lage in der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad und dem Südsudan am verheerendsten. Gemäss der OECD ist die Fragilität von Staaten allerdings nicht nur auf Afrika südlich der Sahara beschränkt: «Vielmehr waren zwei der grössten Anstiege politischer und gesellschaftlicher Fragilität zwischen 2019 und 2021 in Afghanistan und Myanmar zu verzeichnen.»

Die Zahl der als fragil eingestuften Länder ist in den letzten Jahren angestiegen. Direkt zusammenhängend damit steigt die Gefahr für junge Mädchen, von einer Zwangsheirat betroffen zu sein.

Schweizer Fall: Mit zwölf Jahren schon Mutter

Doch auch in der stabilen Schweiz kommen immer wieder ähnliche Leidensgeschichten ans Licht: 2017 zeichnete der Beobachter die Geschichte der damals 37-jährigen Violeta N. nach. Sie wurde mit dreizehn Jahren mit einem acht Jahre älteren Mann verheiratet – in ihrem Geburtsland Serbien, wo die jugoslawische Heiratsurkunde Violeta offiziell als «mündig» erklärte und so eine Schweizer Strafverfolgung verhinderte.