Weniger ist meist besser
Daheim möglichst viele Medikamente zu horten, um für jeden Fall gerüstet zu sein, ist nicht sinnvoll. Gezieltes Auswählen schon. Was man stets zu Hause haben sollte, um im Notfall gerüstet zu sein.
aktualisiert am 25. Februar 2019 - 14:00 Uhr
Verschrumpelte Pflaster, zerknüllte Mullbinden, Glasfläschchen mit undefinierbaren Flüssigkeiten, Tabletten ohne Beipackzettel. Und im schlimmsten Fall liegt alles durcheinander in einer Schublade oder einem Schuhkarton. Gemäss den Erfahrungen von Robert G. Koch, Allgemeinmediziner und Koautor des Beobachter-Ratgeberbuchs «Der kleine Schweizer Hausarzt», sind viele Hausapotheken in einem desolaten Zustand.
Und er mag sich nicht ausmalen, wie es im Notfall zugeht: Man findet das gesuchte Mittel nicht gleich, gerät in Panik, wühlt noch hektischer in den Sachen herum, Glasbehälter gehen zu Bruch – und der Patient bleibt unversorgt zurück. Dabei ist eine Hausapotheke dafür da, dass man schnell und richtig helfen kann bei Schmerzen oder Fieber. Oder dann, wenn sich der Filius das Knie aufgeschürft oder die Filia die Finger verbrannt hat.
Die meisten Schweizer Haushalte haben zwar irgendwo eine kleine Apotheke. Falsch ausgerüstet und vernachlässigt, nützt sie aber herzlich wenig. «Sorgen Sie für Ordnung», rät Koch deshalb. Oberstes Prinzip: Die Hausapotheke ist kein Pillenlager.
Wer darin Mittel anhäuft, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, oder Tabletten gegen längst Ausgeheiltes hortet, findet sich im Ernstfall schwer zurecht – und greift in der Hektik vielleicht nach dem Falschen.
- Notfall-Rufnummern auf einem grossen Zettel
- Erste-Hilfe-Anleitungen
- Mittel gegen Fieber und Schmerzen
- Magen-Darm-Mittel
- Wunddesinfektionsmittel und Heilsalbe
- Verbandsmaterial wie verschieden grosse Pflaster, Kompressen, Mullbinden
- spitze Pinzette, mit der sich Splitter und Zecken entfernen lassen
- Fieberthermometer (quecksilberfrei)
- Kühlpackungen (im Eisfach aufbewahren)
- Einmalhandschuhe
Deshalb: Fort mit lose herumliegenden Medikamenten ohne Beipackzettel! Prüfen Sie den Bestand einmal im Jahr und fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Arzt oder Apotheker, was Sie noch verwenden können oder besser entsorgen sollten. Alte Medikamente gehören nicht in den Kehricht
, man sollte sie in die Apotheke oder Drogerie zurückbringen.
Wie eine Hausapotheke zu bestücken ist, hängt davon ab, welche Personen im Haushalt leben und ob diese an bestimmten Krankheiten leiden. Wer beispielsweise auf bestimmte Lebensmittel oder auf Insektenstiche
lebensbedrohlich allergisch reagiert, tut gut daran, ein Notfallset in der Hausapotheke zu deponieren.
Was tun mit losen Pillen?
Entsorgen – die Gefahr einer Verwechslung wäre sonst zu gross.
Wie erkenne ich, ob ein Medikament noch gut ist?
Sobald es seltsam riecht, schmeckt, wenn es bröckelt, eingetrocknet ist, sich trennt oder farblich verändert hat, sollte es aussortiert werden.
Sollte man abgelaufene Medikamente wegwerfen?
Das Verfalldatum garantiert die Wirksamkeit eines Medikaments. Der Apotheker weiss, ob ein «abgelaufenes» Heilmittel noch verwendet werden kann.
Welche Medikamente dürfen in den Hausmüll?
Medikamente ohne Gefahrenpotenzial wie befeuchtende Augentropfen oder gewisse Homöopathika. Die meisten Medikamente sollten in die Apotheke gebracht werden, wo sie fachgerecht entsorgt werden.
Welche Zusatzinformationen gehören auf Medikamente?
Notieren Sie die Anweisungen, die der Arzt oder Apotheker gibt, gleich nach dem Kauf auf der Verpackung. Für wen ist das Medikament? Wogegen wurde es verordnet? In welcher Dosierung, wann und wie lange wird es angewendet? Womit kann es kombiniert werden? Nach der Anwendung können Sie Angaben zu Wirksamkeit und Nebenwirkungen für einen allfälligen späteren Gebrauch festhalten.
Aber Pillen und Salben allein reichen nicht aus, um schnelle Hilfe zu garantieren. Robert G. Koch rät deshalb, in der Hausapotheke einen grossen Zettel mit den wichtigsten Notfallnummern zu verwahren. Genauso wichtig: Kurzanleitungen für Erste Hilfe bei öfter auftretenden häuslichen Unfällen, damit man sofort weiss, wie man richtig reagiert bei Vergiftungen (vor allem bei Kindern) , Verbrennungen, Prellungen oder Schnittwunden.
Wer nur das Nötigste in die Hausapotheke packt, sorgt für Übersicht. Und wer sich dafür ein geeignetes Schränkchen oder ein Köfferchen anschafft, kann die notwendigen Dinge besser einsortieren. Flüssigkeiten, Desinfektionsmittel etwa, kauft man am besten in Plastikfläschchen. Platzieren Sie das Schränkchen oder Köfferchen so, dass es für Kinder unerreichbar ist. Dies an einem trockenen, kühlen Ort. Das Schlafzimmer oder der Flur ist dafür also besser geeignet als die Küche oder das Bad.
- Arzneimittel, die Sie regelmässig nehmen müssen; auf ausreichende Menge achten
- Mittel gegen Fieber und Schmerzen
- Magen-Darm-Mittel
- Insektenschutzmittel
- Wunddesinfektionsmittel und Heilsalbe
- Sonnenschutzmittel
- Verbandsmaterial wie verschieden grosse Pflaster, Kompressen, Mullbinden
- Fieberthermometer (quecksilberfrei)
- spitze Pinzette, mit der sich Splitter und Zecken entfernen lassen