Medikamente abgelaufen – darf ich sie noch einnehmen?
Wenn das Verfallsdatum überschritten ist, werden viele Arzneimittel einfach entsorgt. Ist das wirklich nötig oder sind sie noch gut?
Veröffentlicht am 17. November 2023 - 07:09 Uhr
Jedes Jahr landen Millionen abgelaufener Medikamente im Müll: Geschätzte 500 Tonnen werden in Haushalten entsorgt, in medizinischen oder tiermedizinischen Versorgung sind es über 4000 Tonnen. Dabei ist das oft gar nicht nötig. Denn das Verfallsdatum bei Medikamenten gibt nicht an, wann sie verderben , sondern wie lange ein Hersteller garantiert, dass sein Mittel 100-prozentig wirksam ist. Die meisten Medikamente könne man bedenkenlos über das Verfallsdatum hinaus einnehmen, sagt der Wiler Arzt Etzel Gysling.
Vorsicht sei nur bei flüssigen Präparaten wie Augentropfen geboten, insbesondere, wenn die Flasche schon geöffnet sei. «Dann droht eine Kontamination mit Viren und Bakterien», so Gysling.
Dennoch: Die Hersteller tragen bis zum Verfallsdatum die Verantwortung für die Wirksam- und Verträglichkeit und sind somit haftbar bei möglichen Nebenwirkungen. Konsumiert man das Arzneimittel darüber hinaus, geschieht dies auf eigenes Risiko.
Gleichzeitig sind die Hersteller gesetzlich oft nicht verpflichtet, die Haltbarkeit bis zur Maximaldauer der Wirksamkeit und Verträglichkeit zu prüfen. Würde man die Haltbarkeitsdauer erweitern oder abschaffen, könnte man verhindern, dass wirksame Medikamente entsorgt werden. Am meisten betroffen sind Institutionen, die Medikamente in grossen Mengen lagern: das Militär und der Katastrophenschutz. Statt die abgelaufenen Medikamente zu vernichten, sollten sie in Wirksamkeitstests investieren.
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