Kaufen wir Gemüse im Lidl oder Coop, bezahlen wir direkt mit unserer Bank- oder Kreditkarte. Anders läuft es im Gesundheitswesen. Hier kaufen die Krankenkassen ein – mit unserer Kreditkarte. Uns bleibt, die Rechnung zu bezahlen. Die Kassen sind in diesem Geschäft die Treuhänder unseres Geldes und unserer Interessen. Wir möchten möglichst gute Gesundheitsdienstleistungen zu einem möglichst tiefen Preis. 

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100 Milliarden Franken Umsatz – Prämien explodieren

Wie gut nehmen die Kassen diese Rolle wahr? Leider nicht so gut. Das zeigt die Entwicklung der Gesundheitskosten. Sie kennt nur eine Richtung: nach oben. Der Umsatz im Gesundheitsmarkt überschritt vergangenes Jahr zum ersten Mal die Grenze von 100 Milliarden Franken. Und die Prämien explodieren. 

Das dürfte auch mit der viel beschworenen «Tarifpartnerschaft» zusammenhängen. Gemeint sind damit die Ärzte- und Spitalverbände einerseits und die Krankenkassen andererseits. Angeblich «partnerschaftlich» werden da die Preise verhandelt, die uns dann die exorbitanten Prämien bescheren. Ist das wirklich eine «Partnerschaft»?

Zu viele Missstände

Der Prämienticker des Beobachters hat im vergangenen halben Jahr einige wichtige Ursachen dieser Misere – veritable Missstände – ans Licht gebracht. Profitorientierte Augenärzte drehen ihren betagten Patientinnen und Patienten teure Implantate und Therapien ohne Nutzen an. Betreiber von Permanencen jammern öffentlich, sie stünden vor dem Konkurs. Dabei verdienen ihre Chefs eine halbe Million Franken und mehr. 

Es werden Leistungen verrechnet, die nie erbracht wurden.

Und schliesslich: Spitäler und Praxen verschicken eine befremdlich hohe Zahl an falschen Fakturen. Es werden Leistungen verrechnet, die nie erbracht wurden. Etwa einem 16-Jährigen 75 Paar Krücken

Unseren Leserinnen und Lesern gebührt Dank

Diese Recherchen wären ohne unsere Leserinnen und Leser nicht möglich gewesen. Das ist wirkliche Partnerschaft. Darunter sind erfreulich viele Ärztinnen und Ärzte. Sie melden sich, weil sie sich über die sich im Gesundheitswesen schon länger ausbreitende Profitgier ärgern. Und es sind, natürlich, Patientinnen und Patienten. Allen sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. 

Bei ihrem mühseligen Kampf für korrekte Abrechnungen mussten viele von ihnen Gefühle von Frust, Wut und Empörung bewältigen. Denn allzu oft stiessen sie bei den Krankenkassen mit ihren Beschwerden auf taube Ohren. «Melden Sie sich bei Ihrem Arzt», wurde ihnen beschieden. Oder: «Wir können nicht beurteilen, ob die Rechnung stimmt. Wir waren ja nicht dabei.»

Nur Dialog wird nicht funktionieren

Diese Reaktionen zeigen: Hier liegt etwas fundamental im Argen. Viele Krankenkassen können – oder wollen – die Versicherten nicht in ausreichendem Masse unterstützen. Das muss sich ändern. Deren Stimme muss gehört, deren Interessen besser vertreten werden.  

Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider will die Kostenexplosion mittels Dialog bremsen, am runden Tisch, wie sie gegenüber dem Beobachter sagt. Geklappt hat das bislang nicht. Der «tarifpartnerschaftliche» Austausch zeitigte gut klingende Medienmitteilungen. In der Sache änderte sich wenig.  

Es ist an der Zeit, die vermeintliche Partnerschaft als das zu sehen, was sie in Wirklichkeit ist. Nämlich ein Propagandabegriff der Leistungserbringer, der ihnen ihre Pfründe sichern soll. 

Die Prämienzahler brauchen eine Stimme

Und es ist an der Zeit, bei Fragen zum Gesundheitswesen und insbesondere bei den Tarifverhandlungen die geschlossene Gesellschaft von Ärzteverbänden und Krankenkassen aufzubrechen und jene Stimme mit ins Boot zu holen, die die Konsequenzen der heutigen «Tarifpartnerschaft» ausbaden muss: die Stimme der Prämienzahlerinnen und Prämienzahler. 

Der Beobachter-Prämienticker

Der Prämienticker schaut Lobbyisten und Profiteuren des Gesundheitswesens auf die Finger, deckt Missstände auf und sammelt Erfahrungen von Patienten, die unnötige Ausgaben vermeiden konnten.

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